Hochsauerlandkreis. Corona beschleunigt den Trend zur Briefwahl im HSK. Die Städte im Altkreis Brilon legen Zahlen zu den Anträgen vor und wagen kühne Prognosen.

Die Bundestagswahl 2021 steht vor der Tür und immer mehr Wähler, auch aus dem Hochsauerlandkreis, wollen ihre Stimme per Brief abgeben. Durch die Corona-Pandemie rechnen die Wahlleiter deutschlandweit mit einem weiteren Anstieg an Briefwählern. Die WP-Anfrage bei den Kommunen bestätigt diesen Trend. Ein Überblick von Hallenberg bis Medebach:

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Hallenberg: „Wie auch in anderen Kommunen so ist auch bei der Stadt Hallenberg ein erhöhtes Aufkommen an Wahlscheinanträgen zu verzeichnen“, schreibt Fachbereichsleiter Holger Schnorbus. Aufgrund von Corona, aber auch aufgrund der ohnehin stetig steigenden Zahlen von Briefwählern sei dies jedoch zu erwarten gewesen.

Folgerichtig sei bereits bei der letztjährigen Kommunalwahl ein deutlich erhöhtes Aufkommen zu verzeichnen gewesen. Zum aktuellen Zeitpunkt liegen der Stadt Hallenberg bereits rund 500 Wahlscheinanträge vor. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 2017 hätten insgesamt 638 Bürger per Briefwahl abgestimmt. Schaut man auf die vergangenen Abstimmungen geht der Trend eindeutig nach oben: 2013 hätten 511 und 2009419 Wähler zur Bundestagswahl per Brief abgestimmt.

Natürlich bedeutet das ein erhöhtes Aufkommen grundsätzlich auch einen erkennbaren Mehraufwand für die Verwaltung, so Schnorbus. Ein großer Anteil der Anträge erfolge mittlerweile online, so dass es trotz erhöhtem Gesamtaufkommens bei einer Beantragung vor Ort nicht zu außergewöhnlichen Wartezeiten im Rathaus komme.

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Marsberg: Peter Sauerland vom Marsberger Wahlamt stellt „eine erhebliche Zunahme auf Ausstellung von Wahlscheinen beziehungsweise Zusendung von Briefwahlunterlagen fest. Bisher habe die Stadt Marsberg rund 3.000 Wahlscheine ausgestellt. Dabei sei die „Masse der Wahlbenachrichtigungen“ erst Mitte vergangener Woche zugestellt worden.

Bei der Bundestagswahl 2017 wurden insgesamt rund 3.200 Wahlscheine und 2013 etwa 3.000 Wahlscheine ausgestellt. Das erhöhte Briefwahlaufkommen bedeutet auch für Marsberg in jedem Fall einen erhöhten personellen und finanziellen Aufwand für die Verwaltung, so Sauerland.

Arbeit mache vor allem das Ausdrucken der Wahlscheine und das Versenden der Briefwahlunterlagen. Außerdem müsse man auch den finanziellen Aspekt beachten: Die Anschaffung der Briefwahlumschlägen, Merkblätter, Papier für die Wahlscheine und das Briefporto kosten Geld. Das Versenden der Unterlagen und der Rücklauf der roten Briefwahlumschläge (für den Wähler portofrei) werden der Stadt später in Rechnung gestellt.

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Olsberg: Die Stadt Olsberg rechnet für die Bundestagswahl mit einem weiter erhöhten Briefwahlaufkommen. Erfahrungsgemäß sei die Bundestagswahl stets die Wahl mit der höchsten Wahlbeteiligung, sagt der Pressesprecher der Stadt Olsberg, Jörg Fröhling.

Während bei den vergangenen Bundestagswahlen rund 2.000 bis 2.500 Wahlberechtigte die Briefwahl genutzt hätten, erwarte Olsberg diesmal etwa 4.000 bis 4.500 Wahlberechtigte. Solche Entwicklungen hätten sich auch bei vergangenen Wahlen während der Corona-Pandemie in anderen Bundesländern gezeigt.

Konkrete Zahlen für Briefwählerinnen und -wähler würden derzeit noch nicht erfasst, da erst in der vergangenen Woche die Wahlbenachrichtigungen versendet worden seien. Die aktuell eingehenden Anträge auf Briefwahl zeigen jedoch eine „starke Nachfrage“, so der Pressesprecher. Laut Fröhling gebe es außerdem keine Probleme aufgrund des erhöhten Briefwahlaufkommens. Auch wenn dies einen Mehraufwand für die Kommune bedeutet: „Da die Entwicklung für die Stadtverwaltung aber nicht überraschend kommt, sind wir darauf vorbereitet“, sagt er.

Ein Mann gibt seine Stimme in einem deutsche Wahllokal ab. Doch der Trend geht immer mehr hin zur Briefwahl. Das bestätigen auch alle Kommunen im Hochsauerlandkreis.
Ein Mann gibt seine Stimme in einem deutsche Wahllokal ab. Doch der Trend geht immer mehr hin zur Briefwahl. Das bestätigen auch alle Kommunen im Hochsauerlandkreis. © dpa | Daniel Reinhardt

Brilon: Bei der Stadt Brilon sind bisher rund 2.500 Anträge auf Briefwahl eingegangen. Bei der vergangenen Bundestagswahl 2017 gaben 5136 Briloner ihre Stimme per Brief ab, 2013 waren es 4.161 und 2009 3582 Briefwähler. Auch hier spüren die Verwaltungsangestellten den Mehraufwand.

Schließlich müssten für jeden Briefwahlantrag die Briefwahlunterlagen zusammengestellt werden, bestehend aus dem Stimmzettel, einem Merkblatt, dem blauen Stimmzettelumschlag, dem roten Wahlbriefumschlag und dem Wahlschein. Jeder Wahlschein müsse individuell ausgedruckt werden. Das alles müsse in einen Versandumschlag gesteckt und verschickt werden.

Gingen an einem Werktag nur 120 Briefwahlanträge ein, sei das von einer Person mit minimalem Zeitaufwand zu bewältigen. Gehen an einem Werktag dagegen 1.200 Anträge ein, erfordere das weitaus mehr Personal, Material und Zeit. Es müssten außerdem am Wahltag mehr Briefwahlvorstände eingesetzt werden. Auch hier gelte: Mehr Wahlhelfer, mehr Schriftverkehr, mehr Unterlagen und mehr Zeitaufwand, schreibt die Stadt.

Ganz schön viel Papier: Die Briefwahlunterlagen für die Bundestagswahl 2021 mit Stimmzettel und Stimmzettelumschlag liegen auf einem Tisch. Für die Kommunen bedeutet das Versenden der Unterlagen einen Mehraufwand an Arbeit.
Ganz schön viel Papier: Die Briefwahlunterlagen für die Bundestagswahl 2021 mit Stimmzettel und Stimmzettelumschlag liegen auf einem Tisch. Für die Kommunen bedeutet das Versenden der Unterlagen einen Mehraufwand an Arbeit. © dpa | Sven Hoppe

Winterberg: Der Stadt Winterberg liegen derzeit 1.600 Anträge zur Briefwahl vor. Davon seien bisher mehr als 900 Stück bearbeitet, sagt die Pressesprecherin der Stadt, Rabea Kappen. Auch hier spürt man den Anstieg an Briefwählern. 2009 hätten noch 2.043 ihren Wahlzettel per Post verschickt. Bei der vergangenen Wahl 2017 seien dies schon 2.676 gewesen und hätten insgesamt 32 Prozent aller Stimmzettel ausgemacht.

Medebach: Auch die Hansestadt Medebach verzeichnet ein erhöhtes Briefwahlaufkommen, berichtet der Leiter des Ordnungsamtes, Dieter Harbeke. Bis zum 31. August seien rund 900 Briefwahlanträge bei der Stadt eingegangen und bearbeitet worden. Und auch hier ist ein kontinuierlicher Anstiege zu erkennen. Waren es bei der Bundestagswahl 2009 noch 953 Briefwähler, stiegt die Anzahl 2013 auf 1.071 und bei der vergangenen Bundestagswahl 2017 schon 1.335 Briefwähler.