Brilon/Bestwig. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass Verletzungen von einem Sturz stammen. Nach einer Anzeige seines Anwalts prüft sie den Fall doch noch einmal.
Nach den schweren Verletzungen, die sich der Jugendliche Justin Bathen (18) aus Bestwig nach einer rätselhaften Nacht zugezogen hat, übernimmt die Staatsanwaltschaft nun die Ermittlungen. Thomas Poggel, Sprecher der Staatsanwaltschaft Arnsberg, versucht fürs erste etwas Licht in den Fall zu bringen. Abschließend aufgeklärt ist aber noch nicht, wie Justin Bathen sich derart schwer verletzt hat.
Hier geht es zur ganzen Geschichte:Briloner Anwalt: Was hat Justin aus Bestwig so zugerichtet?
Es ist der 31. Juli gegen 23 Uhr als Justin Bathen eine Geburtstagsparty verlässt. Weiter reicht seine Erinnerung nicht, bevor er im Krankenhaus erwacht. Anwohner haben ihn schwerst verletzt in einer Auffahrt in Heringhausen gefunden, nicht weit von seinem Wohnort in Ramsbeck. Im Krankenhaus wird bei dem 19-Jährigen ein Schädel-Hirn-Trauma 3. Grades festgestellt, Blutungen im Hirn, mehrere Schädelbrüche. Er muss sofort auf die Intensivstation. Wie er sich verletzt hat, weiß weder Justin Bathen noch sonst jemand. Seine Familie quält die Ungewissheit. Die Ärzte im Krankenhaus vermuten Fahrerflucht, die Verletzungen seien zu schwer für einen Sturz. Nadine Bathen, die Mutter des Jungen, hat Fragen. Zum Beispiel wer der erste, ominöse Anrufer war, der noch vor den Anwohnern den Notruf gewählt hat und beim Eintreffen des RTWs verschwunden war? Hat jemand gesehen, was passiert ist? Wieso ermittelt die Polizei nicht weiter? Die Familie des Junge schaltet den Briloner Rechtsanwalt Oliver Brock ein, der Strafanzeige gegen Unbekannt stellt, um die Ermittlungen wieder ins Laufen zu bringen. Doch warum wurden sie eingestellt?
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Staatsanwalt: Es spricht alles für einen Sturz
Dazu kann Thomas Poggel, Sprecher der Staatsanwaltschaft Auskunft geben. „Der Fall ist am 6. August bei uns eingegangen“, sagt er. Der Vorfall sei geprüft, weitere Ermittlungen eingestellt worden. Es habe keine Gründe gegeben, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten. „Es spricht alles für einen Sturz, mehr als für alles andere“, sagt Thomas Poggel. Die Verletzungen bestünden nur auf einer Seite, das spreche für einen Sturz. „Würde es sich um einen Unfall handeln, hätte der junge Mann schwere Verletzungen im Beinbereich haben müssen.“ Hätte es sich um einen Raubüberfall gehandelt, hätten Gegenstände entwendet worden sein müssen. „Das war aber nicht der Fall“, so Poggel. KO-Tropfen schließt er ebenfalls aus, diese wären aber auch nur drei Tage nach Verabreichung nachweisbar gewesen.
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Thomas Poggel sieht als einzige Unstimmigkeit die Schleifspur, die am Unglücksort gefunden wurde. „Davon hatten wir zuvor keine Kenntnis.“ Trotzdem vermutet der Staatsanwalt einen Sturz. „Es gibt solche Fälle. Ich habe so etwas nicht zum ersten Mal gesehen.“ Es gebe keine Anhaltspunkte, dass ein dritter Beteiligt gewesen sei. Zudem sei auch der rätselhafte erste Notruf aufgeklärt. Während die Familie erst vermutete, der Notrufer hätte an dem Vorfall beteiligt sein oder weitere Hinweise auf das Geschehen geben können, kann die Staatsanwaltschaft dies nun ausschließen. „Es gab zwei Anrufe. Der erste Anrufer war ein Fahrer, der den Jungen bemerkt hatte. Dieser hat den Notruf gewählt und ist in Kontakt mit den Einsatzkräften geblieben. Diese haben ihm gesagt, er könne sich vom Ort entfernen, wenn der Junge stabil liegt und keine weiteren Maßnahmen erforderlich sind. Und das hat der Anrufer dann auch getan.“ Der zweite Anrufer sei die Anwohnerin gewesen.
Anwalt der Familie: Es spricht nichts für einen Sturz
Trotzdem wird der Fall noch nicht abgeschlossen, dank der Strafanzeige von Rechtsanwalt Oliver Brock. Der Briloner Anwalt glaubt nicht, dass der Jugendliche gestürzt ist. „Seltsam ist, dass der Junge in einer Auffahrt gefunden wurde. Es gibt Schleifspuren vom Gehweg hinauf zum Auffindort. In der Kleidung wurden keine Grasflecken gefunden. Das schreit nach einem Unfall“, sagt er - und mutmaßt Fahrerflucht. Anders als die Staatsanwaltschaft denkt er, dass die Verletzungen nur durch Fremdeinwirkung zustande kommen konnte: Von einem Sturz, einer Schlägerei könnten die Verletzungen nicht kommen. Zu viele, zu heftig, sagte er. „Aufgrund der Strafanzeige gegen Unbekannt, die Brock jetzt stellte, wird der Vorfall ein weiteres mal geprüft. Ob wir das Verfahren dann einstellen oder die Ermittlungen weiterhin aufnehmen kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen“, so Thomas Poggel.