Hochsauerlandkreis. Pfarrer Roland Piontek versucht, seine Empfindungen über die Flutkatastrophe in Worte zu fassen. Wie er Zuversicht in dem Unvorstellbaren findet.
Roland K. Piontek, Pfarrer aus dem HSK im Ruhestand, schreibt über seine Eindrücke von der Flutkatastrophe rund um Ahrweiler – und was nach dem großen Unglück Hoffnung spenden kann:
Wenn man in den vergangenen zwei Wochen Berichte aus den Hochwassergebieten anschaute, dann erzeugte das neben Bestürzung und Mitgefühl sicherlich auch tiefen Respekt für die Menschen dort, die zum Teil mit dem Mut der Verzweiflung versuchten, ihre letzten Habseligkeiten oder gar Häuser halbwegs zu retten. Unweigerlich fragt man sich, woher sie die Kraft nehmen, scheinbar sinnlos weiter zu kämpfen.
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Eine von Lehm verschmutzte Frau erzählte: „Als wir plötzlich im Wohnzimmer bis zu den Hüften im steigenden Wasser standen, da konnte ich nur noch beten.“ Ein Mann berichtete, wie er nach Tagen im Schlamm der Straße seinen Ehering wiedergefunden habe und ihn vor Freude strahlend seiner Frau gezeigt habe, mit der er dreißig Jahre verheiratet sei. Sie habe wie damals den Ring an seinen Finger gesteckt und beiden sei klar geworden, alles würde gut werden. Eine Vierzigjährige, die Tochter an ihrer Seite, sprach mit feuchten Augen davon, wie sehr die Hilfsbereitschaft völlig fremder Menschen sie trotz der Not bewegt habe. Sie suchte nach einem stärkeren Begriff: „War das Solidarität oder sowas wie Nächstenliebe? Jedenfalls bin ich total dankbar.“
Zuversicht war mehrfach zu spüren
Lasse ich die vielen Interview-Beiträge der überlebenden Flutopfer Revue passieren, entdecke ich Übereinstimmungen in dem, was Energien freisetzte und ein Stück weit durch die Katastrophe trug: Da war mehrfach die Zuversicht zu spüren, im Chaos beschützt zu werden. Das nennt man wohl Glaube oder Gottvertrauen. Letzteres bleibt leider nicht unerschütterlich, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht. Dann brauchen wir als letzte Hoffnung einen Not-Anker, uns gegen jeden Anschein doch an Gott festhalten zu können. Ist das berechtigt? Ja, weil Jesus sagt: Gott ist voller Liebe. Und weil diese Liebe von Gott und Jesus auch immer wieder Wege in die Herzen von Menschen findet, die sich umgehend aufmachen zu helfen und zu retten – auch solche, die sich selbst gar nicht als gläubig bezeichnen würden. Sie tun es gratis, weil sie es für Not-wendig halten. Das macht Mut!
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Und plötzlich geht mir auf, die Bibel hat das schon längst auf den Punkt gebracht: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ (1.Kor.13,13)
Ein kleines Geschenk für die Zukunft
Wenn ich demnächst ein Paar kirchlich traue, welches sich das Paulus-Wort als Trautext ausgesucht hat, möchte ich den beiden ein kleines Geschenk mitgeben – bestehend aus einem Kreuz für den Glauben, einem Anker für die Hoffnung und einem Herzen für die Liebe. Vielleicht erinnert es sie in Sturmzeiten ihrer Ehe daran, dass sie weder aufgeben noch verzweifeln müssen. Bleiben Sie alle behütet!