Hochsauerlandkreis/Winterberg. Hunderte Impfdurchbrüche im HSK: Arzt Tim-Henning Förster von der Sauerlandpraxis spricht über Risikogruppen und Gegenmaßnahmen.

Die Zahl der Meldungen machen vielen Menschen Sorgen – immer mehr ist die Sorge vor Impfdurchbrüchen in aller Munde. Im HSK hat es laut Kreissprecher Jürgen Uhl schon mehrere hundert Infektionen trotz Impfung in den letzten Monaten gegeben. Der Arzt Tim-Henning Förster von der Sauerlandpraxis in Winterberg und Medebach betrachtet die Lage zwar weiterhin entspannt, bleibt allerdings nicht untätig, denn: Viele Impfdurchbrüche hängen anscheinend mit dem Impfstoff Johnson&Johnson zusammen.

Impfdurchbrüche im HSK: 511 Fälle vom Kreis gezählt

Im Hochsauerlandkreis hat es bislang (Stand 12. Oktober) 511 Impfdurchbrüche gegeben, gemessen im Zeitraum der Kalenderwoche 8 (Februar 2021) bis heute. Das bestätigt Jürgen Uhl auf Anfrage der WP Brilon. „Schwere Durchbrüche, die stationär oder gar auf der Intensivstation behandelt werden, können wir nicht abbilden. Wir erfassen die trotz Impfung gemeldeten Infektionen“, so Uhl. Eine Pflegeeinrichtung sei aktuell nicht von Infektionen trotz Impfungen betroffen.

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HSK: Sauerlandpraxis in Winterberg hat bisher nur wenige Impfdurchbrüche gezählt

Tim-Henning Förster von der Sauerlandpraxis hat die Problematik im Fokus. „Ja, auch wir haben bereits Impfdurchbrüche gesehen, noch in überschaubarere Menge“, sagt er über seine Patienten in der Parxis. Zwei Menschen seien bisher betroffen gewesen, beide bei mit dem Impfstoff Johnson&Johnson geimpft. Nicht nur der Mediziner selbst hat diese Verbindung gezogen, auch Freunde und Kollegen hätten ihm davon berichtet. Schon im September hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet, dass „relativ betrachtet am häufigsten nach einer Impfung mit dem Johnson-&-Johnson-Vakzin“ ein Impfdurchbruch festgestellt wurde.

Wie viele Patienten mit Impfdurchbrüchen auf Intensivstationen behandelt werden, weiß der HSK nicht, doch hunderte Menschen wurden trotz Impfung mit Corona infiziert.
Wie viele Patienten mit Impfdurchbrüchen auf Intensivstationen behandelt werden, weiß der HSK nicht, doch hunderte Menschen wurden trotz Impfung mit Corona infiziert. © dpa | Bernd Wüstneck

Sauerlandpraxis in Winterberg: Fast nur Ungeimpfte erkranken an Corona

Trotz der bisher nur wenigenFälle in der Sauerlandpraxis, handeln die Ärzte vor Ort aktiv, um die Menschen vor einem Impfdurchbruch zu schützen. „Wir nehmen die Meldungen sehr Ernst und versuchen, die bisher mit Johnson&Johnson geimpften Patienten zu erreichen und von einer zusätzlichen Impfung mit einem mRNA-Impfstoff zu überzeugen“, sagt Tim-Henning Förster. Die mRNA-Impfstoffe werden von BionTech und Moderna angeboten. Gleichzeitig wird die dritte Impfung in Winterberg verteilt. „Die Boosterimpfung wird von älteren und gefährdeten Patienten aktiv erfragt, wir raten bei den empfohlen Gruppen natürlich zur Durchführung um Impfdurchbrüche zu vermeiden.“ Eine parallele Grippeimpfung empfiehlt der Arzt ebenfalls. „Im letzten Winter ist die Grippewelle durch die Hygienemaßnahme praktisch ausgefallen, wir rechnen diese Saison mit hohen Fallzahlen und freuen uns über jeden Patienten der hilft, die Gefahr durch eine Impfung zu reduzieren. Eine parallele Impfung reduziert den Aufwand für die Patienten und auch für uns“, so Förster.

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Die Infektionslage sei bisher entspannt. „Wir beobachten im östlichen Sauerland erfreulich wenige akute Fälle, bei den wenigen handelt es sich aber ausnahmslos um ungeimpfte Personen“, betont Tim-Henning Förster aber auch. „Die Symptome der aktuell laufenden Erkrankung ähneln denen eines grippalen Infektes.“ Betroffen sind nicht mehr ältere Menschen, sondern Patienten zwischen zwischen 30 und 40 Jahren.