Hallenberg. Georg Glade aus Hallenberg ist seit über 20 Jahren ehrenamtlich im Stadtarchiv tätig und hat umfangreiche Arbeit geleistet. Dafür wird er belohnt:

Rita Maurer

„Mist, ein Knöllchen“, dachte Georg Glade aus Hallenberg, als er kürzlich mit der Post einen Briefumschlag vom Hochsauerlandkreis bekam. Und setzte ehrlich hinzu: „Hm, verdient wäre es wohl.“ Als hochverdient stellte sich der Inhalt des Briefes tatsächlich heraus: Es ging jedoch nicht um ein Knöllchen, sondern darum, dass Georg Glade für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet werden sollte. Am Donnerstagabend bekam er diesen hohen Orden samt einer Urkunde von Landrat Dr. Karl Schneider verliehen.

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Über 20 Jahre beim Stadtarchiv

Das Rampenlicht ist eigentlich nicht unbedingt das Metier von Georg Glade – mit Ausnahme der Freilichtbühne, wenn er dort nicht er selbst ist, sondern eine Rolle spielt. Im Hallenberger Kump, in dem er nun das Bundesverdienstkreuz im Kreis von Familie und Freunden bekam, sitzt er normalerweise ein Stockwerk höher und allein. Seit über 20 Jahren betreut er das Stadtarchiv. Mindestens doppelt so lange beschäftigt er sich schon intensiv mit der fast 800-jährigen Geschichte seiner Heimatstadt, hat das umfangreiche Archiv aufwendig sortiert und inzwischen über 40 sehr akribisch recherchierte Bücher und weitere Publikationen veröffentlicht, darunter Titel wie „Die Hallenberger Juden“, „Aus dem Tagebuch der Sophia Wilmsen“, die Chronik des Burschenvereins oder die beiden Bände des Hallenberger Heimatbuches. Der dritte Band ist gerade in Arbeit, ebenso die Digitalisierung des Stadtarchivs. Neben der Aufarbeitung des Schicksals der jüdischen Hallenberger waren Georg Glade besonders auch die Hexenprozesse ein Anliegen. Seinen Forschungen ist es zu verdanken, dass fast 250 Menschen, darunter 43 zum Tode Verurteilte, im Jahr 2011 offiziell vom Stadtrat rehabilitiert wurden.

Mit Verdienstmedaille geehrt

Im Jahr 2006 erhielt Georg Glade bereits für seinen unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz die Verdienstmedaille der Stadt Hallenberg. Mit dieser Auszeichnung ehrt die Stadt Bürger, die sich in wirtschaftlicher, sozialer, sportlicher oder kultureller Hinsicht besonders engagiert haben

Die Mitarbeit in der Kirchengemeinde als Lektor, Kirchenvorstand und Kommunionhelfer ist eine weitere Herzensangelegenheit des 67-Jährigen, der zudem von 2014 bis 2015 Hallenberger Schützenkönig war. Wer ihn in seiner ruhigen, zuverlässigen und eher bedächtigen Art kennt, fällt ihn jeder Spielsaison der Freilichtbühne vor Überraschung fast aus seiner Bank: Hier zeigt Georg Glade sein ausgeprägtes Talent für Komik und loriotschen Wortwitz. So begeisterte er das Publikum u.a. bei den „Drei von der Tankstelle“ als verklemmter Büroleiter oder als durchgeknallter ungarischer Graf in „My fair lady“. Klar, dass er auch hinter den Kulissen Aufgaben übernimmt und dort seit Jahren als Pressewart und Bühnensprecher fungiert.

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Die Hälfte geht an die Familie

Bürgermeister Eppner gratulierte im Namen aller Bewohner: „Wir sind stolz und froh, jemanden wie Georg Glade zu haben. Seine Arbeit für Hallenberg ist mit Geld und guten Worten nicht aufzuwiegen.“

Georg Glade bedankte sich auf seine gewohnt zurückhaltende Art und meinte, eigentlich habe nicht er eine Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland verdient, sondern umgekehrt. Erst der Staat, der seinen Bürgern ein Leben böte mit Bildungschancen, Religions- und Meinungsfreiheit, einem Gesundheitssystem, zahlreichen Menschen, die alles am Laufen hielten, sowie vor allem sein Umfeld hätten es ihm ermöglicht, seine Ehrenämter auszuüben, die ihn persönlich sehr bereichert hätten. Sein besonderer Dank ging an seine Familie und seine Frau Heike: „Euch steht mindestens die Hälfte des Bundesverdienstkreuzes zu.“