Siedlinghausen. Ob morgens wenig Zeit oder kein gutes Händchen beim Augenbrauenzupfen – Sandra Swartjes hat sich auf hochwertiges Permanent-Make up spezialisiert.

„Eigentlich ist das keine Arbeit für mich, denn ich habe hier meine Berufung gefunden. Wenn ich in meinem Studio bin, geht es mir einfach gut.“ Es ist Sandra Swartjes aus Siedlinghausen, die so begeistert von ihrem Beruf erzählt.

Sie bezeichnet sich als PMU-Artist und betreibt seit zwei Jahren nebenberuflich ihr kleines Studio „allzeit schön“ in der Einliegerwohnung ihres Wohnhauses. Leicht zu finden: Es ist das höchstgelegene Haus des Ortes.

Studio in Siedlinghausen

Sandra Swartjes betreibt ihr kleines Studio „allzeit schön“ in Siedlinghausen, Oberer Meisterstein 8.

PMU steht für Permanent-Make up. Make up also, das mit den Regeln der Kosmetik bricht – normalerweise müssen Kajal und Co. vorm Zubettgehen runter vom Gesicht. Als Kosmetik sieht Swartjes ihre Arbeit aber gar nicht. Eher als Symbiose von Kunst und Handwerk.

Eigenes Studio in Winterberg-Siedlinghausen

Beim Permanent-Make up werden die Farben nicht auf, sondern in die Haut gebracht. Ähnlich wie beim Tätowieren, aber mit anderen, feineren Instrumenten und Farben. Lippen, Augenbrauen und Lidstrich kann Swartjes so dauerhaft die optimale Form und Farbe verleihen.

Denn gerade Lidstrich und Augenbrauen sind heikle Punkte, die beim Make up schnell schiefgehen, wenn morgens die nötige Ruhe fehlt. „Es ist einfach eine Erleichterung, immer frisch und gepflegt auszusehen“, findet Swartjes. Gerade Augenbrauen seien enorm wichtig für den Gesichtsausdruck. „Falsch gezupft verleihen sie schnell einen traurigen oder arroganten Ausdruck.“

Immer frisch und gepflegt aussehen

Mit PMU gestaltete Augenbrauen und Lidstriche können auch nicht durch Schwitzen beim Sport, tränende Augen oder einen unbedachten Griff ins Gesicht ruiniert werden, wie es bei normalem Make up der Fall ist.

Wie angemalt auszusehen, davor müssten sich Kundinnen trotzdem nicht fürchten. Es gebe heute Verfahren, bei denen das Ergebnis sehr natürlich aussehe, versichert Swartjes und zeigt Bilder eigener Arbeiten. Zumindest auf den Fotos ist tatsächlich schwer zu erkennen, dass es sich nicht um natürliche Augenbrauen handelt.

Für viele Kundinnen sei eine PMU-Behandlung ein Herzenswunsch, sagt sie. Nicht nur für Frauen mit wenig Zeit, sondern auch, wenn zum Beispiel durch eine Chemotherapie die Augenbrauen ausgefallen sind. Denn ihr Nachwachsen dauert nach Therapieende oft länger als das des Kopfhaares, wie die Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V. bestätigt.

„Permanent-Farben halten heutzutage nicht mehr ein ganzes Leben lang, wie es früher war.“ Nach etwa anderthalb Jahren sei ein Auffrischen fällig und nach etwa drei Jahren verblassten auch hochwertige Farben. „Anders als früher will man heute den Kunden die Möglichkeit geben, sich später im Leben noch einmal zu verändern.“

Keine geschützte Berufsbezeichnung

Dass ihre Berufsbezeichnung nicht geschützt ist und sich jeder Selbstberufene so nennen darf, wurmt Swartjes gewaltig. Man kann sich ohne Zertifikate selbstständig machen, „aber es gibt auch Anbieter mit Zertifikat, aber ohne Talent“, sagt sie.

Sie selbst entdeckte ihr Talent bei einem Kurs, auf den eine Bekannte sie aufmerksam gemacht hatte. Zeichnen war ohnehin ihr lebenslanges Hobby; den Umgang mit Präzisionsinstrumenten kannte sie aus ihrem gelernten Beruf als Zahntechnikerin.

Sie absolvierte eine Grundausbildung und lernte viel über Hautaufbau, Form- und Farbenlehre und Hygiene. Im Lauf der Zeit folgten mehrere sogenannte Master-Classes bei erfolgreichen PMU-Artists.

„Bei manchen verfolge ich die Karriere schon jahrelang, weil die so Schönes schaffen können.“ Wenn ein solches Vorbild dann einen Kurs in Deutschland gebe, heiße es nicht lange zögern.

Es gebe Kollegen, die „unheimlich billig, für 200 Euro oder so, arbeiten, die aber die Haut verletzen oder Farben verwenden, die nicht gut sind.“ Nicht selten stünden deren Kunden dann später in ihrem Studio, um Schäden beheben zu lassen.

Auch für Frauen im hohen Alter

Ihr Anspruch sei stets die höchste Qualität, vom Produkt über die Beratung bis zu Ausführung. „Ich zeichne so lange vor, bis die Kundin zufrieden ist. Egal, wie lange das dauert.“ Ein Vertrauensverhältnis sei sehr wichtig und Massenabfertigung absolut nicht ihr Ding.

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Es lohnt sich für Swartjes – etwa anderthalb Monate im Voraus, sagt sie, ist sie ständig ausgebucht. An ihrem Beruf mag sie den künstlerischen Aspekt, die Feinarbeit und das unmittelbare Erfolgserlebnis für die Kundin und sich selbst. Das Alter spielt dabei übrigens keine Rolle. „Ich habe mehrere Kundinnen, die über 80 Jahre alt sind. Warum soll sich nicht auch eine alte Frau wohl und schön fühlen dürfen?“