Brilon. Mit den Varianten 14 und 15 könnte es diesmal klappen. Straßen NRW hat am Donnerstag neue mögliche Streckenführungen für die B7n vorgestellt.

Wenn sich Raubwürger und Co. in den kommenden Jahren an ihre derzeitigen Reviere halten und ihre Brutplätze nicht um ein paar Flügelschläge verlegen, könnte es diesmal klappen: Mit den Varianten 14 und 15 legt Straßen NRW jetzt zwei neue Korridore für die B7n im Bereich Wintertal/Haar im Westen und den Aawiesen im Norden vor. Varianten, die erst jetzt im Zuge der Bürgerbeteiligung von den Straßenplanern aufgenommen wurden.

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Durchgangsverkehr entlasten

Die V15 bindet im Bereich des Busdepots an die heutige Umgehungsstraße an und erhielte dort so einen Anschluss für den innerstädtischen Verkehr. Damit, so Rainer Müller, stv. Projektleiter bei Straßen NRW, könnte diese Variante Altenbüren und Antfeld spürbar vom Durchgangsverkehr entlasten. Denn das machte Müller gegenüber der WP klar: Auf der gesamten Strecke von der A46 bei Nuttlar und dem Ende der B7n im Bereich der Möhnestraße werde es nur eine weitere Anschlussstelle geben. Müller: „Jede weitere Anschlussstelle verringert die Leistungsfähigkeit der Straße.“

Bei anderen Varianten war die Anschlussstelle im Bereich des Kreuzbergs nördlich von Altenbüren vorgesehen. Das dortige Industriegebiet soll bekanntlich interkommunal erweitert werden.

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Die neue V14 am nördlichen Stadtrand verschont einige Höfe und die dortige Wohnbebauung. Die Trasse würde zwischen den Anschlussstellen Rixener Straße und Scharfenberger Straße ins Aatal schwenken, zwischen einem Raubwürger-Revier und einer FFH-Fläche hindurch um den Blumenstein herumführen und dann in Höhe Fünf Brücken an die Möhnestraße anbinden. Dabei, so Rainer Müller, müssten topographiebedingt bis zu 20 Meter hohe und entsprechend breite Dämme für die Straße aufgeschüttet werden.

Der Variantenplan zur B7n: Neu sind die V15 im Bereich der Lederke mit dem Anschluss an die bisherige B7 und die V14 im Bereich der Aawiesen.
Der Variantenplan zur B7n: Neu sind die V15 im Bereich der Lederke mit dem Anschluss an die bisherige B7 und die V14 im Bereich der Aawiesen. © Straßen NRW | Straßen NRW

Straßen NRW neigt dazu, die B7n ab dem Busdepot zu verlegen. Die neue Trasse würde dann unterhalb der jetzigen dreispurig in den Hang gelegt. Die jetzige Umgehungsstraße bliebe mitsamt den für den innerstädtischen Verkehr wichtigen Ausfallstraßen Mühlenweg, Rixener Straße und Scharfenberger Straße erhalten; sie würde wie bisher über die Kreuzung an den Verkehrsbetrieben auf die Altenbürener Straße einmünden und von dort ginge es dann auf die künftige B7n.

„Bürgergutachten“

Mittwochabend hatte Straßen NRW den aktuellen Planungsstand im Politischen Begleitkreis mit den Vertretern aus Brilon, Olsberg und Bestwig besprochen. Mit dabei waren auch die beiden MdB Cronenberg (FDP) und Wiese (SPD). Donnerstagabend stand die nächste Diskussionsrunde mit den sogenannten Zufallsbürgern an.

Vom 26. bis 31. Januar gibt es weitere Diskussionsrunden, dabei geht es dann um das Thema „Mensch und Nutzer“.

Ende Februar wollen die an dem Dialogprozess Beteiligten Bilanz ziehen und ein „Bürgergutachten“ zur Linienführung abgeben.

Ende März möchte Straßen NRW dann aus dem Varianten-Bündel die „in der Gesamtabwägung bestmögliche Trassenführung“ für das Linienbestimmungsverfahren des Bundes vorschlagen. Dabei geben die Kommunen ihre Stellungnahme ab, Betroffene können Einwände erheben.

Danach steht das Planfeststellungsverfahren an.

Einen Zeithorizont wollte stv. Projektleiter Rainer Müller am Donnerstag nicht angeben.

Bürgermeister Dr. Christof Bartsch ist von der Lösung in diesem Bereich angetan, denn: „Sie gewährleistet einen größeren Abstand zur Wohnbebauung, ermöglicht einen Knotenpunkt in Höhe des Busdepots und entlastet damit Antfeld und Altenbüren deutlich.“ Und auch der Erhalt der drei Ausfallstraßen sei wichtig, um eine zusätzliche Verkehrsbelastung der Kernstadt aus den nördlichen Wohngebieten zu vermeiden.

Großes Flurbereinigungsverfahren

Mittwochnachmittag hatte Straßen NRW den von der Planung betroffenen Land- und Forstwirten den aktuellen Verfahrensstand und die realisierbaren Varianten vorgestellt. Rund 290 Einladungen waren verschickt worden, etwa 50 Betroffene nahmen an der Veranstaltung teil. An mehreren großen Kartentischen konnten sie sich die Trassen erläutern lassen und Anregungen geben. Davon machten sie reichlich Gebrauch, wie die zahlreichen Zettel mit Anmerkungen zeigten.

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Angesichts der zahlreichen benötigten Flächen soll ein Flurbereinigungsverfahren vorgenommen werden, um die Flächenverluste „auf viele Schultern zu verteilen“, so Ralf Helle von der Bezirksregierung. Das habe seinerzeit auch bei der Egger-Ansiedlung in der Balgert sowie bei der Unterschutzstellung der Kalkkuppen geklappt. Im Zuge des A46-Baus bei Bestwig habe man eine Fläche von 1070 Hektar unter 160 Teilnehmenden erfolgreich umstrukturiert; zudem habe man 118 Hektar freihändig erwerben können. Nach der Neuordnung, so Helle, seien die Grundstückszuschnitte besser als vorher. „Für jeden Hof muss eine Lösung gefunden werden“, so Lars Voigtländer, Projektleiter bei Straßen NRW.

Veränderungen im Landschaftsbild

Dass sich durch den Bau der B7n das Landschaftsbild verändern werde, sei unausweichlich. Es werde mehrere kleinere Brücken geben, Einschnitte für die Trasse und Dämme. Wo es möglich sei, so Rainer Müller, werde Straßen NRW die Trassierung so vornehmen, dass die Lärmbelästigung der umliegenden Bebauung reduziert wird. Wo dies nicht möglich sei, sollen Lärmschutzwände angelegt oder - wenn die Kosten nicht im Verhältnis zum angestrebten Schutzzweck stehen sollten - die betroffenen Gebäude mit passivem Lärmschutz ausgestattet werden.

Ursprünglich hatte Straße NRW für die Straße rund 70 Millionen Euro angesetzt. Die zwischendurch vorgeschlagene Variante mit einem Tunnel sollte 250 Millionen Euro kosten. Mit der V15, die im Bereich der Haar ein größere Brücke erfordert, sollen es etwa 105 Millionen Euro werden.