Brilon. 1000 Zuschauer kamen 1966 zur Einweihung der Briloner Sprungschanze zum Hellhol. Seit ein paar Tagen steht wieder ein Springer auf dem Bakken.

Hartmut Knappe hat „den Kick“ oft genug gesucht und genossen. Schon als Kind ist der heute 71-Jährige im Hellhol über den Bakken gegangen und - seine persönliche Bestmarke - bis auf 48,5 m in die Tiefe gerauscht: „Was man noch Stehen konnte, haben wir gemacht.“ Dort, wo von den frühen 50er bis in die 70er Jahre hinein der Skiclub Brilon seine Sprungschanze betrieb, geht jetzt wieder ein Springer in die Hocke. Und verharrt auch so. Er kann nicht anders. Denn er ist aus Holz. Die Skispringer-Skulptur rundet die Inszenierung der früheren Briloner Sprungschanze im Rahmen des Landschaftstherapeutischen Pfades ab.

„Der Springer“


Im Rahmen ihres „Regionale“-Projektes „Stadt-Wald-Leben“ hat die Stadt Brilon im und im den Briloner Kurpark herum einen Landschaftstherapeutischen Pfad angelegt. Einer der Kontemplations-Punkte ist die ehemalige Skisprungschanze. Der Schanzentisch wurde stilisiert neu errichtet


Abheben oder innehalten? Der Holzbildhauer Georg Steden aus Züschen schuf die Skulptur.


Weit geht de Blick vom Schanzentisch über die Briloner Hochebene. Links am Bildrand die Reste des ehemaligen Sprungrichterturmes.

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„Angstlust ist von der Zuversicht getragen, die durchzustehende Angstphase erfolgreich zu bewältigen und gestärkt aus ihr hervorzugehen“, inspiriert die Texttafel den Leser, die Umgebung aus einer ungewohnten Perspektive wahrzunehmen. Eben von dem Schanzentisch aus. Der bietet zwar eine weite Sicht über die Helle und die Briloner Hochebene, lässt aber keinen Blick in den Steilhang und den Abgrund unmittelbar vor der Absprungkante zu. Bei manchem mag sich dabei ein mulmiges Gefühl in der Magengrube einstellen, vor allem dann, wenn er sich umdreht und zu der großen Schaukel hochschaut, die den Sprungturm symbolisiert und auch dort das Gefühl des Fliegens vermittelt.

Teil des Landschaftstherapeutischen Pfades

Während die Inszenierung der Schanze 2016 als Teil des Landschaftstherapeutischen Pfades mit „Regionale“-Mitteln gefördert wurde, kommt das Geld für die Skulptur zu 80 Prozent aus dem „Leader“-Topf, den Rest muss der Verein beisteuern; rund 4000 Euro kostete die Installation insgesamt.

Angestoßen hat das Projekt Hildegard Schneider. Die Lehrerin im Ruhestand kann sich noch sehr gut an den Bau der Schanze 1965 erinnern. Schon damals war sie im Skiclub, und hat, das weiß sie noch, beim Anlegen der Stufen geholfen. Nach ihrer Pensionierung vor sieben Jahren kehrte Hildegard Schneider in ihrer Heimatstadt zurück, und oft ist sie seitdem im Kurpark und auf dem neuen Landschaftstherapeutischen Pfad unterwegs.

Dabei - und aus alter Verbundenheit zum Skiclub - kam ihr die Idee, den Kontemplations-Punkt an der Sprungschanze mit der Skulptur eines Skispringers zu ergänzen - als Gag und als Blickfang. Im ehemaligen Chef des Briloner Stadthochbauamtes, Hans-Gerd Schlecking, fand sie einen Mitstreiter, und der stellte auch den Kontakt zu dem Holzbildhauer Georg Steden aus Züschen her.

Erste Schanze hatte Form eines Aussichtsturms

Bei der Schanze handelte es sich um die dritte Skisprung-Anlage. 1933 stellte der Skiclub die erste Schanze her. Eine monströse, wie ein Aussichtsturm gestaltete Holzkonstruktion. Die wurde jedoch innerhalb weniger Jahre baufällig, so dass der Verein 1953 eine neue baute - eine Naturschanze mit einem rund 300 m langen Anlauf. Bei so manchem Springen ernteten die mehr als schlecht ausgerüsteten Gastgeber von den ambitionierten Springern aus Willingen und Winterberg mitleidsvolle Blicke. Zum Equipment, so steht es in der Vereinschronik, gehörten Restbestände aus dem in den düsteren Jahren in der Engelbertschule untergebrachten Wehrertüchtigungslager. Und - sogar namentlich! - ist jener heimische Starter, der mit seinen stumpfen Brettern auf dem Schanzentisch stecken blieb…

Schanzen-Papst Heini Klopfer modellierte neue Anlage

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