Olsberg. Stefan Erber leitet die Teststelle am Aqua Olsberg. Er kritisiert Hausärzte, die Corona-Tests und Impfungen nicht anbieten. Wo er Gefahren sieht:
Stefan Erber hat die Initiative ergriffen. Zusammen mit seinem Freund Steffen Malessa hat er die offizielle Teststelle am Aqua Olsberg eingerichtet – als sich in Olsberg abzeichnete, dass niemand sonst dazu bereit war. Der Krankenpfleger und Coach für Beatmungs- und Intensivmedizin testet mit seinen Mitarbeitern mittlerweile 200 bis 300 Menschen auf dem Schwimmbad-Parkplatz. „Blauäugig“ sei er zuerst an die Sache gegangen. Doch mittlerweile ist das Testen Routine – und Stefan Erber fällt auf, dass nicht alles so reibungslos abläuft. Er übt harsche Kritik an Hausärzten, die sich dem Kampf gegen die Corona-Pandemie entziehen.
Zuerst sind rund 50 Test geplant – jetzt sind es 300 Tests
Als überall die Teststellen aus dem Boden schossen, fand sich in Olsberg niemand, der eine offizielle Teststelle einrichten wollte. „Der Bürgermeister hat sich sehr dafür eingesetzt, dass eine Teststelle entsteht“, sagt Stefan Erber. Er sitzt auf einer Bank neben dem Parkplatz des Aqua Olsbergs. Die Teststelle hat gerade zugemacht. Mittagspause. Kein Auto steht in der improvisierten Einbahnstraße die durch das Zelt mündet, dem Test-Drive-In. „Ich habe den Bürgermeister angerufen und gesagt, dass es einfach nicht geht, dass wir kein Angebot in Olsberg schaffen können.“ Allein ist eine Teststelle allerdings kaum zu organisieren. Er holt Steffen Malessa mit ins Boot, Eventmanager. „In der Pandemie hat ein Eventbüro ohnehin nicht viel zu tun, also war er direkt dabei.“ Am 1. April startet das Angebot. Zuerst sind 40 bis 50 Tests am Tag geplant. Mittlerweile sind es 200 bis 300 Tests. „Viele kommen auch aus Brilon hierher, weil wir so viele Kapazitäten haben“, erklärt Stefan Erber.
„Die tragen den Weißen Ritter in sich“
Pro Test bekommen sie 12 Euro. Ärzte 19 Euro. „Der Unterschied ist, dass wir von dem Geld die Tests bezahlen, die Schutzausrüstung, die Mitarbeiter auf 450-Euro-Basis, die Beteiligung an Hotline, und der Software. Wir müssen auch die Infrastruktur wie Internet und Telefon einberechnen. Und die Landesregierung hat noch kein Geld geschickt.“ 60.000 Euro steht Stefan Erber bei den Lieferanten in der Kreide, denn die Abrechnung, die je zu Anfang des Monats an die Landesregierung geht, sei noch nicht beglichen. „Wir haben tolle und kulante Lieferanten, denn ohne Unterstützung der Landesregierung müssten wir die Teststelle zumachen.“ Hilfsbereit sei auch die Fachwelt Olsberg, die unterstütze wo sie nur könne. „Wir haben die Mitarbeiter ebenfalls darüber informiert, dass sie ihr Geld erst später bekommen werden, vier bis sechs Wochen später“, sagt Stefan Erber. „Aber das sind Menschen, die tragen den Weißen Ritter in sich.“ Er deutet mit dem Kinn auf eine Mitarbeiterin, die vor dem Zelt steht, Pause macht. In voller Schutzmontur. „Ohne unsere 15 Mitarbeiter wäre das alles nicht machbar, die stehen hier im Hagel und Schnee draußen.“
Hausärzte entziehen sich dem Kampf gegen die Pandemie
Die Organisation hinter der Teststelle
Steffen Malessa leitet das Eventbüro Malessa in Olsberg. Er bietet die Organisation von Business-Events, Tagungen und Seminaren an. Während der Pandemie engagiert er sich im Olsberger Impfzentrum.Stefan Erber ist selbstständiger Krankenpfleger und Coach für Beatmungs- und Intensivmedizin. Sein Fachgebiet ist die Beatmungspflege (inkl. Phrenicus Nerven Stimulation) sowie das Coaching im Bereich Tracheostoma.
Umso mehr ärgert es den selbstständigen Intensivpfleger, dass sich einige Hausärzte aus Olsberg aus der Test- und Impfkampagne heraushalten würden. „Was geschieht also, wenn wir jemanden mit einem POC-Test positiv testen?“, fragt er und spielt den Fall einmal durch. Fällt ein Test positiv aus, wird der Fall durch die Teststelle an das Gesundheitsamt übermittelt. Der Erkrankte muss in Quarantäne. „Dann stell Dir vor: Du möchtest einen Labortest machen, einen PCR-Test – und dein Hausarzt sagt, er macht diese Tests nicht. Die Klinik, die du anrufst sagt, sie ist nicht zuständig. Und in Winterberg bekommt man erst in der nächsten Woche einen Termin. Und du bist die ganze Zeit in Quarantäne ohne zu wissen, wie es weitergeht.“ Stefan Erbers Gesicht ist ernst. Manche Menschen würden Angst bekommen, wegen der Ungewissheit und dem positiven Test. Manche wüssten nicht weiter. „Es ist doch so, dass wir sehr engagierte Ärzte vor Ort haben, die auch im Impfzentrum mitarbeiten. Warum nehmen Hausarztpraxen also keinen symptombehafteten Patienten auf?“ Er verstehe nicht, wieso manche Ärzte sich der Pandemie-Bekämpfung entziehen, das Thema regelrecht ausblenden würden. „Viele Impfen auch nicht. Für Patienten mit Vorerkrankungen, die ein Impfzentrum nicht besuchen können, ist das eine Herausforderung. Wenn der Hausarzt nicht impft, wo melden sie sich dann? Wann bekommen sie einen Termin? Wie werden diese Patienten versorgt? Diese Menschen fallen einfach hinten über.“
Stefan Erber kann das nicht akzeptieren. Er arbeitet an einer Lösung und ab sofort bietet er in seinem Drive-In auch PCR-Tests für Menschen an, die eine Infektion vermuten