Brilon. Es ist ein Balance-Akt zwischen Nähe und Distanz: Die Tanzsportgemeinschaft Brilon steht durch die Pandemie vor besonderen Herausforderungen.

Tanzen und dabei Abstand halten? Zumindest bei den Paartänzen ist das schwierig. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Vereine wie die Tanzsportgemeinschaft Brilon besonders unter der Corona-Pandemie leiden: Die Zahl der Mitglieder hat sich in den vergangenen Jahren fast halbiert.

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Organisatorische und finanzielle Herausforderungen

Trotzdem sind sich Frank Schlag und Annette Brand einig: „Wir sind froh, dass zurzeit überhaupt wieder Training möglich ist. Wir müssen nach vorne gucken und sind zuversichtlich, dass wir unsere Mitgliederzahl wieder erhöhen können, wenn mal wieder alles ganz normal läuft.“ Frank Schlag ist 1. Vorsitzender der Tanzsportgemeinschaft, Annette Brand engagiert sich als Pressereferentin für den Tanzsportclub. Die Corona-Pandemie stellt den Vereinsvorstand seit nun fast zwei Jahren immer wieder vor neue organisatorische und auch finanzielle Herausforderungen.

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Annette Brand und Frank Schlag möchten gerne noch mehr Menschen für den Tanzsport begeistern.
Annette Brand und Frank Schlag möchten gerne noch mehr Menschen für den Tanzsport begeistern. © Jutta Klute/WP

Frank Schlag erklärt, warum die Pandemie-Lage sich auch in der Vereinskasse deutlich niederschlägt: „Leider können wir, obwohl gemeinnützig, keine kommunalen Sportstätten nutzen und müssen daher einen höheren Monatsbeitrag wegen unserer Mietbelastung verlangen.“

Konkret heißt das: Der monatliche Beitrag ist von 15 auf jetzt 20 Euro angehoben worden. Frank Schlag: „Obwohl uns unser Vermieter durch Mietreduzierung in den Trainingspausen entgegen gekommen ist, haben wir durch den hohen Mitgliederverlust momentan die wirtschaftliche Grundlage stark eingeschränkt und leben von Reserven, die der Verein in guten Jahren angelegt hat.“ Im April 2019 hatte die Tanzsportgemeinschaft noch 200 Mitglieder, ein Jahr später waren es nur noch 156 und in diesem Jahr ist die Zahl weiter auf 116 gesunken.

Immer wieder neue Regeln

Doch Frank Schlag und Annette Brand ist klar, dass die sinkende Mitgliederzahl, eindeutig mit der Corona-Pandemie zusammenhängt, denn über mehrere Monate war 2020 und 2021 überhaupt kein Training möglich. In beiden Jahren hat man sich deshalb entschieden, auf jeweils zwei Monatsbeiträge durch die Mitglieder zu verzichten. Gefreut haben sich die Tanzsportler deshalb sehr über die Hilfe des Landessportbundes - für jedes verlorene Mitglied gab es 30 Euro. Und von den Kosten für den Jubiläumsball in diesem Jahr wurden immerhin 50 Prozent erstattet.

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Jubiläum gefeiert

Apropos Jubiläum. Die 1996 durch 40 Paare und das Trainerpaar Brödling in Olsberg gegründete Tanzsportgemeinschaft, hat Anfang Oktober 2021 ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Annette Brand erinnert sich gerne an das Fest: „Das fühlte sich fast wieder wie früher und ganz normal an. Es galt 3G und wir hatten ein sehr schönes Fest.“

Nur kurze Zeit später sah die Situation wieder ganz anders aus: Seit Anfang November gilt 2G, das heißt: Nur wer genesen oder getestet ist, darf am Vereinssport teilnehmen. Und inzwischen gibt es eine weitere Verschärfung: Sport in Innenräumen ist nur unter 2-G-Plus-Bedingungen, also mit zusätzlichem Schnelltest erlaubt. Trotzdem findet Frank Schlag: „In jedem Fall ist diese Lösung besser als die acht Monate Pause, die wir von November 2020 bis Juni 2021 machen mussten.“

Das Hygiene-Konzept immer wieder auf den aktuellesten Stand zu bringen, darin ist die Tanzsportgemeinschaft wie viele andere Vereine auch, inzwischen geübt. Regelmäßiges Lüften, Abstand halten, Desinfizieren, die Gruppen zeitlich entzerren und der Verzicht auf ein geselliges Beisammensein sind längst für alle selbstverständlich.

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Hohe Impfquote

Sowohl Annette Brand als auch Frank Schlag halten es für wichtig, im Vereinssport Vorsicht walten zu lassen, zumal in ihrer Gemeinschaft viele ältere Mitglieder aktiv sind. Deshalb sind sie froh, dass die Mitglieder sehr kooperativ und verständnisvoll sind. „Inzwischen sind 95 Prozent unserer Mitglieder mindestens zwei Mal geimpft“, freut sich Frank Schlag. Und das sei gut so. Denn: „Tanzen ist ein Sport, bei dem man sich sehr nahe kommt, bei dem man Körperkontakt hat. Man muss sich aufeinander einlassen, sich vertrauen und sportlich harmonieren“, erklärt Annette Brand. Deshalb sei es von Vorteil, dass in ihrem Verein die Tanz-Konstellation immer die gleiche sei. Einfacher mit dem Abstand-Halten haben es die Line-Dancer. Dabei stehen die Tänzer in Reihen oder Linien hinter- und nebeneinander.

Training für Anfänger und Fortgeschrittene

Fred Hendrikx und Norma Hendrikx-Medina leiten seit 2008 das Paartanztraining Standard und Latein. Sie selbst tanzten zuletzt in der höchsten Turnierklasse in Deutschland (Startklasse Senioren 3). Herausragend ist ihr 48. Platz bei der Weltmeisterschaft 2008 in Lüttich.

Elke und Thomas Weber leiten das Line-Dance und das Disco-Fox-Training.

Die TSG startet ihr Training wieder am 10. Januar. Alle weiteren Infos: www.tsg-brilon.de

Tanz-Angebote

Neben Line Dance bietet die Tanzsportgemeinschaft auch Paartanz an. Unter Leitung des Trainerpaares Norma und Fred Hendrikx stehen alle Standardtänze wie langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer, Slowfox und Quickstep sowie die lateinamerikanischen Tänze Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso Doble und Jive auf dem Programm. Angeboten wird auch Disco-Fox. Es gibt Kurse für Anfänger und für Fortgeschrittene.

Seit 2019 wird in angemieteten Räumen in der Bahnhofstraße 42 in Brilon getanzt. Dort steht den Tänzern und Tänzerinnen ein 120 Quadratmeter großer Raum mit Spiegelwand für das Training zur Verfügung. „Zum Tanzen braucht man Platz. Das ist hier schon etwas anderes als wenn man zu Hause den Wohnzimmertisch zur Seite schiebt“, lacht Annette Brand - auch wenn während der Lockdown-Zeiten sicher der eine oder andere auch zu Hause einen kleinen Tanz aufs Parkett gelegt hat...