Hochsauerlandkreis. Die Zahl der Schnelltests geht im HSK zurück. Die Teststellen reagieren darauf. Ein Betreiber fürchtet das Aus – aber nicht wegen der Lockerungen.

Der Alltag läuft nahezu wieder wie gewohnt, für das Shopping oder den Restaurantbesuch braucht die Menschen im Hochsauerlandkreis kein negatives Testergebnis mehr. Was bedeutet die Entspannung der Infektionslage für die 136 aktiven Bürgerteststellen im HSK?

Deutlicher Rückgang bei Testnachfrage

„Wir haben deutlich über 60.000 Tests pro Woche im HSK durchgeführt“, sagt Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises. In der 19. Kalenderwoche seien es 32.707 Tests gewesen. In der 20. Kalenderwoche, also rund um Ostern, schon 50.875 Tests. In der 22. Kalenderwoche waren es zuletzt 65.367 Tests in den Teststellen. „Ich kann derzeit aufgrund eines Fehlers im Meldesystem keine aktuellen Daten herausgeben, aber die Zahl der Tests ist deutlichst zurückgegangen“, sagt Martin Reuther.

Öffnungszeiten werden in Brilon reduziert

Die Adler-Apotheke in Brilon bietet täglich fünf Stunden lang die Möglichkeit, sich auf Corona schnelltesten zu lassen – noch. Denn: Sandra Dietrich-Siebert beobachtet einen Rückgang der Testnachfrage. Die Apothekerin erklärt: „Man braucht die zertifizierten Ergebnisse kaum noch im Alltag. Viele kommen nur noch her um ein Ergebnis für eine anstehende Reise oder eine größere Feier zu bekommen.“ Die Tests in der Adler Apotheke würden auch für Besuche im Krankenhaus oder Altenheim genutzt. Trotzdem gehen die Zahlen zurück. „Der Rücklauf ist zu beobachten und wir werden reagieren. Derzeit bieten wir weit über 30 Stunden für die Tests an. Vorgegeben sind in der Verordnung, dass eine Teststelle mindestens 20 Stunden anbieten muss. Das werden wir in den nächsten Wochen anstreben.“ Schon in der nächsten Woche wird das Angebot in der Apotheke also reduziert. „Wir konzentrieren uns dann auf das Wochenende, denn für das Wochenende ist der Zulauf noch immer groß.“

Martin Reuther geht davon aus, dass in den Teststellen künftig überall die Angebotszeiten reduziert würden, da die Nachfrage weiter sinken werde. Von Schließungen weiß er nichts.

Infektionsgeschehen weiter mit Tests kontrollieren

Stefan Erber, Intensivpfleger und Betreiber der Teststelle am Aqua Olsberg will weitermachen – trotz sinkender Testzahlen. „Natürlich geht die Nachfrage zurück, aber damit war zu rechnen“, sagt er. „Wir haben durchschnittlich bis zu 300 Tests pro Tag durchgeführt, jetzt sind es 100 bis 150 Tests.“ Nur zum Wochenende würden die Buchungszahlen wieder steigen. Man werde die Personaldecke ein wenig herunterfahren, aber die Zeiten blieben dieselben. „Viele wollen mit den Ergebnissen verreisen, Ferienfreizeiten sind darauf angewiesen.“ Zudem sei die Delta-Variante auch in Deutschland schon anteilig verbreitet und viele wollen vorsichtig sein, wenn sie ihre Familien besuchen. „Würden wir die Teststellen schließen, könnte das das Infektionsgeschehen auch wegen der neuen Mutante beeinflussen.“ Auch Betriebe, die mit der Teststelle am Aqua Olsberg zusammenarbeiten, seien noch nicht von dem Angebot zurückgetreten und würden weiterhin daran festhalten, dass die Mitarbeiter dort getestet würden. Doch was geschieht, wenn das Bad bald wieder öffnet? „Ich habe Rücksprache mit der Stadt gehalten“, sagt Stefan Erber. „Der Standort soll definitiv weiterhin bestehen und wird nicht mit dem Betrieb im Aqua Olsberg kollidieren. Zumal man für das Bad einen Negativ-Test benötigt. Den kann man sich dann vor Ort direkt besorgen.“

Lesen Sie auch: Zum zweiten Mal haben Unbekannte in Brilon Nazi-Symbole an Wände geschmiert

Kollektivstrafe kann für das Aus sorgen

Der einzige Grund, wieso Stefan Erber sein Angebot einstellen könnte, wäre der finanzielle Aspekt. Er ärgert sich über die Kollektivstrafe für Teststellen. „Nur, weil einige Schindluder getrieben haben, werden wir nun mit abgestraft“, sagt er. So sei die Zahlung für einen Test von 12 auf 9 Euro hinabgesetzt worden. Im Gespräch seien teils nur 3 Euro gewesen. „Wenn wir das finanzielle nicht mehr stemmen können, werden wir aufhören. Ich werde ein Minus nicht zulassen, denn dann kommt das Finanzamt“, betont der Intensivpfleger. Er habe sich immer bemüht, gute und qualitative Tests zu kaufen, die könne er sich dann nicht mehr leisten. „Das wäre nicht Sinn und Zweck unserer Arbeit hier.“