Brilon. Der Borkenkäfer hat 75 Prozent der Fichtenbestände im Stadtwald Brilon vernichtet. Jetzt steht fest, wie viel die Wiederaufforstung kostet.

Der Briloner Stadtforst bringt im kommenden Jahr erstmals mehr Laub- als Nadelholz in den Waldboden. Insgesamt 35 verschiedene Baumarten sind für die Aufforstung ausgesucht worden. Damit ist der Kulturplan 2022 so abwechslungsreich wie noch nie zuvor. Zum Vergleich: 2018 war der Stadtforst noch mit 12 Baumarten ausgekommen. Mit den dann einsetzenden Dürre- und Borkenkäferschäden wurden es nach und nach mehr, im laufenden Jahr stehen 27 Baumarten auf der Pflanzliste. Rund 332 ha Kalamitätsfläche nimmt der Stadtforst im nächsten Jahr in Angriff

Völlig verändert haben die Kahlschläge die Wahrnehmung von Brilon-Wald.
Völlig verändert haben die Kahlschläge die Wahrnehmung von Brilon-Wald. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Rund 800.000 Setzlinge will der Stadtforst - Stand heute - ordern. Den mit Abstand größte Anteil nimmt dabei die Eiche mit rund 190.000 Pflanzen ein, gefolgt von Buche (rund 140.000), Douglasie (135.000) und Lärche (121.000). Bei der Fichte sind nur 6500 Stecklinge vorgesehen. In Vor-Borkenkäfer-Zeiten waren es das Doppelt- und Dreifache.

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Bürgerbrennholz aus Buche bleibt

Das hört sich zwar so an, als sei das nicht so wesentlich mehr gewesen. Aber: Vor dem Borkenkäfer lag der Jahreseinschlag bei der Fichte im Stadtwald bei rund 35.000 Festmetern. Für das kommende Jahr kalkuliert der Forstbetrieb mit 130.000 Festmetern. Das, so Forstamtschef Dr. Gerrit Bub, werde dann das fünfte Jahr in Folge, in dem mehr Fichtenholz geschlagen wird als nachwächst. Bisher seien seit 2018 rund 750.000 Festmeter Fichte geschlagen worden - rund 75 Prozent des Fichtenvorrats seien verloren. Bei dem im kommenden Jahr geplanten Einschlag werde ausschließlich Fichten-Kalamitätsholz entnommen.

Forstwirtschaftsplan 2022 in Zahlen

Einnahmen: 4,655 Millionen Euro, davon 4,221 Millionen Euro aus Leistungsentgelten wie Holzverkauf oder Holzhackschnitzel, 270.000 Euro aus der Jagdpacht.

Ausgaben: 5,264 Millionen Euro, davon 1,57 Millionen Euro Personalkosten, 2,4 Millionen Euro Unternehmerkosten und 0,5 Millionen Euro Pflanzenkosten.

Der Stadtforst geht davon aus, dass auch in den kommenden Jahren das Fichtensterben weiter geht. Neu im Aufpflanzungssortiment sind zum Beispiel Atlaszeder und Schwarzwald-Höhenkiefer.

Wie schon im laufenden Jahr verzichtet der Stadtforst auf den Einschlag bei Eiche und Buche. Lediglich für einige langjährige Kunden gebe es eine geringe „Kontaktmenge“. Und für das Bürgerbrennholz.

Bei der Kulturplanung setzt der Stadtforst aus Kostengründen nicht nur auf Neupflanzungen, sondern auch auf Naturverjüngung. Das sind im kommenden Jahr insgesamt 72 Hektar.

10 bis 15 Millionen Euro Kosten

Doch diese Flächen bleiben nicht vollends sich selbst überlassen, sondern werden ausgepflanzt, d.h. Teile der Jungpflanzen werden entnommen und auf anderen Kahlflächen weiter gezogen. So bleiben letztlich 205 ha für die Anlegung von neuen Kulturen übrig. Von den insgesamt im kommenden Jahr zur Wiederbewaldung vorgesehenen 332 ha Fläche liegen 146,1 ha im Forstrevier Schellhorn (Brilon-Wald), 80,8 ha im Revier Scharfenberg, 48,0 ha im Revier Niederwald, 38,5 ha im Revier Dreis und 19,1 ha im Revier Madfeld. Der Stadtforst kalkuliert die Wiederbewaldungskosten auf 10 bis 15 Millionen Euro.

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Die breite Streuung der Baumarten bei den Setzlingen, so Dr. Bub. „entspricht unserer Strategie, dem Risiko mit Vielfalt zu begegnen.“ Die „sehr stark zuwächsige“ Douglasie und die Eiche „wächst ins Geld“.

Für den 29. November ist ein Runder Tisch mit Vertretern aus Tourismus, Jagd und Sägeindustrie angesetzt. Darin geht es um die Frage, wie der Wald der Zukunft aussehen kann und was er braucht angesichts des „Holzhungers“ der Industrie und den klimatischen und gesellschaftlichen Anforderungen.

Um angesichts der horrenden Borkenkäferschäden und Aufforstungskosten die „Zukunftsbäume“ zu schützen, sei nach Ansicht von Günter Wiese, Vorsitzender des Forstausschusses, eine „scharfe Jagd die beste Kulturpflege“ erforderlich.