Brilon. Die Stadt Brilon ließ 2019 ihr Vorkaufsrecht für das ehemalige Finanzamt verfallen. Ein Investor gab ein Höchstgebot ab. Jetzt ändert sich alles.

Schneidende Kälte liegt über Brilon, doch das Fenster im Obergeschoss des ehemaligen Finanzamtes an der Flanke zur Oberen Mauer ist sperrangelweit offen. Dabei steht das Gebäude schon seit zehn Jahren leer. Mehr als ein Jahr ist es her, dass der Eigentümer, der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) das gesamte Areal höchstbietend einem Investor aus dem Raum München zugesprochen hat. Über die Bühne ist der Verkauf allerdings noch immer nicht, denn: „Der Höchstbietende hat sein Kaufinteresse Ende 2021 zurückgezogen.“

Kontakt mit Nächstbietendem aufnehmen

Das teilte das BLB am Freitag auf Anfrage der WP mit. Das BLB werde nun Kontakt „mit dem nächsthöchstbietenden Interessenten“ aufnehmen und mit dem über den Kauf zu verhandeln.

Was wird mit dem so exponiert stehenden Gebäude? Auch ein Abriss ist möglich.. 
Was wird mit dem so exponiert stehenden Gebäude? Auch ein Abriss ist möglich..  © Jürgen Hendrichs

Der Stadt Brilon kann dies nur recht sein. Denn je länger sich die Verkaufsverhandlungen zwischen dem BLB und dem bisherigen Höchstbietenden, einem in etlichen Branchen aktiven Geschäftsmann aus dem Raum München, hinzogen, um so größer wurde der Verdruss über das - so etwa SPD-Sprecher Hubertus Weber - „irrsinnig lange Verfahren“.

Stadt Brilon lässt Vorkaufsrecht verfallen

Der BLB hatte das ehemalige Finanzamt zum Startpreis von 210.000 Euro angeboten, nachdem die Stadt Brilon 2019 ihr Vorkaufsrecht hatte verfallen lassen.

Das Areal ist 2111 qm groß und umfasst neben dem Stammhaus auch noch zwei in der Oberen Mauer angedockte, allerdings marode Wohnhäuser; es besteht kein Denkmalschutz.

Der Erwerber muss 30 Prozent der auf dem Grundstück entstehenden Fläche auf 25 Jahre für Sozialwohnungen vorhalten.

Wie berichtet, hatte der Investor im November 2020, direkt nach Erhalt des Zuschlags in einer Immobilien-Community auf Facebook nach Co-Investoren gesucht, mit denen er das Projekt im Sauerland stemmen wollte.

Höchstbieter sucht Co-Investoren

Die Frage, warum er denn angesichts der niedrigen Zinsen „Tonnen an eigenem Geld verbrennen“ und privates fremdes Kapital akquirieren wolle, hatte der Geschäftsmann damit begründet, dass er Bilanzen und Steuererklärungen „auf die Schnelle nicht hinbekommen“ könne.

Das Grundstück - hier der Innenhof - ist insgesamt 2111 qm groß.. 
Das Grundstück - hier der Innenhof - ist insgesamt 2111 qm groß..  © Jürgen Hendrichs

Es sei „ein Unding, wie die mit uns umgehen“ hatte Hubertus Weber bei dem Thema noch in dieser Woche gegenüber der WP Dampf in Richtung BLB abgelassen. Objekte nur an den jeweils Höchstbietenden zu vergeben, sei nicht immer die richtige Lösung: „Es gibt auch andere Kriterien.“

Kommt Stadt wieder ins Spiel?

Beigeordneter Reinhold Huxoll hatte gegenüber der WP daran erinnert, dass es im Rahmen des Bieterverfahrens „ja auch aus der Region noch Interessenten“ für den Komplex gegeben habe. „Nach wie vor“ hält CDU-Sprecher Eberhard Fisch auch den Erwerb durch die Stadt für möglich: „Dann können wir auf die weitere Nutzung und Gestaltung Einfluss nehmen.“

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Damit liegt er, selten genug, auf einer Linie mit dem Linken-Ratsherrn Reinhard Prange. Die Stadt, so Prange, könne dort in Verbindung mit der Wohnungsbau-Genossenschaft dort den geforderten preisgünstigen Wohnraum schaffen und zudem im Erdgeschoss für Start-Ups Büros auf Zeit einrichten.