Siedlinghausen/Brilon. Sandra Swartjes ist Kosmetikerin bei Winterberg und auch sie trifft das Tattoofarben-Verbot der EU. Ist das das Aus für Permanent Make-up?

Tätowierer im Hochsauerlandkreis sind frustriert. Das Verbot der bunten Tattoofarben trifft sie gerade nach Corona hart. Doch nicht nur Tätowierer sind von der neuen EU-Richtlinie betroffen, sondern auch Kosmetikerinnen, die Permanent Make-up anbieten. Wie Sandra Swartjes aus Siedlinghausen, die dort ihren Salon „Allzeit Schön“ betreibt und neben Microblading und Wimpernlifting auch Permanentes Make-up anbietet. Sie kann allerdings aufatmen, denn es gibt Alternativen.

Permanent Make-up auch von EU-Richtlinie zu Tattoofarben betroffen

Die Entscheidung zum Verbot der Tattoofarben haben das Europäische Parlament und der Rat zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe – kurz REACH genannt – getroffen Zahlreiche Inhaltsstoffe, darunter Konservierungs- und Bindemittel sind ab 4. Januar 2022 verboten. Krebsrisiko oder andere Gefahren seien angesichts „des Mangels an hinreichenden Informationen über ihre Gefahreneigenschaften und über das Risiko für die menschliche Gesundheit bei der Mehrheit dieser Farbstoffe“ nicht auszuschließen. Diese Entscheidung betrifft auch die Farben, die für permanentes Make-up eingesetzt werden. Kosmetikerinnen verleihen so Lippen oder Augenbrauen einen dauerhaften Farbton, je nach Wunsch der Kundinnen. Dieser wird mittels einer Nadel unter die Haut gebracht, die verwendeten Nadeln sind jedoch feiner als beim Tätowierer. Doch auch hier sind Konservierungsmittel enthalten. Steht Permanent Make-up nun vor dem Aus?

Nein, sagt Sandra Swartjes. Sie betreibt ihren Salon in der Einliegerwohnung ihres Zuhauses und bietet verschiedene kosmetische Behandlungen an. Auch Permanent Make-up. „Es gibt schon jetzt namhafte Anbieter, die das Problem im Griff haben“, sagt die Siedlinghausenerin. Tattoofarben seien anders zusammengesetzt wie die Farben, die für das dauerhafte Make-up eingesetzt werden. „Tattoofarbpigmente haben einen Durchmesser von 40 MÜ, die von Permanent Make-up nur 5 MÜ. Außerdem bringen wir die Farbe nur unter die oberste Hautschicht, Tattoofarben gehen tiefer.“ Schon im Sommer habe es geheißen, dass es Alternativen ohne die von der EU verbotene Zusammensetzung geben wird. Da sind sie schon jetzt, während Tätowierer noch bis Frühjahr oder Sommer auf wirkliche Alternativen warten müssen.

Kosmetikerin bei Winterberg erwartet möglicherweise weniger Haltbarkeit

„Wir können die Farben nun einsetzen, müssen aber schauen, wie lange sie halten werden“, sagt Sandra Swartjes. So müssten gerade jüngere Kundinnen öfter vorbeikommen, da die Haut die Farben in jüngeren Jahren schneller verstoffwechselt. Ob nun jede Frau öfter zu einer Auffrischung kommen werde, kann Sandra Swartjes nicht sagen. „Das müssen wir abwarten.“

Ziel sei kein grundsätzliches Verbot von Tätowierungen

Vom 4. Januar 2022 an unterliegen viele Chemikalien in Tattoo-Farben in der gesamten Europäischen Union den Beschränkungen durch die sogenannte REACH-Verordnung. Auf der Bannliste stehen dann Tausende Substanzen. Viele von ihnen sind aus Sicht der EU potenziell gefährlich oder nicht ausreichend erforscht. 2020 wurde das Verbot beschlossen, die Übergangszeit läuft nun aus.

Das Ziel sei laut der EU-Kommission nicht, Tätowierungen grundsätzlich zu verbieten. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) betont, es gehe darum, „Tätowierfarben und Permanent-Make-up sicherer zu machen“. (dpa)

Sie sagt, sie atmet auf, dass sie das Verbot nicht trifft. Die Kollegen in der Tattoo-Branche tun ihr leid. Gerade nach Corona, wo schon jeder „geblutet hat.“ Nicht nur der Mangel der Farben sei schmerzhaft, auch, dass teure Farben nun einfach entsorgt werden müssten. „Das tut schon weh, denn jede Farbe muss nun neu gekauft werden.“

Jeder muss durch Corona ohnehin schon Einschränkungen hinnehmen

Sandra Swartjes kennt einige Kolleginnen, die nun die Preise erhöhen. Sie möchte das eigentlich nicht. „Jeder musste doch durch Corona Einschränkungen hinnehmen und ich möchte, dass sich jeder noch etwas schönes gönnen kann, sei es eine Frau aus der Gastronomie oder der Pflege.“

Das Verbot der Konservierungs- und Bindemittel findet die Siedlinghausenerin nur nicht schlecht. „Es ist doch auch etwas gutes, wenn darauf geschaut wird, was man sich unter die Haut spritzen lässt. Viele schauen auf einen günstigen Preis und haben dann plötzlich rote Augenbrauen. Ich hoffe, das Verbot wird für mehr Aufmerksamkeit auf Inhaltsstoffe sorgen.“ Sie sagt aber auch: „Ein Verbot an sich finde ich allerdings nicht ganz richtig. Es gibt so viele schädliche Stoffe, die wir zu uns nehmen, die krebserregend sind und die nicht verboten werden. Das sollte doch jeder selbst entscheiden.“