Winterberg. Omikron breitet sich immer weiter aus. Deshalb gilt bald auch für die Gastronomen in Winterberg die 2G-Plus Regel. Die sind teilweise verärgert
Danica Wahle ist sauer. Die Betreiberin des „Kaffeehaus“ in Winterberg, hat, wie viele andere Gastronomen, mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen. Lockdown, Schließung, Maskenpflicht außerdem die Kontrolle des Impfstatus. Dabei schwebt das Damoklesschwert eines weiteren Shutdowns oder gar die Gefahr, sich mit dem Virus selbst anzustecken über ihrem Kopf - ab kommenden Donnerstag gilt dann auch für ihr gemütliches Café: 2G-Plus.
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Sprich: Nur noch dreifach Geimpfte dürfen sich bei ihr ohne einen Corona-Test einen Apfelstrudel oder ein Stück Torte genehmigen. Wahle atmet kräftig durch: „Für uns bedeutet das natürlich noch mehr Kontrollen und mehr Aufwand“, sagt sie. Dabei habe sie bereits jetzt immer wieder mit teilweise renitenten und schwer einsichtigen Kunden zu tun.
Genervter, ironischer Unterton
Wie zum Beweis betreten vier holländische Gäste das Café. Einer von ihnen trägt nur eine Stoffmaske und einer hat seinen Personalausweis nicht dabei. Es ist so, als hätten sie von den aktuell geltenden Corona-Regelungen noch nie was gehört. Bis dann alles geklärt ist und die Touristen schließlich vorschriftsmäßig den Personalausweis beigebracht und eine OP-Maske aus der Tasche gezogen haben, dauert es seine Zeit. Zum Dank kassiert Wahle dann auch einen genervten, mit ironischen Unterton vorgebrachten Spruch: „Ist richtig toll hier in Winterberg.“
Die Gastronomin guckt gequält. Das sei kein Einzelfall, sagt sie. Doch die neuen 2G-Plus Regelungen könnten für sie, wie für ihre Kollegen, so etwas wie einen weiteren Lockdown bedeuten, mutmaßt sie. Ungeboosterte Gäste würden sich ja nicht einfach testen lassen, nur um schnell mal einen Kaffee zu trinken, sagt sie. Die würden dann einfach nicht mehr in ihr Café kommen.
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Lob für Corona-Konzept
„Ich finde die neue 2G-Plus Regelung einfach nur noch total Banane. Das kann doch keiner mehr nachvollziehen“, sagte sie. Schließlich könnten ja, so Wahle, auch Geboosterte noch das Virus weitergeben. „Da steckt doch keine Logik dahinter“, schimpft sie. Sie selbst halte sich penibel genau an die Regeln. Am Eingang hat sie sogar ein Absperrband installiert, dass man nicht unkontrolliert in ihren Laden spazieren kann. Sie sei schon mehrfach vom Ordnungsamt der Stadt Winterberg kontrolliert und für ihr Corona-Konzept gelobt worden.
„Sobald einer meiner Mitarbeiter sich anstecken sollte, werde ich den Laden sofort schließen“, sagt sie. Sie wolle sich jetzt genauesten anschauen, welche Auswirkungen die neuen Regelungen auf ihren laufenden Betrieb haben und dementsprechend auch Konsequenzen ziehen. „Wenn das nicht so gut läuft, werde ich dann vielleicht wieder komplett auf den Außer-Haus-Verkauf umstellen“, so die Betreiberin.
Entspannter Betreiber im Skigebiet Neuastenberg
Dagegen wirkt der Betreiber von Dreyer’s Ski-In in Winterberg im Skigebiet Neuastenberg recht entspannt. „Ich glaube, dass die meisten, die zum Ski-Fahren kommen, auch etwas essen wollen“, sagt er. Diese würden sich im Vorfeld informieren, welche Regelungen gelten würden. Er sei nun aber gespannt, wie die Stadt das mit den Bändchen regeln würde, mit denen sich Geimpfte und Genesene bisher recht unkompliziert ausweisen. „Können wir als Gastronomen das dann als 2-G-Plus werten oder wie will Winterberg das regeln?“, fragt er.
Die Pressesprecherin der Stadt Winterberg, Rabea Kappen, weiß die Antwort: Die Bändchen werden weiterhin als normaler Nachweis für 2G-gewertet. Das bedeutet, dass man zwar weiterhin Skifahren darf, aber der Zutritt zur Gastronomie ohne einen aktuellen Test oder einer Boosterimpfung verweigert werden muss.
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Die neue Rechtslage liegt vor
„Die neue Rechtslage liegt uns mittlerweile vor“, sagt Kappen. Die Stadt sei vorbereitet und habe auch mit einer Verschärfung gerechnet, da diese auch von allen Fachleuten gefordert worden sei. Nachfragen vonseiten der Gastronomie gebe es bereits. Zunächst müsste die Stadt aber die konkreten Vorgaben auswerten und würde dann zeitnah auf die gastronomischen Betrieb zugehen.
Dabei macht auch der Winterberger Bürgermeister Michael Beckmann keinen Hehl daraus, was dies für die Gastronomen vor Ort bedeutet: „Die Einführung dieser Regelung wird die Gastronomie, die ja bereits massiv durch die bisherigen Maßnahmen betroffen wurde, wieder wirtschaftlich treffen“, so Beckmann. Vor dem Hintergrund der ansteigenden Fallzahlen mit Omikron sei dies zum jetzigen Zeitpunkt jedoch ein nachvollziehbarer Schritt.
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Forderung nach kommunalen Rettungsschrim
Da viele Menschen in NRW mittlerweile geboostert seien, gehe Beckmann davon aus, dass der Weg von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), geboosterte Menschen von der 2G-Plus-Regel auszunehmen, den Schaden für die Gastronomie in Grenzen halten könne. „Es ist richtig über diesen Weg, das Booster- und Impftempo in unserem Land weiter zu erhöhen. Dennoch sind mit der 2G-Plus-Entscheidung jetzt auch umgehend die Entschädigungsregelungen im Sinne der betroffenen Unternehmen nachzubessern“, fordert Beckmann. Dazu komme auch eine weitere Forderung, nach einem kommunalen Rettungsschirm für die touristisch geprägten Städte Deutschlands.