Gudenhagen-Petersborn. Sie ist ein Kind des 2. Vatikanischen Konzils: die St. Michael-Kirche Brilon-Gudenhagen feiert an diesem Wochenende ihre 50-jährige Einsegnung.

Der Pfingstsonntag hat in diesem Jahr für die Bewohner von Peterborn-Gudenhagen-Pulvermühle eine ganz besondere Bedeutung. Die Kirche St. Michael feiert das 50. Kirchweih-Jubiläum. Die Filialkirche der Propsteigemeinde Brilon will dieses Jubiläum mit einem Festhochamt mit Propst Dr. Reinhard Richter begehen.

60 Gemeindemitglieder dürfen dabei. Es gibt zwar rund 450 Sitzplätze, „aber wegen Corona-Vorgaben dürfen nur 60 besetzt werden und die Besucher müssen Masken tragen“, erklärte Ortsvorsitzender Wolfgang Diekmann. „Wir haben keine Einladungen an die früheren Pfarrer verschickt, weil Pfingsten alle in ihren Gemeinden eingebunden sind“, meinte Hellmut Roitsch, Vorsitzender des Ortsausschusses St. Michael.

Auch interessant

Erwartet werden Gottesdienstbesucher aus dem Dorfbereich von Petersborn-Gudenhagen-Pulvermühle und Brilon. Durch eine Online-Übertragung kann jeder den Festgottesdienst verfolgen.

Vier Betonsäulen

„Am 20. Mai 1971 konsekrierte der damalige Weihbischof Dr. Johannes Degenhardt im Beisein von Propst Dünnebacke und Vikar Rustemeyer den Neubau unserer Kirche“, so Roitsch. „Dankbar blicken wir zurück auf 50 Jahre Leben in unserer Kirche mit Gottesdiensten, Taufen, Kommunionfeiern, Firmungen und Beerdigungsämtern.“

Auch interessant

Die Kirche ist als Zeltkirche konzipiert und ruht auf vier Betonsäulen, die das gesamte Gewölbe tragen. Dadurch entsteht der Eindruck eines Zeltes, welches den Gedanken des „Wandernden Volk Gottes“ assoziiert. Ein Impuls für vorbeifahrende Durchreisende sind an der auch Hinweisschilder „Kirche am Weg“ an der Bundesstraße, die zu den Gottesdiensten einladen, die gerne spontan angenommen werden.

Drehbares Altarkreuz

Die mit 50 Jahren noch junge Kirche St. Michael ist nicht nur durch das außergewöhnliche drehbare Altarkreuz ein ganz besonderes Gotteshaus, sie hat auch eine ganz besonderen Geschichte. „Vor 1954 bestand Petersborn noch nicht, es gab nur einzelne Häuser“, erklärte der Ortsvorsteher. „Der Ort wurde 1954/1955 gegründet, von Menschen aus dem Umkreis und Heimatvertriebenen aus den deutschen Ostgebieten.“

Die Pfarrer von St. Michael

Vikar Wilhelm Kuhne (1952- 1960)

Vikar Reinhold Rustemeier (1961-1976)

Vikar Michael Brock (1973-1976)

Ferienvertretungen durch Pfarrer Engelbert Laux aus Münster.

Vikar/Pastor Alois Schröder (1977-1988).

Vikar/Pastor Georg Schröder (1988-1993) - Mit ihm begann die Zeit der Regionalvikare

Vikar/Pastor Uwe Wischkony (1993-1995)

Vikar/Pastor Ludger Keite (1995-2001)

Vikar/Pastor Guido Hörnchen (2001-2005) war der letzte Regionalvikar und Priester, der in Gudenhagen wohnte. Danach übernahmen die Betreuung von St. Michael die Priester der Mutterpfarrei aus Brilon.

Der großzügige, nach drei Seiten offene Kirchenraum bietet viel Platz für kreative Gestaltung aller Gottesdienstformen. „Die Akustik ist ausgezeichnet. Früher wurden hier viele Messen von Chören mitgestaltet.“ Hellmut Roitsch, der sich seit über 50 Jahren im Ortsausschuss engagiert, ist stolz darauf, dass auch die „Junge Kirche“ längst ihren Platz in der Filialkirche gefunden hat. „Die „JuKi“ feiert einmal monatlich mit Jugendpfarrer Christian Laubhold (Olsberg) und einer Band eine aufgelockerte Messe mit Familien und Kindern.

50 Jahre St. Michael Gudenhagen

50 Jahre: Die als
50 Jahre: Die als "Zeltkirche" konzipierte St. Michael-Kirche Gudenhagen © Monika Wiegelmann Privat | Monika Wiegelmann
Die feierliche Glockenweihe der St. Michael-Kirche Gudenhagen im Jahr 1982
Die feierliche Glockenweihe der St. Michael-Kirche Gudenhagen im Jahr 1982 © Monika Wiegelmann Privat | Privat
50 Jahre St. Michael-Kirche Gudenhagen: Ortsvorsteher Wolfgang Diekmann (links) und Hellmuth Roitsch, Vositzender des Ortsausschusses St. Michael, an dem Grundstein
50 Jahre St. Michael-Kirche Gudenhagen: Ortsvorsteher Wolfgang Diekmann (links) und Hellmuth Roitsch, Vositzender des Ortsausschusses St. Michael, an dem Grundstein © Monika Wiegelmann Privat | Monika Wiegelmann
50 Jahre St. Michael Gudenhagen: Weihbischof Dr. Degenhardt bei der Einweihung der Kirche
50 Jahre St. Michael Gudenhagen: Weihbischof Dr. Degenhardt bei der Einweihung der Kirche © Monika Wiegelmann Privat | Privat
50 Jahre St. Michael Gudenhagen: das einzigartige Drehkreuz über dem Altar stammt von Ernst und Jürgen Suberg aus Elleringhausen
50 Jahre St. Michael Gudenhagen: das einzigartige Drehkreuz über dem Altar stammt von Ernst und Jürgen Suberg aus Elleringhausen © Monika Wiegelmann Privat | Monika Wiegelmann
50 Jahre St. Michael Gudenhagen: Weihbischof Dr. Degenhardt bei der Einweihung der Kirche
50 Jahre St. Michael Gudenhagen: Weihbischof Dr. Degenhardt bei der Einweihung der Kirche © Monika Wiegelmann Privat | Privat
1/6

„Wir hoffen, dass auch in Zukunft unsere Kirche im Ort, aber auch darüber hinaus, ihren Platz haben wird“ Der kleine Ort mit rund 1.300 Einwohnern, davon etwa 500 bis 600 Katholiken, kann stolz sein auf ein sehr engagiertes Helferteam, das sich um alle Belange rund um die Kirche engagiert. Zwei Männer und zwei Frauen wechseln sich im Küsterdienst ab und erledigen Pflegearbeiten und Baumschnitt in der großen Außenanlage. Knapp 20 kfd-Frauen sorgen als ehrenamtliche Putztruppe dafür, dass Kirche und Pfarrheim immer sauber sind. Im Obergeschoss des Pfarrheims waren zuletzt Asylbewerber untergebracht.

Treffpunkt für Vereine

Nach ihrem Auszug „soll es jetzt ein Gemeindezentrum werden“, planen Ortsvorsteher Diekmann und Hellmut Roitsch. „Es ist wichtig, dass die Kirche sich immer wieder Neuem öffnet, im ganzen Pastoralverbund. Vorstellbar sind Proben von Gesangvereinen, Treffen von Verbänden wie den kfd-Frauen und der Caritas und im unteren Bereich eine offene Tür für Jugendarbeit.“

Das nächste große Jubiläum steht schon im Raum. Am 29. September 1982 wurden die drei Glocken im Glockenturm geweiht und es wird sicher ein schönes Glockenfest geben.

Rückblick: Anfänge als Kapellenbauverein

Ein Rückblick:1948 lebten 130 Katholiken in Gudenhagen und zur Briloner Propsteikirche war es ein fünf Kilometer langer Weg. Es wurde ein Kapellenbauverein gegründet, der Grundstein am 5. Oktober 1952 gelegt und 1953 die schlichte Kapelle benediziert. Durch Wachstum auf 800 Katholiken wurde sie 1964 zu klein und ein Pfarrheim mit Priesterwohnung und Jugendräumen gebaut, in das Vikar Reinhold Rustemeyer (1961-1973/74) einzog. Dessen kurzweilige Messen sind legendär. Der lebensfrohe Vikar hatte eine Leidenschaft für Zigarren und Jagd. Einen Sonntagmorgen wurde es bei der Jagd etwas knapp und er steckte den erlegten Vogel unter die Soutane. Allerdings war das Tier noch nicht ganz tot und regte sich während des Gottesdienstes. Ein sehr festes mehrmaliges Mea Culpa gab dem Tier dann den Rest.

Die moderne Kirche St. Michael in Zeltform wurde von 1968 bis 1970 vom Architekten Johannes Reuter jun. (Kassel) konzipiert. In den Grundstein wurde 1969 der Grundstein der abgerissenen Kapelle eingebaut. Die Genehmigung zur Benediktion war wohl vergessen worden und so wurde die Weihe durch Weihbischof Degenhardt am 20. Mai 1971 nachgeholt.

Ernst und Jürgen Suberg gestalten Innenraum

Beim Betreten des Gotteshauses fällt neben dem aus einem Block von Michelnauer Rotlava gehauen Altar, sofort die künstlerische Ausgestaltung der Kirche auf. Den Großteil der Innenausstattung, wie ein Kreuzweg aus Holz und Stein und das einzigartige, drehbare Altar-Hängekreuz, Tabernakel und eine Madonna, fertigten 1987 der Künstler Ernst Suberg und Sohn Jürgen aus Elleringhausen an.

Das Buntglasfenster in der Taufkapelle stammt von Firma Otto Peters (Paderborn), Entwurf von Wilhelm Buschulte (Unna). Und im freistehenden Glockenturm läuten die Bronzeglocken: St. Michael - Hl. Maria und St. Petrus und Andreas (Glockengießerei Petit & Edelbrock in Gescher).