Hochsauerland. Das Land stellt Corona-Lockerungen in Aussicht. Noch ist die Inzidenz dafür im HSK zu hoch. Doch die Sauerländer sehen das alles skeptisch.

Das NRW-Gesundheitsministerium hat weitreichende Lockerungen angekündigt. Manche sprechen schon von einem „Leben wie vor Corona“. Ab Freitag gilt eine neue Verordnung des Landes. Mit ihr wird eine „Inzidenzstufe 0“ eingeführt. Diese gilt, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz fünf Tage lang bei höchstens zehn lag. Aktuell liegt der Hochsauerlandkreis immer noch bei 11,9. Hier haben Reiserückkehrer im Raum Meschede und eine genehmigte Familienfeier im Raum Arnsberg für den schlechten Inzidenz-Wert gesorgt.

Trotzdem könnten bei den Ankündigungen aus Düsseldorf die ersten Gedanken an Volksfeste aufkeimen - wenn auch vielleicht eher in einem kleineren Rahmen als gewohnt. Doch die Euphorie bei den Veranstaltern und Verantwortlichen hält sich in Grenzen.

Keine großen Hoffnungen

„Das Ganze ist ein zugebundener Sack. Man sollte niemandem Hoffnung machen, denn niemand weiß, wie sich die Infektionszahlen in zwei, drei Wochen entwickeln. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir irgendwo im Juli oder August ein normales Schützenfest feiern“, sagt Kreisschützenoberst Rüdiger Eppner. Er hat am Mittwochabend noch mit dem Bundesvorstand konferiert. Aber selbst in Anbetracht der von Minister Laumann in Aussicht gestellten Lockerungen machen die Schützen schweren Herzens einen Haken an diese Saison.

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So ein Fest zu organisieren, ist in der Kürze der Zeit gar nicht möglich. Festwirt, Schausteller, Musikkapelle, die ganze Organisation - all das sei nicht zu leisten, sagt der Kreisoberst aus Hallenberg. „Die Menschen sind jetzt noch mehr verunsichert. Vielleicht können die Vereine im kleinen Kreis etwas machen, aber mehr wird nicht gehen. Was soll ein Verein machen, der jetzt für September noch ein Fest aus dem Boden stampft und dann vielleicht wieder absagen muss?

Eine generelle Empfehlung für die Vereine gibt es seitens des Schützenkreises nicht. Eppner setzt auf 2022 und darauf, dass das ganze „Drum und Dran“ wieder ans Laufen kommt. „Wenn wir nicht mal eine Zuckerbude oder ein Fahrgeschäft hätten, wäre das kein Fest für alle.“

Kleiner Kirmes-Ersatz

Wer genau das sucht, darf sich auf den kleinen Kirmesersatz in Winterberg freuen. Das beliebte Volksfest, dass sonst tausende Besucher zu den 102 Schaustellern lockt, findet in diesem Jahr nur in einem kleinen Rahmen statt. „Wir machen das vor allem für die Schausteller, damit die wenigstens eine kleine Chance haben, in diesem Jahr noch etwas Geld zu verdienen“, sagt Rabea Kappen, Pressesprecherin der Stadt Winterberg.

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Ein gleichwertiger Ersatz wird die Mini-Kirmes in keinem Fall sein können. „Es wird vier Buden und ein Kinderkarussell geben“, sagt Kappen. Zudem findet die Veranstaltung nicht auf dem 23.000 m² großen Kirmesplatz, sondern auf dem deutlich kleineren Marktplatz statt. Darüber hinaus wird es auch die kirmestypischen Bierbuden geben. „Wir möchten nicht, dass die Leute sich über Stunden an ein und dem selben Ort aufhalten“, so Kappen. So ist die Mini-Kirmes in Winterberg vielmehr als eine Ergänzung für die derzeit ohnehin schon wieder sehr belebte Innenstadt zu verstehen. Vom 13. bis 22. August werden die Buden das kulinarische Angebot der Stadt erweitern.

Politiker sind keine Konzertveranstalter

Für Konzertveranstalter Gisbert Kemmerling zeigt die Ankündigung aus Düsseldorf, dass Politiker eben keine Veranstaltungsmanager sind. „Konzerte brauchen einen großen Vorlauf. Das geht nicht mal eben von Jetzt auf Gleich. Hinzu kommt ein unverhältnismäßig großer Aufwand. Wenn der Künstler Summe X verlangt, aber weniger Besucher aufs Gelände dürfen und die noch getestet und kontrolliert werden müssen, dann rechnet sich das Ganze nach hinten raus nicht.“ Ein Konzert wie das mit Sarah Connor in Willingen sei unter den jetzigen Bedingungen gar nicht zu stemmen.

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Kemmerling führt aber auch noch einen anderen Aspekt ins Feld: „Der UEFA ist es vermutlich egal, ob sich im Stadion 100 oder 200 Engländer infizieren. Hier in einem kleineren Rahmen habe ich als Veranstalter eine Verantwortung für Gesundheit und Wohlergehen der Besucher.“ Daher seien die versprochenen Lockerungen für ihn momentan noch nicht der Schlüssel zu mehr Möglichkeiten.