Brilon. Expertenrunde diskutiert über die deutlich gestiegenen Preise beim Bauholz. Die Sägeindustrie weist die Vorwürfe zurück.
Die Preise schießen in die Höhe, der Rohstoff wird knapp: Der globale Bauholz-Boom macht derzeit nicht nur den Verbrauchern zu schaffen, sondern auch vielen Handwerkern. Den Zimmerleuten fehlt das Material; einige Betriebe mussten schon Kurzarbeit anmelden. Wer macht sich eigentlich im Moment die Taschen voll?
Für Matthias Eisfeld, Geschäftsführer des Innungsverbands des Zimmerer- und Holzbaugewerbes Westfalen, steht die Antwort fest: „Ich weiß nicht, was die Sägewerke gerade mit ihrem Geld machen“, sagte er in die virtuelle Runde, als sich jüngst Politik und heimische Holzbranche zum Expertengespräch trafen. Eingeladen hatte der Briloner SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese. Die Sägewerke seien zugleich Verursacher und Profiteur der aktuellen Krise, kritisierte Eisfeld. Man solle über Exportbeschränkungen nachdenken.
Klopapiereffekt
Klar, dass der Verband der deutschen Säge- und Holzindustrie diesen Vorwurf nicht unwidersprochen auf sich sitzen lassen wollte. Preistreiber sei nicht der Export, sagte Hauptgeschäftsführer Lars Schmidt. Die Ausfuhrquote habe 2019 noch bei 40 Prozent gelegen, jetzt nur noch bei 33. Die Presse schreibe da „ziemlich viel Käse“, sagte Schmidt und warf ziemlich viele Zahlen ins Rennen.
Und wo liegen nun die Ursachen? „Von allem ein bisschen“, so Schmidt. Im vergangenen Jahr habe es weltweit beim Holz einen Rekordverbrauch gegeben, zudem werde in den USA Holz an der Börse gehandelt, in Deutschland boome die Heimwerker-Bewegung, und dann gebe es ja auch noch den Klopapiereffekt: Den was? Ganz einfach: Die Leute hamstern Material aus Sorge vor einer Unterversorgung. Wir kennen das noch aus der Anfangszeit der Pandemie.
„Ihre Zahlen stimmen nicht mit der Wirklichkeit überein“, konterte Eisfeld. Und auch Rainer Spiering, agrarpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, mochte der Statistik des Säger-Lobbyisten nicht folgen. „Wegen des schnellen Profits legen wir die Axt ans deutsche Handwerk“, sagte der Politiker und kritisierte die Konzentrationstendenzen der Brache, die Ausmaße wie bei der Schlachtindustrie erreicht habe.
Und wer macht sich nun die Taschen voll? Die kleinen Waldbesitzer sind es jedenfalls nicht.