Hochsauerlandkreis. Die Corona-Zahlen im Sauerland sind explodiert – die Situation auf den Stationen ist jedoch eine andere. Drei HSK-Kliniken geben einen Einblick.

Über 6700 Menschen im Hochsauerlandkreis sind aktuell (Stand Dienstag, 15. Februar) im Hochsauerlandkreis infiziert. Die 7-Tage-Inzidenz beträgt 1.885,9. Nur vor wenigen Tagen war der HSK Dritter in der Rangliste der Landkreisinzidenzen und ein Corona-Hotspot deutschlandweit. Es sind Zahlen, mit denen vor der Omikron-Variante niemand gerechnet hätte. Doch wie entwickeln sich bei diesem rasanten Zahlen-Anstieg die Situationen in den Kliniken? Werden auch mehr Menschen eingewiesen? Und wie blicken die Krankenhäuser im HSK auf die „Omikron-Wand“?

Stationär werden derzeit 52 Menschen wegen Corona im HSK behandelt

„Stationär werden 52 Personen im Krankenhaus behandelt, neun intensivmedizinisch betreut und fünf davon beatmet“, heißt es im aktuellen Lagebericht des Hochsauerlandkreises. Vor fünf Tagen waren es noch 39 Personen, die stationär behandelt wurden, Anfang Februar 38 Personen. Trotz der hohen Inzidenzen und der immensen Zahl an Erkrankten gehen die Zahlen auf den Intensivstationen nicht nach oben. Das liegt zumeist daran, dass Omikron zwar ansteckender ist, aber weniger schwere Verläufe bedingt. Diese Einschätzung teilen auch die Krankenhäuser auf Anfrage der WP Brilon.

Lesen Sie auch:Winterberg-Züschen: Nach Explosion drohte Haus einzustürzen

Lesen Sie auch:Streit um 2G plus in Brilon: Brutalo-Prügler in Ratsschänke

Das Klinikum Hochsauerland gibt an, dass seit Anfang der vergangenen Woche die Anzahl der Corona-Patienten im Klinikum Hochsauerland rückläufig sei. „Die Zahl der im Klinikum Hochsauerland stationär versorgten Covid-19-Patienten lag in den letzten 14 Tagen zwischen ca. 17 und 44 Patienten, davon 2 bis8 auf der Intensivstation“, schreibt Richard Bornkeßel, Sprecher des Klinikum Hochsauerland. Bei Patienten die in den letzten Tagen aufgrund anderer Grunderkrankung aufgenommen wurden, war nach Einschätzung der Standortleitung eine Zunahme an Patienten zu beobachten, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Der genaue Anteil der Zufallsfunde an der Gesamtzahl ist aber nicht auswertbar. Im St.-Marien-Hospital Marsberg werden laut Sprecherin Simone Yousef derzeit vier Patienten wegen Corona behandelt, keiner von ihnen liegt auf der Intensivstation. Zufallsfunde seien eine Seltenheit: „Die meisten Patienten, die zu einem geplanten Eingriff kommen, bringen ein negatives PCR-Testergebnis mit.“ Dennis Figlus, Geschäftsführer des St. Franziskus-Hospital Winterberg, beobachtet in der Klinik ebenfalls keine zufälligen Funde: „Aktuell behandeln wir einen Patienten auf Normalstation. Die Zahl der Patienten ist nicht merklich gestiegen. Die meisten Patienten haben wir während der Delta-Welle behandelt. Aktuell sind die Fälle leichter als noch vor einem Jahr“, beruhigt er.

Krankheitsbedingte Ausfälle im HSK durch Notfallpläne kein großes Problem

Ein weiteres Problem, das Omikron mit sich bringt, sind die vielen krankheitsbedingten Ausfälle, weil sich Mitarbeiter und Pflegepersonal ebenfalls mit Corona anstecken. „Ja, auch wir im St.-Marien-Hospital Marsberg haben mehr Mitarbeitende, die ausfallen, weil sie trotz Impfung selber von der Omikron Variante betroffen sind oder zu Hause ihre erkrankten Kinder betreuen müssen“, bestätigt Simone Yousef. „Wir kompensieren dies durch eine sehr flexible Personaleinsatzplanung. Pflegende werden beispielsweise auf anderen Stationen eingesetzt, wenn dort gerade „Not am Mann“ ist.“ An den vier Krankenhausstandorten des Klinikums Hochsauerland sind tatsächlich krankheitsbedingte Personalausfälle zu verzeichnen. „Die Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit der Abteilungen sind aber bisher beherrschbar. Alle Kliniken und Stationen arbeiten im regulären Betrieb. Sollte die Entwicklung der pandemischen Lage dies erforderlich machen, können in früheren Wellen der Pandemie bereits erprobte Notfallpläne sukzessive in Kraft gesetzt werden“, so Bornkeßel. Im St. Franziskus-Hospital Winterberg ist die Situation ähnlich: „Obgleich fast alle Mitarbeiter geboostert sind, fällt dennoch gelegentlich Personal aufgrund von Ansteckungen inklusive Symptome aus“, so Geschäftsführer Dennis Figlus. Dies sei aber die Minderheit. „Viel schwieriger ist es bei Ansteckungen innerhalb der Familien, wenn zum Beispiel die Kinder sich anstecken und dann nicht in die Schule können. Der Ausfall aufgrund „Familienerkrankung“ oder Quarantäne bzw. Homeschooling sind höher.“ Bislang habe man dadurch aber keine Versorgungsprobleme. „Wir haben seit Juli 51 weitere Pflegekräfte eingestellt, das ist ein Anstieg um 43,6 Prozent, sodass wir keine Mehrbelastung feststellen konnten“, betont Figlus mit Blick auf eine mögliche Überlastung des Klinik-Personals.

Die Situation sei für alle Berufsgruppen belastend in den HSK-Kliniken

Um die Gefahr einer Übertragung der besonders ansteckenden Omikron-Variante soweit wie möglich zu reduzieren, sind im Klinikum Hochsauerland vorübergehend keine Standardbesuche möglich. „Sobald das Infektionsgeschehen in der Region erkennbar nachlässt wird die Einschränkung aufgehoben“, heißt es seitens der Klinik. Einschränkungen der Besuchsregelung gibt es in der Marsberger Klinik bereits seit Monaten. Es darf täglich eine Person pro Patient zwischen 14 und 18 Uhr für eine Stunde zu Besuch kommen (mit 3G Nachweis und FFP-2 Maske). „Wir ermöglichen die Besuche so lang es möglich ist, weil wir wissen, wie belastend die Isolation im Krankenhaus für Patienten sein kann. Dennoch geht der Infektionsschutz vor. Der Corona-Krisenstab evaluiert zurzeit die Lage jeden Tag neu“, so Yousef. Dennis Figlus versichert: „Unser Besuchskonzept ist mit dem Gesundheitsamt abgesprochen und bietet genügend Schutz. Laut unseren Erkenntnissen haben sich hier bislang keine Patienten oder auch Mitarbeiter bei Einhaltung der Regelungen im Krankenhaus angesteckt.“ Sie sagt: „Die Situation ist für alle Berufsgruppen gerade sehr belastend, von der Reinigungskraft über die Pflege bis hin zu den Ärzten. Alle sind pandemiemüde, aber auch hochmotiviert, den Patienten die bestmögliche Versorgung zukommen zu lassen.“