Brilon. Die Stromversorgung könnte kollabieren. Warum die Engelbertschule in Brilon keine Lüfter bekommt und wie der Rat die Lage bewertet:

Die St.-Engelbert-Grundschule kann nicht mit weiteren Luftfiltern ausgestattet werden, weil sonst wahrscheinlich die Stromversorgung der Schule kollabieren würde. Das räumte das Gebäudemanagement der Stadt am Donnerstag ein. Die Briloner Bürgerliste (BBL) hatte den Antrag gestellt, für sämtliche Klassenräume der Jahrgangsstufen 1 bis 6 mobile Luftreiniger anzuschaffen. Nach Ansicht der BBL reicht zum Schutz vor Corona-Viren das Öffnen von Fenstern zum Luftaustausch nicht aus.

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Die Schulkonferenz der Engelbert-Grundschule hatte bereits Mitte September bei der Stadt die Anschaffung von Luftfiltern „als Ergänzung zum bestehenden Lüftungskonzept“ beantragt. BBL-Stadträtin Frauke Müthing: „Aus dieser Formulierung wird deutlich, dass die zu beschaffenden Geräte das Lüften in den Klassenräumen nicht ersetzen, sondern ergänzen sollen.“

Nur bei eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit

Das hatte die Stadtverwaltung allerdings abgelehnt. In der Ratssitzung am Donnerstag sagte Bürgermeister Dr. Christoph Bartsch, dass „der Zusatznutzen zum natürlichen Lüften nur minimal“ sei. Aus diesem Grund sei die Förderung mobiler Lüftungsgeräte auf Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit beschränkt.

Die Engelbert-Grundschule ist mit rund 380 Schülern die größte Grundschule der Stadt Brilon. Es gibt 17 Klassen. Das Kollegium besteht aus 22 Lehrern und Lehrerinnen, zwei Lehrerinnen für Sonderpädagogik und einer sozialpädagogischen Fachkraft. Alle Klassen mit Lüftern auszustatten würde wohl die Stromversorgung zusammenbrechen lassen, befürchtet das Gebäudemanagement.
Die Engelbert-Grundschule ist mit rund 380 Schülern die größte Grundschule der Stadt Brilon. Es gibt 17 Klassen. Das Kollegium besteht aus 22 Lehrern und Lehrerinnen, zwei Lehrerinnen für Sonderpädagogik und einer sozialpädagogischen Fachkraft. Alle Klassen mit Lüftern auszustatten würde wohl die Stromversorgung zusammenbrechen lassen, befürchtet das Gebäudemanagement. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Dazu gehören zum Beispiel Klassen, in denen sich die Fenster nur kippen lassen oder die lediglich Lüftungsklappen mit einem minimalen Querschnitt haben. Er wisse um die Sorge der Eltern, sagte Dr. Bartsch. Man sollte aber auch berücksichtigen, dass jetzt in der vierten Corona-Welle das Infektionsgeschehen „bei mit Lüftern ausgestatteten Schulen nicht signifikant anders“ sei als bei Schulen, die keine Lüfter haben. Die Stadt habe sämtliche Räume, die unter diese Förderkulisse fielen, entsprechend ausgerüstet.

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Rückendeckung erhielt der Bürgermeister von SPD-Fraktionssprecher Wolfgang Kleineberg. Der Antrag und die Ängste der Eltern seien nachvollziehbar, allerdings sei erwiesenermaßen „der Zusatznutzen äußerst gering“. Und SPD-Co-Sprecher Hubertus Weber sagte, dass diese mobilen Lüfter wegen ihres Lärms ja doch den Unterricht störten.

Zahlreiche Erkältungskrankheiten

Frauke Müthing sagte, dass es in der Engelbertschule vor allem im Obergeschoss mit dem Lüften problematisch sei. Auch sei ihr zugetragen worden, dass es im Schulbereich zahlreiche Erkältungserkrankungen gebe. Im Sommer, so die Stadträtin, sei ein längeres Öffnen der Fenster ja kein Problem. Und Liss Brom von den Grünen sagte, dass „Lüfter das Lüften reduzieren“ können und „die Heizung ihren Auftrag erledigen“ könne. Kindern sei schon geraten worden, „außer ihren Pullovern auch Decken“ zum Unterricht mitzubringen.

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Sowohl die BBL wie auch CDU-Ratsherr Wolfgang Diekmann wiesen darauf hin, dass die Stadt Arnsberg beschlossen habe, alle Grundschulklassen mit mobilen Lüftungsgeräten auszustatten. Das sind neben den rund 60 geförderten Geräten für die Grundschulen sowie 120 weitere Geräte für die fünften und sechsten Klassen der weiterführenden Schulen, die aus Eigenmitteln beschafft werden sollen.

NRW-Lüftungsprogramm II

Mit 90,4 Millionen Euro fördert das Land die Anschaffung von Lüftern in Schulen.

Die Geräte müssen so bemessen sein, dass stündlich etwa das vierfache Raumvolumen gefiltert wird.

Das „Lüftungsprogramm II“ finanziert die Anschaffung zu 100 Prozent aber höchstens 4000 Euro pro Gerät.

Zudem gibt es für jedes Gerät einmalig 500 Euro für Betrieb und Wartung.

Auch die BBL wollte mit ihrem Antrag durchsetzen, dass die Stadt die Lüfter auch veranlasst, wenn sie nicht bezuschusst werden. Allerdings wurde der Antrag mit großer Mehrheit abgelehnt.

Selbst die Annahme des BBL-Antrags hätte faktisch nichts geändert, denn: „Lüfter stehen zurzeit gar nicht zur Verfügung, sondern wahrscheinlich erst wieder ab Juni“, wie
Fachbereichsleiter Marcus Bange sagte.

Dann ist zum einen Sommer, da kann man ruhig die Fenster offen lassen. Und zudem beginnen Ende Juni die großen Ferien.