Brilon. Friedrich Merz soll CDU-Parteichef werden. Die CDU im HSK hat ihn nominiert. Was die Partei-Basis in seiner Heimatstadt Brilon über ihn denkt.
Die CDU des Hochsauerlandkreises hat Friedrich Merz am Montagabend, 15. November, als Parteivorsitzenden nominiert. Der Mann, der in großen Teilen der Parteibasis beliebt ist und besonders beim politischen Gegner polarisiert wie kein Zweiter, soll die Union nach der verheerenden Wahlniederlage aus dem Tal der Tränen führen. Der Rückhalt aus dem heimischen CDU-Lager in Brilon ist groß, dagegen sind die Meinungen zu den beiden anderen Kandidaten, Norbert Röttgen und Helge Braun, skeptisch bis abweisend.
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Die Stimmung in der CDU ist „völlig im Eimer“
Die stellvertretende CDU-Stadtratsfraktionsvorsitzende Karin Bange ist für ihre deutlichen und klaren Aussagen bekannt. Sie spricht sich für Friedrich Merz aus. Das hat einen Grund: „Wir müssen uns endlich vom System Merkel lösen“, sagt sie. Merz kenne sie schon aus ihrer gemeinsamen Zeit bei der Jungen Union. Er sei der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt. „Wir brauchen einen wahren Oppositionsführer. Friedrich Merz kann vorangehen und er hat den Ehrgeiz, etwas zu bewegen“, sagt Bange. Er verfüge über die Fähigkeit, die Menschen zu begeistern und mitzuziehen. Derzeit sei die Stimmung der Partei „völlig im Eimer“. Die CDU brauche unbedingt eine Erneuerung. Angela Merkel habe in den vergangenen Jahren viele Fehler gemacht, so Bange.
Um die Probleme der normalen Bürger kümmern
Sollte Merkels Vertrauter Braun irgendwie von der Parteiführung durchgedrückt werden, dann „würde die Parteibasis ausrasten“, prophezeit die Stadträtin. Von Norbert Röttgen habe sie da schon ein besseres Bild, doch dessen sehr harten Kurs gegen Russland sieht sie kritisch. Von Merz verspreche sie sich aber einen wichtigen Impuls zum Wandel. „Wir müssen uns wieder mehr um die Probleme der normalen Bürger kümmern, wie zum Beispiel dem Fachkräftemangel, Rente sowie Altersarmut und Minderheiten-Probleme nicht mehr so hoch zu hängen“, fordert sie.
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Thomas Becker ist aktuell stellvertretender Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Brilon und dessen designierter Vorsitzender. Für ihn wäre Friedrich Merz der richtige Mann an der Spitze der Union, weil er „klare Positionen vertritt und diese auch spitz formulieren kann“, sagt Becker. Gemeinsam mit einem jungen Team und frischen Gesichtern würde er der Partei guttun. Besonders als Oppositionspartei sei es nun wichtig, die eigenen Vorstellungen deutlich zu machen. „Die CDU muss jetzt nicht mehr in Kompromissen denken“ , sagt Becker.
Zwar sei auch Merz-Gegner Norbert Röttgen ein intelligenter, guter Mann, doch der Sauerländer sie deutlich profilierter und könne besser zuspitzen. Becker verweist besonders auf den großen Rückhalt von Merz bei der Parteibasis, aber auch in Teilen des Parteiestablishments.
Merz ist entwicklungsfähig; Braun nur Merkel 3.0
„Der Mann ist gut, hat Wirtschaftskompetenz und einen sehr sehr großen Rückhalt nicht nur im Hochsauerlandkreis“, sagt Johann Stock-Schroer. Er ist Mitglied im CDU-Stadtverband Brilon und Vorsitzender des Ortsverbandes Brilon. Kritik an Merz, er verfolge eine rückwärtsgewandte Agenda, weist Stock-Schroer entschieden zurück. Er betont, dass Merz entwicklungsfähig sei, das hab unter anderem sein Auftritt beim Bundesverband der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) gezeigt. „Er hat erkannt dass man Menschen mit unterschiedlichen Ansichten und Ausrichtungen nicht unterschiedlich bewerten darf“, sagt der Unions-Mann.
Michael Brumberg ist stellvertretender Vorsitzender der Union in Brilon und ärgert sich über die Nominierung von Kanzleramtsminister Helge Braun. Er sei der Kandidat der alten Garde. „Helge Braun wäre Angela Merkel 3.0“, echauffiert er sich. Für ihn kann es nur eine logische Personalentscheidung geben: „Ich kenne keinen anderen außer Friedrich Merz, der die CDU noch retten kann“, sagt Brumberg.