Hochsauerlandkreis. Meist erkranken Kinder nur mild an Corona. Manchmal müssen sie in die Klinik. Zwei Kinderärzte zur Lage im Sauerland und mit Tipps für Eltern.

Die kinderärztliche Notfallpraxis im Ärztehaus am Karolinen-Hospital Arnsberg-Hüsten hat neue Regeln bezüglich der Notfallsprechstunden eingeführt. Eltern aus dem Hochsauerlandkreis, die mit ihren Kindern die Praxis in Hüsten besuchen wollen, müssen sich aus Gründen des Infektionsschutzes zuvor anmelden. Eine Maßnahme, die bei Inzidenzen von über 6500 unter den 5- bis 14-Jährigen im Hochsauerlandkreis allzu verständlich klingt.

Voranmeldung in der Arnsberger Notfallpraxis

Dr. med. Ralph Armbrust ist Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin und Notfalldienstbeauftragter der Pädiater in der NFP-Arnsberg am Karolinenhopital in Hüsten. Er erklärt die neuen Maßnahmen: „Selbstverständlich werden Patienten auch ohne telefonische Voranmeldung in der kinderärztlichen Notfallpraxis behandelt und nicht abgewiesen“, stellt er zu Beginn klar. „Allerdings wird darum gebeten an der Tür des Ärztehauses zu klingeln und sich anzumelden.“ Ein entsprechendes Schild hänge an der Tür des Haupteinganges. „Diese Maßnahme ist aufgrund des gegenwärtigen Infektionsgeschehens notwendig, um durch Terminvergabe eine Trennung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen mit nicht infektiösen von Patienten mit infektiösen Erkrankungen zu schaffen“, so Dr. Ralph Armbrust.

Mit Omikron kam es zu starkem Anstieg der Infektionen im HSK

Zur Zeit werde das Infektionsgeschehen durch SARS-CoV-2 geprägt. „Hierbei imponiert neben wenigen Fällen der Delta-Variante hauptsächlich die Omikron-Variante“, so Armbrust. Diese sehr infektiöse Variante ist laut Dr. med. Bartholomäus Urgatz auch für die hohen Inzidenzen unter den Kindern im HSK verantwortlich. Urgatz ist Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendmedizin im Klinikum Hochsauerland und erklärt: „Die vierte Welle der Pandemie begann Oktober November und zeigte Anfang Dezember ihre Spitze mit der Deltavariante. Als die Omikronvariante im Anschluss die Deltavariante ablöste kam es zu einem starken Anstieg der Neuinfektionen. Der Anstieg ist bis heute ungebrochen.“ Das spiegelt sich auch in den stetig steigenden Inzidenzen in dieser Altersgruppe. „Die Hohe Summe der Erkrankten ist mit der schlechten Impfquote in dieser Gruppe und den intensiven Kontakten und dem teils sehr milden beziehungsweise asymptomatischen Verlauf zu sehen“, so Dr. Bartholomäus Urgatz.

Dr. med. Bartholomäus Urgatz Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendmedizin im Klinikum Hochsauerland
Dr. med. Bartholomäus Urgatz Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendmedizin im Klinikum Hochsauerland © Privat | Klinikum Hochsauerland

Die Mehrzahl der Kinder zeige laut Dr. Ralph Armbrust aber einen unauffälligen beziehungsweise milden Verlauf. „Nur ein sehr kleiner Teil benötigt eine stationäre Behandlung und ein noch geringerer Anteil eine intensivmedizinische Behandlung mit Beatmungspflicht“, so Armbrust. Dem stimmt auch sein Kollege Dr. Bartholomäus Urgatz zu: „Aufgrund des aktuellen sehr hohen Krankheitsgeschehens kommt es auch vermehrt zu Hospitalisierungen. Bei Kindern kommt es nur in Ausnahmefällen zu schweren Verläufen. Derzeit werden Kinder täglich in deutschen Kliniken behandelt. Eine intensivmedizinische Behandlung ist aber in den seltensten Fälle nötig. Meist handelt es sich dann um vorerkrankte Kinder.“ Ralph Armbrust ergänzt: „Bei Säuglingen und Kleinkindern können schwere Verläufe auftreten, wobei ein Alter unter einem Monat, Vorerkrankungen und Anzeichen einer Infektion der unteren Luftwege Risikofaktoren für die Aufnahme auf eine Intensivstation sein können.“

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Kinder werden täglich im Krankenhaus behandelt - nur selten intensivmedizinisch

Generell sind sich die Mediziner in der Beschreibung der typischen Symptome einig: Fieber, Husten und Schnupfen. Dazu kommen Halsschmerzen, Kopf- oder Gliederschmerzen. Weitere Krankheitszeichen sind Magen-Darm-Symptome, Brustschmerzen und Herzrasen, sowie Luftnot. „In solchen Fällen sollten die Eltern Ihre Kinderärztin oder ihren Kinderarzt kontaktieren und nach Rücksprache in der Praxis vorstellig werden“, sagt Ralph Armbrust.

Eltern müssen sich ab jetzt vorher anmelden

Die kinderärztliche Notfallpraxis im Ärztehaus am Karolinen-Hospital, Stolte-Ley 9, 59759 Arnsberg-Hüsten bittet ab sofort um vorherige telefonische Anmeldung unter der Telefonnummer 02932/93117521 während der Sprechzeiten am Mittwoch und Freitag von 16 bis 19 Uhr und an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 9.30 bis 13 Uhr und 16 bis 19 Uhr.

Die Notfallpraxis wird von vielen Eltern angesteuert, nicht nur aus dem Hochsauerlandkreis sondern auch aus dem Kreis Olpe, Bad Berleburg oder Menden.

Auch wenn das Fieber sich nicht senken lasse oder der Allgemeinzustand sich verschlechtere sei ein Arztbesuch wichtig, führt Dr. Bartholomäus Urgatz aus. Ein aktueller „Covid-Schnelltest“ Zuhause könne sinnvoll sein. Bei einem positiven PCR-Test und Quarantäne sind die aktuellen Vorschriften des Infektionsschutzgesetzes NRW zu beachten. Bei der Behandlung Zuhause sollten die Eltern neben fiebersenkenden Maßnahmen auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr und leichte Kost achten, erklärt Dr. Ralph Armbrust. Nach sieben bis zehn Tagen sei eine Infektion abgeklungen.

Long Covid bei Kindern nur einmal im Klinikum Hochsauerland beobachtet

Ist Corona überstanden, droht allerdings ein weiteres Risiko: Long Covid. Viele Eltern fürchten Spätfolgen. „Long-Covid-19 ist derzeit bei Kindern- und Jugendlichen nur schlecht untersucht, insbesondere was die aktuelle Infektionswelle angeht“, erklärt Dr. Bartholomäus Urgatz. „Das Auftreten von Long-Covid betrifft allerdings auch Kinder- und Jugendliche, mir ist aus der täglichen Praxis seit Beginn der Infektion ein Long-Covid-Fall und ein PIMS-Fall aus unserer Kinderklinik bekannt. Repräsentativ ist das jedoch nicht.“ Derzeit erfolge ein Survey zu PIMS und Long-COVID-19 durch die DGPI.