Winterberg. Normalerweise spüren Tarak und sein Kollege Lee Sprengstoff auf. Aber jetzt haben sie eine Zusatzausbildung bekommen.

„Diese Hunde sind nichts für Leute, die damit nicht arbeiten“, stellt Katja Schulte klar. Der fünfjährige Tarak und der zweijährige Lee sind reinrassige Malinois und wie alle Vertreter ihrer Rasse vertragen sie Langeweile gar nicht gut.

Für Schulte und ihren Mann Karsten sind die energiegeladenen Hunde aber genau die Richtigen. Denn die Entschlossenheit der Malinois macht sie zu hervorragenden Spürhunden, die nicht lockerlassen.

Im Hauptberuf sind Tarak und Lee in Karsten Schultes Firma „Explosive Dog Protection“ beschäftigt. Im Unternehmen übernimmt Katja Schulte maßgeblich die Ausbildung der Hunde, ihr Mann fährt mit ihnen zu den Einsätzen. Der Name der Firma verrät es: Die Hunde sind darauf trainiert, Sprengstoff und Munition zu erschnüffeln.

Zusammen mit ihrem Besitzer werden sie zum Beispiel vor Live-Fernsehshows, Konzerten oder Auftritten von Politikern und Prominenten gebucht, um die jeweilige Örtlichkeit abzusuchen. Denn solche Anlässe mit viel Publikum sind auch für Attentäter attraktiv. Gelänge dort ein Anschlag, wäre ihnen enormes öffentliches Interesse sicher.

Erschnüffelt werden Pheromone

Tarak und sein Kollege haben ihre Nasen nun aber weitergebildet und auf einen neuen, klitzekleinen Feind ausgerichtet: Die Borkenkäfer, die sich in den vergangenen Trockensommern explosionsartig vermehrt und riesige Waldgebiete zerstört haben. „In bereits abgestorbenen Gebieten bringt der Einsatz der Hunde natürlich nichts mehr“, erklärt Katja Schulte. Aber in Wäldern, die augenscheinlich noch nicht befallen sind, könnten die Hunde Präventionsarbeit leisten.

Malinois

Der Malinois ist eine von mehreren Varietäten der Rasse Belgischer Schäferhund. Namensgebend ist die flämische Stadt Mechelen, französisch Malines.

Die Hunde gelten als triebstark, robust, ausdauernd, mutig, lern- und arbeitswillig. Diese Eigenschaften machen sie zu beliebten Dienst- und Sporthunden, auch im Polizeidienst sind sie häufig anzutreffen.

Malinois müssen gemäß ihren Anlagen beschäftigt werden, sonst entwickeln sie unerwünschtes Verhalten.

Denn die Flugzeit der Borkenkäfer steht vor der Tür – und wenn Tarak und Lee vereinzelte befallene Bäume aufspüren, könnten diese gezielt gefällt werden, bevor das gesamte Gebiet betroffen ist. Ab etwa 16 Grad Außentemperatur fliegen die Käfer, dann könnte der Einsatz beginnen.

Malinois-Rüde Tarak mit Besitzerin Katja Schulte
Malinois-Rüde Tarak mit Besitzerin Katja Schulte © Privat

Die Hunde haben es übrigens nicht auf die Insekten selbst abgesehen, sondern auf deren Pheromone. Das sind die Lockstoffe, die Borkenkäfer verströmen, um Artgenossen anzulocken. Diese Lockstoffe sind chemisch nachgebaut im Fachhandel erhältlich und mit diesen Präparaten wurden die Hunde auf die Düfte trainiert. Düfte im Plural, weil die beiden verbreiteten Problem-Käferarten Buchdrucker und Kupferstecher unterschiedliche Gerüche verbreiten. Lee und Tarak müssen beide erkennen können.

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Wie so eine Suche ablaufen würde, beschreibt die Trainerin: „Es macht Sinn, zwei Hunde mitzunehmen, deshalb haben wir zwei ausgebildet. Die Arbeit ist sehr anstrengend, deshalb sollten sie sich abwechseln können. Dann schafft man eine Einsatzdauer von sechs bis acht Stunden.“

Was sie zu tun haben, wissen die Tiere aufgrund ihrer Vorbildung im Aufspüren und Analysieren von Gerüchen ganz genau. Sie durchstreifen das Gebiet und „arbeiten sich in die Geruchswolke ein“, wie Katja Schulte es ausdrückt: Finden sie nur die geringste Spur des gesuchten Dufts, arbeiten sie sich zielstrebig in die Richtung vor, in der dieser Duft stärker wird. Bei Wind besonders schwierig. Wenn sie die Quelle lokalisiert haben, frieren sie ihre Bewegung ein und weisen mit der Schnauze starr auf das Ziel, das sich dann in zwei bis zehn Zentimetern Entfernung befindet. Die ersehnte Beute ist die Belohnung, die der Mensch für den Fund herausrückt.

Trainer bleibt immer in Sichtweite

Bei der Suche im Wald bleibt der Trainer immer in Sichtweite des arbeitenden Hundes. Das ist notwendig, um Funde direkt zu bemerken – aber auch, um unliebsame Zwischenfälle mit ängstlichen Menschen, anderen Hunden oder Wildtieren zu vermeiden. „Die Hunde müssen jederzeit abrufbar sein – da trennt sich meist die Spreu vom Weizen“, sagt Katja Schulte. Eine Leine zu verwenden, wäre besonders bei dichtem Unterholz kaum möglich.

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Welche Fläche in den sechs bis acht Stunden Einsatzzeit abgesucht werden kann, hängt vom Untergrund, vom Wetter und anderen Faktoren ab. „Allein die intensive Nasenarbeit erhöht die Körpertemperatur des Hundes um ein bis zwei Grad“ – ein Maßstab, wie anstrengend die Arbeit für die Tiere ist.

Eine spitzenmäßige Nase reicht übrigens nicht aus, um als Spürhund erfolgreich zu sein. Gehorsam, Stressresistenz und Unerschrockenheit gehören auch dazu. Ein starker Beutetrieb ist erwünscht, Aggressionen gegen Menschen und andere Tiere nicht.

Die Anlagen des Hundes sind das eine, eine fach- und artgerechte Ausbildung das andere. Katja Schulte und ihr Mann haben viel Erfahrung mit dem Training und der Resozialisierung von Hunden, die anderswo als Problemfälle gelten. Fünf ihrer sechs Arbeitshunde – allesamt Malinois oder Mischlinge – stammen aus dem Tierschutz. Oft, weil Vorbesitzer mit den starken, intelligenten und arbeitswütigen Tieren nicht klarkamen und es deshalb Beißereien oder andere Zwischenfälle gab.

Kontakt – nur für interessierte Waldbesitzer: ka.schulte(at)t-online.de . Für private Hundebesitzer, die mit ihren Tieren z.B. Nasenarbeit üben wollen, ist Katja Schulte über den Hundesportverein Winterberg erreichbar.