Winterberg. Arzt Tim-Henning Förster aus Winterberg kritisiert Minister Jens Spahn: „Diesen Fehler baden wir aus“, sagt er und wirft der Politik Versagen vor

Es ist ein erneuter Umschwung in der Strategie zur Bekämpfung derCorona-Pandemie. Geschäftsführender Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat angekündigt, dass nun vermehrt der Impfstoff Moderna eingesetzt werden soll – schlicht, weil die Lager voll seien und der Impfstoff sonst ablaufe. Der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) kündigte zudem an, man werde Biontech nun kontingentieren und Moderna ohne ein Limit zur Verfügung stellen. Diese Entscheidung erntet viel Kritik, auch von Tim-Henning Förster, Arzt in der Sauerlandpraxis in Winterberg und Medebach. „Wir planen große Impfaktionen, sagen diversen Einrichtungen Besuche zu und jetzt drehen die den Hahn zu“, reagiert er auf die Ankündigung der KBV. Er macht sich nicht nur via Twitter Luft, sondern erklärt auf Anfrage der WP Brilon, was so fatal an dieser Entscheidung ist - auch im Hinblick auf die Booster-Impfungen.

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Wie bewerten Sie die Entscheidung des Bundesgesundheitsministeriums, Biontech-Lieferungen zu kontingentieren und Moderna ohne Höchstbestellmenge herauszugeben?

Tim-Henning Förster: Wir freuen uns, unbegrenzt Impfstoff zu bekommen. Der Weg dorthin und die Kommunikation des Bundesministers ist eine Katastrophe. Biontech oder Moderna ist wie Veltins oder Warsteiner: Geschmacksache, aber in der Wirkung vergleichbar. Scheinbar wurde beim Bund versäumt, Biontech in ausreichenden Mengen zu ordern, diesen Fehler baden wir jetzt mit gesteigertem Gesprächsbedarf der Patienten aus.

Rechnen Sie mit Unsicherheiten unter Ihren Patienten? Was sind die Folgen – mehr Aufklärungsarbeit und einhergehender Zeitverlust oder gar die Ablehnung einer Impfung?

Natürlich werden die Patienten durch die Kommunikation von Herrn Laumann (Karl-Josef Laumann, Minister für Gesundheit NRW anm. d. Red.) und Herrn Spahn stark verunsichert. Man merkt deutlich, dass hier die medizinische Expertise fehlt. Die Folgen sind deutlich erhöhte Aufklärungsarbeit. Zur Ablehnung führt es glücklicherweise in den seltensten Fällen, aber die Mehrarbeit für MFAs (Medizinische Fachangestellte, anm. d. Red.) und Ärzte durch die schlechte Kommunikation der Entscheidungsträger ist bedauerlich.

Arzt aus Winterberg zu Moderna: „Genauso gut wie Biontech“

Inwiefern zwingt Sie diese neue Regelung zur Umorganisation?

Glücklicherweise haben wir für unsere Aktionen keinen festen Impfstoff angekündigt, für die geplanten Besuche bei den Einrichtungen hatten wir ausreichend vorbestellt, beziehungsweise wurde dort ohnehin schon erfolgreich mit Moderna geimpft.

Was sagen Sie Patienten, die nun verunsichert sind: Ist eine Impfung mit Moderna ebenfalls so gut wie mit Biontech? Gibt es andere Nebenwirkungen? Werden die Antikörper genauso aufgebaut wie bei Biontech?

Moderna ist genau so gut wie Biontech, wie gesagt, Veltins oder Warsteiner, das ist Geschmacksache. Die Aufklärung ist identisch, die Antikörperreaktion scheint bei Moderna sogar leicht besser zu sein als bei Biontech. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern haben wir Impfstoff, andere Länder lachen über uns, dass wir ihn nicht ausreichend einsetzen.