Brilon. Es knistert im Gebüsch: Zwischen Touristikern auf der einen und Forst sowie Jägern auf der anderen Seite bahnt sich in Brilon offenbar Zoff an.

Im Konflikt um den Trekkingplatz am Briloner Kammweg zeichnet sich zwischen Brilon Touristik und Deutschem Alpenverein auf der einen und dem Briloner Stadtforst sowie der Jägerschaft auf der anderen Seite eine Lösung ab - aber es zieht schon der nächste auf.

Einer der neun Trekkingplätze im Trekkingpark Sauerland auf dem Diemel- und Uplandsteig. Auch in Brilon sollen diese Plätze entstehen, und zwar am Kammweg und an der Feuereiche.
Einer der neun Trekkingplätze im Trekkingpark Sauerland auf dem Diemel- und Uplandsteig. Auch in Brilon sollen diese Plätze entstehen, und zwar am Kammweg und an der Feuereiche. © Trekkingpark Sauerland

Die Übernachtungsmöglichkeit für Wanderer soll nicht mehr an den Hirschplätzen am Hemberg angelegt werden, sondern rund anderthalb Kilometer weiter im Bereich des Huckeshohls hoch über Bontkirchen. Entsprechende Kontakte mit der dortigen Wald- und Jagdgenossenschaft laufen - das bestätigten sowohl Brilons Touristik-Chef Rüdiger Strenger wie auch Günter Wiese, Vorsitzender des Forst- und Umweltausschusses und gleichzeitig Natur- und Umweltreferent der Sektion Hochsauerland im Deutschen Alpenverein.

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Die hat, wie berichtet, für die Anlegung von zwei Trekkingplätzen Fördermittel aus dem Leader-Programm beantragt: „Durch die Lenkung der trekkingaffinen Gäste sollen Umweltschäden und Feuergefahr durch ‘wildes Zelten’ vermieden werden.“ Das Übernachtungs-Angebot unter freiem Himmel, Bio-Trocken-WC inklusive, richte sich an ein junges Wanderpublikum.

Forst-Chef: „Trittstein für Tourismus in unseren großen Waldgebieten“

Ein Platz soll im Bereich der Feuereiche zwischen Brilon-Wald und Bruchhausen angelegt werden, der andere an den sog. Hirschplätzen, einem Hochwildrevier. Gegen letzteren gab es, wie berichtet, im Forst- und Umweltausschuss heftigen Einwände von Seiten der Jägerschaft. Der Platz sei „die Jugendstube des Wildes“, hieß es. Die so entstehende Unruhe werde das Wild in die Dickungen treiben. Und Brilons Forst-Chef Dr. Gerrit Bub befürchtet, dass mit dem Trekkingplatz „ein Trittstein für Tourismus in unseren großen Waldgebieten“ gelegt werden könnte.

Kommen zu den Trekking-Freunden künftig im Briloner Süden auch noch die Mountainbiker? Was die Brilon Touristik jüngst im Forstausschuss vorstellte, werde - so Ausschussvorsitzender Wiese ahnungsvoll zur WP - „sicher nicht jedem gefallen“. Der TrailGround am Bilstein soll zum Eschenberg und zur Pulvermühle hin bis Brilon-Wald um zwei neue bergab und einen neuen bergauf führenden Trail erweitert und perspektivisch an das weitläufige Mountainbike-Netz auf hessischer Seite angebunden werden.

Wachsender Zuspruch

Der TrailGround an Bilstein, Hängeberg und Plattenberg ist als Einsteiger- und Jedermann-Parcours konzipiert.

Angelegt sind Singletrails von acht Kilometern Länge, die in drei Runden von 7, 11, und 17 km Länge kombiniert werden können.

Mittlerweile werden dort rund 15.000 Mountainbiker pro Saison gezählt.

Die TrailGround Brilon jedenfalls ist in der Szene jedenfalls längst eine Marke. Im vergangenen Jahr hat er es zum Beispiel auf Rang 3 der Red Bull-Bike-Bucket List für Mountainbiker geschafft: „Denkt man ans Biken im Sauerland, dann kommen einen natürlich sofort die Bikeparks in Willingen und Winterberg in den Sinn. Wer aber nicht tretfaul ist, der sollte sich auf Trailtour begeben“, heißt es dort.

Touristik-Chef: „Für Brilon von ganz entscheidender Bedeutung“

Der TrailGround, so Tourismus-Chef Rüdiger Strenger, „ist für Brilon von ganz entscheidender Bedeutung“. Mittlerweile verweisen die regelmäßig am Hängeberg zu sehenden Autokennzeichen auf ein Einzugsgebiet mit einem Radius von 250 Kilometern. Und es sind beileibe nicht nur Tagestouristen, die dort in die Pedalen treten. Biker füllen auch zunehmend die Betten der Hotels und Ferienwohnungen.

„Das Land der 1000 Berge“, einst ein reines Wintersport-Ziel, wandelt sich immer mehr zum Trail-Paradies, heißt es in einer Reportage des Mountainbike-Magazins über Bergtouren in den deutschen Mittelgebirgen.

Corona gibt Outdoor-Sport zusätzlich Schwung

Keine Frage: Die Corona-Pandemie hat dem Mountainbiken sicher genauso viel Schwung gegeben wie der E-Antrieb. Dabei, so der aus Brilon stammende Mountainbike-Experte Thomas Schlecking, der mit seinem Planungsbüro nicht nur den Briloner TrailGround geplant hat, sondern bundesweit Projekte umsetzt, biete der Bilstein ein „sanftes, niederschwelliges Angebot - wie Wandern mit dem Rad“. Während Rüdiger Strenger das Moutainbiken a la Brilon als „naturnahen Tourismus“ bezeichnet, das sogar „als Landesziel“ für das Sauerland ausgegeben sei, warnte Forst-Chef Dr. Bub davor, „dem Wald die Seele“ zu nehmen. Ein Überfrachtung mit touristischer Infrastruktur nähme dem Wild den Lebensraum und provoziere Waldschäden.

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Auch in der Politik zeichnet sich eine kontroverse Diskussion ab. SPD-Stadtrat Dieter Weber etwa sagte, dass Brilon mit seinem TrailGround „den nächsten Step“ gehen müsse. Dagegen meinte CDU-Ratsherr Lukas Wittmann: „Die Entwicklung macht mir Angst. Wo will Brilon hin?

Bisher liegen nur grobe Linien für die neuen Sektionen vor. Das Streckennetz ist rund 19 Kilometer lang und seine Anlegung ist auf rund eine halbe Million Euro kalkuliert.