Brilon. Das Bild heißt „Wolgalied“ und hat im Briloner Museum Haus Hövener einen neuen Platz bekommen. Spannend ist die Geschichte hinter dem Gemälde.

„Das Bild hing bei uns im Wohnzimmer und hat uns ein Leben lang begleitet. Meine Eltern bekamen es 1937 von Margarete Kornemann (1896-1974) zur Hochzeit“, erklärte Franz Heinz Kemper (Rösenbeck). Er und sein Bruder, Propst Kemper (Marsberg) sowie Sohn Andreas (Rösenbeck) freuten sich, dass sie dem Haus Hövener die Farblithografie „Wolgalied“ der prägenden Briloner Malerin für die Kunstsammlung übergeben konnten. „Wir sind froh, dass es hier einen würdigen Platz findet“, so der Propst.

Glasfenster für Kirche und Rathaus

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Im Museumsgarten konnten Carsten Schlömer (Museumsleiter) und Winfried Dickel (Vorsitzender Heimatbund) auch den Sohn der Malerin, Till Kornemann, und dessen Ehefrau begrüßen. Zahlreiche Werke seiner Mutter und vor allem wunderschöne Glasfenster für Kirchen, die sein Vater, der Briloner Kunst- und Glasmaler Franz Kornemann (1896-1969), angefertigt hat, erinnern noch heute in Brilon und vielen anderen Städten an das Künstlerpaar.

Die Lithografie der Wolgaschlepper, ist vor etwa 90 Jahren an der Düsseldorfer Kunstakademie entstanden. Sie zeigt die Burlaken bei der Treidelei, dem schweren Schiffsziehen stromaufwärts auf der Wolga. „Meine Mutter malte viele dunkle Sachen“, meinte Till Kornemann, „mein Vater war ein Freund von hellen Farben.“

Traditionsreicher Künstlername

„Kornemann“ ist ein traditionsreicher Künstlername in Brilon. Franz Kornemann (u.a. Meisterschüler von Professor Campendonk) lernte seine Frau Mararete Liebau 1926 in der Kunstakademie Düsseldorf kennen, an der beide studierten und heirateten. „Eine Heirat auf Umwegen“, so der Sohn. „Franz war Katholik, Margarethe war evangelisch. Mein Vater verhinderte eine im Traugespräch vom Pfarrer geforderte Abstandserklärung, die meine Mutter unterschreiben sollte; also war eine katholische Trauung nicht möglich. Dann gehen wir eben zur Konkurrenz“, entschied Franz und heiratete Margarete in Tirol. Damals eine schwere Verfehlung.

Künstlerisches Schaffen

Till Kornemann erinnerte an das Leben und künstlerische Schaffen seiner Eltern. Das Paar lebte und arbeitete in Düsseldorf, bis seine Wohnung mit Atelier 1942 ausgebombt wurden. Beide kamen im Briloner Elternhaus seines Vaters an der Kreuziger Mauer unter und zogen später in die Wolfsschlucht am Drübel. Die Sonnenblumen im Garten hielten die Maler in Bildern und Stilleben fest. Einige müssten heute noch in Brilon existieren“, hofft Sohn Till, der 1939 in Halle geboren wurde und am Hölsterloh in Brilon lebt. „Mein Vater malte in dieser Zeit Landschaftsbilder, denn Aufträge für religiöse Glasfenster blieben aus.“ Im Januar 1945 entstand vom Dachfenster der Wolfsschlucht das Bild vom Bombenangriff auf Brilon. „Dieses Bild hing Jahrzehnte im Bürgersaal des Rathauses, bis die Stadt es der Feuerwehr vermachte, die es wie einen Augapfel hütet.“

Im Ostwall Museum Dortmund

Von Mararete Kornemann kaufte der Kunstmäzen Karl Gröppel vor rund 70 Jahren einige Werke. Diese Sammlung wurde nach seinem Tod vom Museum Ostwall in Dortmund übernommen. Auch das Stadtmuseum Düsseldorf erwarb einige ihrer Aquarelle und Ölbilder.

Spuren hinterlassen

In vielen Städten und in der Umgebung sind noch Werke zu finden, die Beispiele für die gute Zusammenarbeit des verstorbenen Künstler-Ehepaares Margarete und Franz Kornemann sind.Dazu zählen Sgraffito am Kolpinghaus Brilon, Mosaik Klinik Hoheneimberg, Brilon-Wald, Glasfenster in der Kapelle Bontkirchen, Glasfenster und Sgraffito Friedhofskapelle Wülfte, Glasfenster im Bürgersaal Rathaus Brilon.

1949 starteten sie „mit 1.600 DM das Wagnis, das Haus am Hölsterloh zu bauen und hatten endlich ein großes Atelier. Landschaftsbilder und Portraits entstanden. „Mein Vater arbeitete vorwiegend an Entwürfen für Glasfenster in Kirchen, Sgraffitiy und Mosaiken“. Das Künstlerpaar arbeitete viel zusammen und „meine Mutter beteiligte sich mit positiver Kritik an den Arbeiten meines Vaters. Nicht immer einfach, aber meistens erfolgreich“.

Düstere Stimmung

Nach dem Tod ihres Ehemannes „vermittelten die Bilder meiner Mutter oft eine düstere Stimmung, sogar Sonnenblumen leuchteten vor einem Gewitterhimmel“. Leider verschwand ein großes Sonnenblumenbild nach einer Ausstellung im Sauerlandmuseum Arnsberg, so Kornemann. Um so mehr freue er sich, dass die Lithografie der Wolgaschlepper jetzt im Museum Haus Hövener gut aufgehoben sei.