Siedlinghausen. Ganz schön mutig: Die 8-jährige Miley Fahle aus Siedlinghausen möchte ihre langen Haare für krebskranke Kinder spenden. Wir haben sie begleitet.

Die achtjährige Miley Fahle ist eine, die sich was traut. Richtig was traut. Und das auch noch für einen guten Zweck: Um einem krebskranken Kind eine Perücke zu ermöglichen, lässt sie sich im Friseursalon „Cutja“ in Siedlinghausen ihre wunderschönen langen Haare abschneiden lassen. Wir sind dabei, als ihr Zopf um mehr als 30 Zentimeter kürzer wird.

Vorarbeiten

Nicht nur für die Siedlinghauser Grundschülerin ist der Friseurbesuch heute aufregender als sonst. Auch für Friseurmeisterin Katja Prior ist die Zopf-Spende einer Kundin Neuland. Im Vorfeld hat sie sich schlau gemacht, damit nichts schiefgeht. Denn es gibt einiges zu beachten, wenn man Haare für eine Perücke spenden möchte. Ganz wichtig zum Beispiel: Die gewaschenen Haare müssen gründlich trocken geföhnt werden. Der Zopf darf nicht mehr feucht sein, wenn er später verschickt wird, da die Haare sonst anfangen können zu schimmeln. „Das ist auch für uns eine besondere Arbeit. Das ist etwas anders als einfach nur waschen, schneiden föhnen. Das ist schon eine Herausforderung“, findet Katja Prior. Los geht´s aber zunächst mit einer ganz normalen Haarwäsche. Danach geht`s ans Kämmen und Föhnen: Mitarbeiterin Maike Döpp und Salon-Inhaberin Katja Prior arbeiten gemeinsam an der langen blonden Mähe.

Vor dem Schnitt müssen die Haare sorgfältig gewaschen und ganz trocken geföhnt werden.
Vor dem Schnitt müssen die Haare sorgfältig gewaschen und ganz trocken geföhnt werden. © Jutta Klute | Jutta Klute

Sollen die wirklich ab?

Wahnsinn - die Haare der 8-Jährigen reichen fast bis zum Po. Von klein auf hat sie sie wachsen lassen. Und die will sich wirklich abschneiden? Miley nickt entschlossen. Sie hat keine Zweifel an ihrem Vorhaben. Und auch Mama Claudia findet die Aktion ihrer Tochter gut. Sie betont aber: „Das war alles nicht meine Idee. Ich würde ihr da nicht reinreden. Das hat Miley selbst entschieden.“

Auf die Idee, ihre Haare für krebskranke Kinder zu spenden, ist Miley gekommen, nachdem die Mutter ihr erzählt hat, dass die Tochter einer Bekannten eine Haarspende gemacht hatte. Da ist für die Schülerin klar: Das mache ich auch - aber erst nach der Kommunion. Claudia Fahle erzählt, dass ihre Tochter im Vorfeld schonmal vor dem Spiegel getestet hat, ob sie sich eine Frisur mit deutlich kürzeren Haaren vorstellen kann. Sie kann. Schnell ist ein Termin im Salon Cutja vereinbart. Inhaberin Katja Prior findet die Aktion super und entscheidet spontan: „Die neue Frisur bekommst Du von mir kostenlos.“

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Miley möchte ein krankes Kind glücklich machen

Ganz schön mutig findet auch ihre Kollegin Maike Döpp das Vorhaben von Miley. Sie erinnert sich, dass schonmal ein Mädchen mit einem ähnlichen Anliegen da war, dann aber doch noch ganz kurzfristig einen Rückzieher gemacht hat. Doch die 8-Jährige lässt sich nicht beirren. Ihr Entschluss steht: „Ich möchte meine Haare gerne für ein Kind spenden, damit es eine Perücke bekommt, wenn es wegen der Chemo keine eigenen Haare mehr hat. Ich glaube, es ist total schlimm, wenn man auf einmal keine Haare mehr hat. Deshalb freue ich mich, wenn ich einem Kind damit helfen kann. Meine Haare wachsen ja wieder.“

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Das Trockenföhnen dauert ganz schön lange, obwohl gleich zwei Frauen dafür im Einsatz sind. Dann wird es langsam ernst. Die Haare werden noch mal gemessen: Deutlich mehr als 30 Zentimer sollen ab. „Dann bleibt dir trotzdem noch ein Zöpfchen unterm Reiterhelm“, freut sich ihre Mutter Claudia. Anschließend wird noch einmal ein richtig dicker, langer Zopf geflochten. Katja Prior holt die Schere. „Soll ich schneiden?“ Miley nickt. Okay: Dann ist es zu spät: Vorsichtig arbeitet sich die Friseurmeisterin vor: Schnipp-schnapp. Und kurze Zeit später sind die Haare ab.

Claudia Fahle (links) und ihre Tochter Miley freuen sich mit Friseurmeisterin Katja Prior über die gelungene Aktion.
Claudia Fahle (links) und ihre Tochter Miley freuen sich mit Friseurmeisterin Katja Prior über die gelungene Aktion. © Jutta Klute | Jutta Klute

So kann man eine Haarspende machen

Die Deutsche Krebshilfe nimmt selbst keine Haarspenden an. Das liegt daran, dass noch viele Arbeitsschritte nötig sind, bevor aus einer Haarspende eine fertige Perücke wird.

Alle wichtigen Informationen darüber, was man beachten muss und wohin man seine Haarspende schicken kann, findet man unter: www.krebshilfe.de/blog/haare-spenden

Zufrieden? Und wie!

Mutter und Tochter tauschen Blicke. Miley lächelt unter ihrem Mundschutz. Alles gut! Es folgt der Feinschliff. Katja Prior zaubert in wenigen Minuten einen Pagenschnitt auf Schulterlänge für Miley. Sieht flott aus. Und als Zugabe darf sich die 8-Jährige noch aussuchen, in welcher Farbe sie gerne zwei - wieder auswaschbare - Strähnchen haben möchte. Dien Entscheidung fällt spontan: Grün. Okay - kein Problem. Katja Prior nimmt die Haarkreide und zaubert noch etwas Grün in die blonden Haare. Fertig. Mama Claudia nimmt die Tochter fest in den Arm und fragt: „Was sagst Du?“ Miley strahlt. Sie ist sehr zufrieden mit dem Werk von Katja Prior: „Ich finde es besser als vorher.“ Na, das gibt eine Überraschung, wenn die anderen das sehen. Denn: Nur der Papa und die beste Freundin wussten im Vorfeld, was Miley vorhat.

Die 8-Jährige hofft, dass sie mit ihrer Aktion, vielleicht auch anderen Mut macht, über eine Haarspende nachzudenken. Denn eins steht fest: Irgendwo wird sich ein krankes Mädchen riesig darüber freuen, dass Miley so mutig war...

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