Hochsauerlandkreis/Hallenberg. Seit Mitte August ist der Impfbus im HSK unterwegs. Er ist ein weiterer Baustein im Kampf gegen die Corona-Krise. Wer nutzt das Angebot?
„Da kommt der Bus!“ Dieser Satz ist verbunden mit Gedanken wie „das Warten ist vorbei“ oder „endlich geht es weiter“. Genau das gilt im übertragenen Sinne auch für den Impfbus des Hochsauerlandkreises. Momentan ist er im Kreisgebiet unterwegs und hat am Mittwoch Station in Hallenberg gemacht. Sein Ziel: Menschen einfach und wohnortnah zu impfen. “Der Impfbus ist ein zusätzliches Angebot vom Kreis für die Menschen, die aus verschiedensten Gründen keine oder nur umständliche Möglichkeiten haben, zum Hausarzt oder nach Olsberg ins Impfzentrum zu kommen“, sagt Marc Heines vom HSK. Er ist organisatorischer Leiter des Impfzentrums und begleitet mit einem Team die Touren des Impfbusses durch das Hochsauerland. „Wir impfen hier ohne Termin jeden ab 16 Jahren, ganz gleich welcher Herkunft, Religion oder Nationalität.“
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Kaum Wartezeiten, laufender Betrieb
Der Impfbus ist seit Mitte August unterwegs, die Akzeptanz in der Bevölkerung sehr gut. In größeren HSK-Städten wie Arnsberg, Meschede, Schmallenberg oder Brilon kam es teils zu langen Schlangen, dagegen geht es im kleinen Hallenberg eher gemütlich zu. Es ist hier laufend Betrieb, gibt aber kaum Wartezeiten. Die Runde der Impfwilligen ist kunterbunt. Einheimische, Urlauber, Studenten in den Semesterferien, Passanten mit Einkaufstaschen. Einige kommen mal eben in der Mittagspause vorbei. Manche sind zu Fuß da, andere mit dem Rad oder dem Bus. Auch aus dem benachbarten Nordhessen fahren Autos vor.
Was genau ist eigentlich ein Impfbus? Tatsächlich handelt es sich um einen ganz normalen Linienbus der RLG, der mit wenigen Handgriffen umfunktioniert wurde. Vorhänge und abgeklebte Fenster sorgen für die nötige Privatsphäre, am hinteren Eingang steht ein Drucker. Ansonsten: eben ein Bus mit all seinem pragmatischen Charme!
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Eigenständige Wahl des Impfstoffes
Wer die Abläufe im Impfzentrum oder in einer Arztpraxis kennt, findet hier alles wieder. In einem Pavillon vor dem Bus werden an zwei Stehtischen die Daten der Impfkandidaten registriert und alle erforderlichen Formulare ausgefüllt. Es besteht die Auswahl zwischen den Impfstoffen der Hersteller Biontech (ab 16 Jahren), Moderna sowie Johnson&Johnson (jeweils ab 18 Jahren). Mitgebracht werden muss nur ein Personalausweis, alles andere ist da. Auch ein neuer Impfpass kann ausgestellt werden. Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren brauchen zudem eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten. Zweitimpfungen sind ebenfalls möglich, wenn die erste Impfung nachgewiesen kann und mindestens drei Wochen her ist.
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Anschließend geht es in den Bus hinein zu einem Arzt, der heute von der Sauerlandpraxis kommt. In einem ausführlichen Gespräch, das in den Sitzreihen stattfindet, wird u.a. über mögliche Impf-Nebenwirkungen und Reaktionen aufgeklärt. Der hintere Busbereich ist mit weißen Decken abgehängt. Hier bereitet eine Apothekerin die gewünschte Impfdosis vor, eine medizinische Fachangestellte desinfiziert die Einstichstelle und verabreicht die Spritze. Fertig. „Es ging alles sehr schnell und hat gar nicht weh getan“, stellt ein junges syrisches Ehepaar fest, das aus Liesen gekommen ist und pünktlich seine Busverbindung zurück nach Hause erwischt. Mit vor Ort ist stets ein Team vom HSK-Rettungsdienst. Hier können die frisch Geimpften unter Beobachtung noch eine Viertelstunde in einem weiteren Pavillon mit Sitzgelegenheiten abwarten, ob eine Nebenwirkung auftritt. Bis auf einen vor Aufregung wackligen Kreislauf ist hier aber alles ruhig. Wer sich gut fühlt, kann auch direkt gehen.
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„Das ist ein tolles Angebot“
Elien macht nach ihrer Impfung noch ein paar Erinnerungsfotos vom Bus. Die 27-Jährige kommt gebürtig aus Belgien, ist vor zwei Monaten nach Hesborn gezogen und arbeitet dort im Hotel „Kuckuck“. Neue Stelle, neue Wohnung, neues Land – so richtig Zeit, sich ums Impfen zu kümmern, war in den letzten Wochen nicht da. Eigentlich wollte Elien sich nach einer Hausarztpraxis umhören, doch dann erzählte ein Kollege ihr vom Impfbus. „Wow, das ist ein tolles Angebot. Ich brauchte nicht warten, weil alles sehr gut organisiert ist und alle Unterlagen da sind. Und ich konnte mir selber den Impfstoff aussuchen.“ Sie hat sich für Johnson&Johnson entschieden und ist damit nach einer Gabe schon fertig: „Ich freue mich und bin sehr zufrieden, weil alles so einfach war.“
80 Impfungen sind es am Ende des Tages in Hallenberg. 80 Menschen, die ein Stückweit zur Herdenimmunität beitragen. Es geht weiter in der Pandemiebekämpfung, auch durch den Impfbus. Wie sagt Marc Heines: „Jede Impfung zählt.“