Hochsauerlandkreis. Sebastian Vielhaber aus Winterberg ist im HSK für die Freien Wähler Direktkandidat bei der Bundestagswahl. Wofür steht die Partei überhaupt?

Ein harter Konflikt um die Schullandschaft im RaumWinterberg führte Sebastian Vielhaber (42) in die Politik. „Seither ist es mir ein großes Anliegen, dass alle Bürger aller Ortsteile früher umfassend informiert und demokratisch in die Entscheidungen von Politik Verwaltung zur Verbesserung des Gemeindewohls einbezogen werden“, sagt er. Seit 2020 ist Vielhaber Fraktionsvorsitzender der FWG – Bürger für Winterberg & Ortschaften im Rat der Stadt Winterberg - und tritt nun als Direktkandidat für für die Freien Wähler (FW) bei der Bundestagswahl an.

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Man kennt die Freien Wähler im HSK auf lokaler Ebene. Was hebt eine Wählergemeinschaft auf Bundesebene von den Parteien ab?

Steckbrief

Sebastian Vielhaber (42) wohnt in Winterberg. Er ist angestellter Architekt, Dipl-Ingenieur (FH). Seine Hobbys sind Wandern, Reisen und ehrenamtliches Engagement als aktiver Feuerwehrmann. Er ist Geschäftsführer im Heimat- und Verkehrsverein.Politischer Werdegang: Über die Bürgerinitiative zum „Erhalt des Schulstandortes der Verbundschule Siedlinghausen“ (2016) hat sich die Freie Wähler Gemeinschaft – Bürger für Winterberg und Ortschaften am 3. Mai 2017 gegründet. Er war als Initiator und Mitgründer beteiligt.

Die Freien Wähler kommen alle aus dem kommunalen Bereich. Eine Wählergemeinschaft auf Bundesebene sowie Berufspolitiker wie bei den alteingesessenen Parteien gibt es bei den Freien Wählern nicht. Im Gegensatz zu den Berufspolitikern haben wir stets die Anliegen und Interessen der Bürger im Blick und wissen daher, was die Wähler in ihrer Region bewegt.

Ihr Parteichef befeuerte den Wahlkampf mit Äußerungen zu Corona-Impfungen und sprach z.B. von einer „Jagd“ auf Ungeimpfte. Teilen Sie seine Auffassung?

Ich bin geimpft. Den Äußerungen von Herrn Aiwanger zu den Corona-Impfungen stimme ich weitestgehend zu. Die Entscheidung, sich impfen zu lassen, ist und sollte grundsätzlich ein Privileg eines jeden Einzelnen bleiben. Die richtige Abwägung zwischen dem Schutz von Gesundheit und Leben der Bevölkerung einerseits und der Grundrechte anderseits ist jedoch stets eine Gratwanderung. Die zuletzt veröffentlichten Corona- Schutzmaßnahmen des Landes NRW, die ab einer Inzidenzstufe unter 35 gelten sollen, sind eine Impfpflicht „durch die Hintertür“.

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Nennen Sie uns das wichtigste Projekt, dass tatsächlich Sie für den HSK umsetzen möchten.

Eine ausreichende Grundversorgung für den ländlichen Raum. Als Schwerpunkt nenne ich da die Digitalisierung. Entscheidend ist dabei, dass der ländliche Bereich bei der Digitalisierung nicht abgehängt wird. Wir benötigen die Förderung einer besseren Digitalisierung in der Verwaltung freien Wirtschaft, weniger Bürokratie, eine Stärkung der Vereinskultur und Ausbau digitaler Lernmethoden. Neben den wirtschaftlichen Aspekten bei der Digitalisierung ist sie als Chance für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu betrachten. Mit Blick auf die Mobilitätswende ist dies besonders im ländlichen Raum zu forcieren.

Was ist aus Ihrer Sicht, das wichtigste bundesweite Thema?

Die Rente muss für alle zukunftsfest gemacht wird. Wir sind dagegen das Rentenalter auf 68 Jahre anzuheben. Statt das Renteneintrittsalter immer weiter nach hinten zu verschieben, ist für uns eine zukunftsgesicherte Stabilisierung des Rentenniveaus von besonderer Bedeutung. Jeder, der 45 Jahre und mehr gearbeitet hat, hat seinen Dienst geleistet. Im Mittelpunkt der Stabilisierung des Rentenniveaus steht hierbei die Erweiterung des klassischen Drei-Säulen-Modells (gesetzliche, betriebliche freiwillige Vorsorge). Als vierte Säule soll der Staat den Erwerb und den Bau von Immobilien fördern.

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Welche realistischen Chancen sehen Sie, in den Bundestag einzuziehen – persönlich und als FW?

Rein rechnerisch gesehen, stehen meine Chancen in den Bundestag als Direktkandidat einzuziehen bei 1 zu 9. Die Freien Wähler als neue Kraft der Mitte haben bei der derzeitigen politischen Ausgangssituationen z. B aufgrund der misslungenen Außenpolitik der GroKo mit katastrophalen Auswirkungen in Afghanistan, des mangelhaften Hochwasserschutzes, des totalen Versagens beim Krisenmanagement bei der Hochwasserkatastrophe, gute Chancen im Bundestag auf die 5-Prozent-Hürde. Speziell im HSK rechne ich mit einem darüber hinaus gehenden Ergebnis. Mit Einzug in den Bundestag würden wir die „neue Kraft der Mitte“ werden.

Wie ist der HSK aus Ihrer Sicht mit den Abgeordneten Sensburg, Wiese und Cronenberg im Bundestag vertreten und was würden Sie besser machen?

Unsere bisherigen Vertreter sind verbraucht und haben sich leider bis auf die „Wahlkampfzeiten“ vom Bürger entfernt. Es macht mich fassungslos, wie die Länder und die Ministerpräsidenten z.B. durch das neue Infektionsschutzgesetz Paragraf 28b entmachtet, der Föderalismus faktisch abgeschafft und alle Bundesbürger einer „zentral gesteuerten Herrschaft unterstellt“ wurden – niemals würde ich hier zustimmen! Die Entscheidungsgewalt gehört zum Souverän, daran möchten wir gemeinsam mit allen Bürgern arbeiten, denn für Demokratien gilt immer noch: Das Volk ist der Souverän, das ist und bleibt mein Selbstverständnis.