Marsberg. Pastoraler Raum Marsberg war mit Bussen zweimal im Ahrtal im Arbeitseinsatz. Zwei weitere Einsätze sind geplant. Große Dankbarkeit ist Ansporn

Philipp Kriegel (24) aus Westheim ist gerade zurückgekehrt. Er war am Wochenende wieder im Ahrtal und hat mit zwei Freunden den von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen bei den schwierigen und langwierigen Aufräumarbeiten an ihren Häusern geholfen.

Diesmal war er auf eigene Faust dort. Tage vorher sitzt er schon voller Tatendrang im Sessel im Besprechungsraum des Pfarrbüros in Marsberg. Mit Betroffenheit und Begeisterung berichtet er sowie Gemeindereferentin Katrin Schröder, Elisa von Rüden und Manfred Schmies in der Rückschau von den Arbeitseinsätzen dort und der großen Dankbarkeit der betroffenen Menschen

Berichten von ihren Eindrücken und Arbeitseinsätzen im von der Flutkatastrophe gebeuteltem Ahrtal, von links: Philipp Kriegel, Elisa von Rücken, Gemeindereferentin Katrin Schröder und Walter Schmies.
Berichten von ihren Eindrücken und Arbeitseinsätzen im von der Flutkatastrophe gebeuteltem Ahrtal, von links: Philipp Kriegel, Elisa von Rücken, Gemeindereferentin Katrin Schröder und Walter Schmies. © Annette Dülme | Annette Dülme

Organisiert wurden die ersten zwei Gemeinschaftseinsätze von dem Pastoralen Raum Marsberg. Propst Meinolf Kemper hatte sich besonders dafür eingesetzt und um freiwillige Hilfe aufgerufen. Beim ersten Einsatz waren es noch 33 „hochmotiverte Helfer“, wie Manfred Schmies betont. Bei dem zweiten waren es schon 82 Menschen. An diesem Samstag, 2. Oktober, steht der nächste Einsatz an und eine Woche später am 9. Oktober ein weiterer (s. Kasten).

Zerstörte Grundschule in Dernau

Die Helfertruppe war zum ersten Mal Anfang September in Dernau, wo 80 Prozent aller Gebäude „ganz besonders von der Flutkatastrophe betroffen sind“, berichtet Manfred Schmies. „Überall lagen noch Trümmer und Schuttberge herum“, fügt Kathrin Schröder an. Die Gemeindereferentin begleitet die Helfertrupps, packt ebenfalls mit an, wo immer es nötig ist und hält den Kontakt zum Propst, der sich immer wieder über Telefon informiert.

Die Marsberger waren an und in der Grundschule in Dernau im Einsatz. „Es waren bestimmt in kürzester Zeit um die 250 Helfer dort und haben mit angepackt“, erzählt Manfred Schmies und wird emotional: „Wir hätten locker noch einmal die gleiche Anzahl gebrauchen können“.

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Die Marsberger haben Putz und Estrich abgestemmt. Das Material und Wasser schafften sie in Eimern teilweise mit bis zu 100 Meter langen Menschenketten aus dem Gebäude. Mit dabei war auch Elisa von Rüden (31) aus Oesdorf. Sie ist Lehrerin an einer Grundschule in Warburg. Ihre Schule organisiert einen Spendenlauf. Der Erlös des Laufes ist speziell für die Grundschule in Dernau gedacht.

Hotel Lochmühle 12 Meter geflutet

Vorher - Nachher: Das Foto oben zeigt das Hotel Lochmühle in Maischoß vor der Flutkatastrophe und die Ausmaße nachher im Foto unten.
Vorher - Nachher: Das Foto oben zeigt das Hotel Lochmühle in Maischoß vor der Flutkatastrophe und die Ausmaße nachher im Foto unten. © Pastoraler Raum Marsberg | Pastoraler Raum Marsberg

Beim zweiten Einsatz des Pastoralen Raums Marsberg, am Samstag 18. September, sind sogar 82 Helfer mit an die Ahr gefahren. Sie kamen aus dem weiten Umkreis, aus Brilon, Olsberg, Meschede, Sundern oder der hessischen Diemelstadt und natürlich dem Stadtgebiet Marsberg.

Diesmal waren sie im Hotel Lochmühle in Maischoß im Einsatz. Das Hotel war von einer 12 Meter hohen Welle überflutet worden. Das Wasser stand bis in das erste Obergeschoss. Die Helfer aus Marsberg haben wieder Putz und Estrich von den Wänden gestemmt. „Der ganze Keller war voller zähflüssigem Schlamm, den haben wir rausgeschafft“, ist Kartrin Schröder froh, dass ein Elektriker dabei war, „der immer wieder dafür sorgen konnte, dass wir Licht in dem dunklen Keller hatten“.

Froh war sie ebenfalls, das Bauunternehmer Uli Prior aus Erlinghausen mit dabei war. Er hatte Werkzeug, Schüppen, Schubkarren, Besen, Bohrer und Stemmeisen mitgebracht und wusste auch gleich fachmännisch welche Arbeiten wann und wo gemacht werden mussten.

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„Wenn man das ganze Ausmaß der Katastrophe einmal mit eigenen Augen gesehen hat, muss man immer wieder dorthin, um den Menschen in dieser schwierigen Situation zu helfen und beizustehen“, sagt Katrin Schröder. Allen Teilnehmern sei klar gewesen, der Einsatz ist immer nur ein Tropfen auf dem heißen Stein – es werde noch lange Hilfe dort benötigt.

Da können Philipp Kriegel, Elisa von Rüden und Manfred Schmies nur zustimmen. „Wenn man die Not in den Flutgebieten sieht, werden die eigenen Probleme ganz klein“, sagt Philipp Kriegel. Er macht derzeit eine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker und ist seit einem Jahr im Stadtrat Marsberg.

Zwei weitere Arbeitseinsätze und Spenden

Der Pastorale Raum Marsberg ruft erneut freiwillige Helfer zu zwei weiteren Arbeitseinsatz im Ahrtal auf. Am Samstag, 2. Oktober, und 9. Oktober steht wieder ein Bus bereit. Die Reisekosten übernehmen die katholische und evangelische Kirchengemeinden.

Teilnehmen können alle Erwachsene und Jugendliche in Begleitung eines erwachsenen Erziehungsberechtigten. Für Verpflegung ist vor Ort besorgt.

Abfahrt ist am 2. Oktober um 6 Uhr an der Hauptschule Marsberg und am 9. Oktober am Omnibusbetrieb Hennig, Bredelarer Straße. Gegen 21.30 Uhr wird der Bus jeweils wieder in Marsberg zurück sein. Wetterfeste Kleidung ist angeraten und Wechselkleidung und -schuhe für die Rückfahrt.

Die freiwilligen Helfer können sich bei Katrin Schröder anmelden per Mail: gem.ref.schroeder@katholisch-marsberg.de oder unter Tel. 0151 11320725.

Über 10.000 Euro sind bereits an Privatspenden, aus Kollekten bzw. Sonderaktionen, wie Spendensammlung der Erstkommunionkinder Oesdorf, Pfarrfest Beringhausen für die Flutopfer eingegangen und werden täglich mehr.

Jederzeit sind über die Pfarrbüros weitere Spenden möglich. „Sie kommen zu 100 Prozent im Ahrtal an“, so Katrin Schröder.

Diverse Sachspenden wurden ebenfalls mitgenommen, wie über 20 Bohrhämmer, Klopapier von der Firma Wepa, Schuppkarren, Schüppen, Flitschen, Stemmeisen vom Bauunternehmer Uli Prior, Brötchen von der Bäckerei Runte und Happe sowie Wurst to go von der Fleischerei Bickmann für die Fahrten.

Die Menschen dort, hätten große Angst, dass sie vergessen werden, fügt Elisa von Rüden mit leiser Stimme an. Erschreckend sei die Selbstmordrate unter den Betroffenen, die alles verloren haben. Vor Augen bleibt Katrin Schröder das ältere Ehepaar, das Hand in Hand durch den verwüsteten Ort ging. „Ihr Haus ist komplett weg. Sie stehen vor dem Nichts.“ Wie der Betreiber des Hotels Lochmühle. Es gehörte ursprünglich zu einer hochpreisigen Hotelanlage, in dem die hochrangige Bundespolitik zu Kabinettsitzungen eingeladen.

Der neue Betreiber hat es zwei Jahre aufwendig renoviert. Dann kam Corona und als die ersten Gäste endlich die neuen Zimmer beziehen konnten, kam die Flut. „Es gab noch gar keine Einnahmen, an denen die Hilfsgelder gemessen werden können..