Hesborn. Es ist vergängliche Kunst aus Wasser: Wie der Eiskünstler Joachim Knorra aus Hesborn den Fernseh-Stars das Eisschnitzen beigebracht hat.

Joachim Knorra mag es eiskalt. Zum Dahinschmelzen sind lediglich die Früchte seiner Arbeit. Denn seit 32 Jahren hat sich der gelernte Bäcker, der lange Zeit als Koch gearbeitet hat und seine Brötchen als Maschineneinrichter bei Borbet verdient, als Eisschnitzer einen Namen gemacht. Wer bei Google das Suchwort „Eisskulpturen“ eingibt, der landet sehr schnell auf der strukturierten und informativen Seite des 58-Jährigen. Und das hat auch eine Fernseh-Produktionsfirma aus Köln gemacht, die einen Fachmann auf dem eisigen Gebiet der vergänglichen Kunst suchte. Für die Sat.1-Vorabendshow „Die Tutorial Champions“ suchten und fanden die TV-Macher einen Profi, der den Promis in einem Video vorführt, wie man die Star-Wars-Figur „Darth Vader“ schnitzt.

Geheime Kommandosache

„Der Kontakt kam schon im September letzten Jahres zustande. Die Produktionsfirma hat bei mir angefragt, war probeweise vor Ort und hat es selbst mit Hammer, Meißel und Kettensäge versucht“, erklärt Knorra. Dann hat er u.a. Probe-Eisblöcke nach Köln geliefert, wo Statisten ausprobierten, ob sie der Herausforderung gewachsen sein würden. „Das Ganze war eine geheime Kommandosache. Ich musste unterschreiben, dass ich im Vorfeld nichts verrate und selbst ich wusste nicht, wer die Promis waren.“ U.a. mussten sich Trompeter, Sänger und Fernsehmoderator Stefan Mross und seine Frau, die Sängerin Anna-Carina Woitschack, und der Exfußballer Thorsten Legat mit seiner Frau Alexandra als cool am Eisblock erweisen.

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Figur aus Star Wars geschnitzt

„Einen Darth Vader hatte ich vorher auch noch nicht geschnitzt. Allerdings war die Umsetzung auch nicht so schwierig, da es doch eine sehr markante Figur ist, die sich relativ einfach anfertigen lässt“, erklärt Joachim Knorra, der ein großes Portfolio an Eisskulpturen beherrscht, aber am liebsten auf individuelle Wünsche eingeht. „An skurrilen Skulpturen habe ich zum Beispiel schon einen zwei Meter langen und 1,50 Meter hohen chinesischen Drachen oder die Freiheitsstatue mit über zwei Metern Höhe geschaffen.“

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Eisschnitzer Joachim Knorra mit einer Darth-Vader-Skulptur aus „Stars Wars“.
Eisschnitzer Joachim Knorra mit einer Darth-Vader-Skulptur aus „Stars Wars“. © WP | privat

Seit 1993 betreibt er nebenberuflich sein kleines Eiskunstatelier und beliefert überwiegend Hotels, Partyservices und Eventagenturen mit seinen Skulpturen. Aber auch Kunden, die für ihre Privatfeier ein eisiges Highlight suchen, werden z.B. mit ausgefallenen Buffetdekorationen beliefert. Auf Weihnachtsmärkten, Firmenpräsentationen oder Stadtfesten ist Joachim Knorra ein gern gesehener Gast. „Aber da lief ja wegen Corona in letzter Zeit gar nichts. Vor Weihnachten bin ich in der Regel komplett ausgebucht – aber diesmal waren alle Märkte abgesagt.“

Tränen aus Eiswasser

Trotzdem hat der 58-Jährige einiges zu tun gehabt. Denn die Eisskulpturen sind inzwischen nicht nur bei fröhlichen, sondern auch zu traurigen Anlässen gefragt. Im Bereich der Bestattungen haben die Aufträge zugenommen. Gerade in Ruhewäldern dürfen meist keine Blumen oder Kränze unter die Bäume gelegt werden, zu deren Füßen die Urnen ruhen. Aber eine Eisskulptur ist ein vergänglicher und rückstandsfreier Grabschmuck. „2017 habe ich damit angefangen, es ist immer mehr geworden“, sagt Knorra. Und so hat sich mancher betender Engel oder manches Kreuz in Wasser aufgelöst und ist wie Tränen im Erdboden verschwunden. „Man kann auch Herbstlaub in die Skulptur einarbeiten, einen Spruch einfräsen oder eine Figur schnitzen, die den Verstorbenen sein Leben lang begleitet hat.“

In der Mediathek

Die Folgen der „Tutorial-Champions“ kann man sich auch nach der Ausstrahlung noch kostenlos ansehen und zwar auf sat1.de und joyn.de.

Mehr Infos zu Joachim Knorra und seinen Eisskulpturen - auch zu den Preisen für die Figuren - gibt es unter www.ekjk.de

Eine schöne und irgendwie tröstende Idee. Auf seiner Homepage schreibt der Eiskünstler: „Wenn die Trauernden dann durch eine Berührung der Eisskulptur ihre ganze Liebe in das Eis entsenden und beim anschließenden Tauvorgang das Wasser Tropfen für Tropfen ins Erdreich sickert, gelangt diese Liebe zu den sterblichen Überresten und verbindet sich mit ihnen.“