Hochsauerlandkreis. Die Inzidenz im HSK klettert auf 174. Bleibt sie so hoch, greift die Notbremse auch in den Kitas. Die wichtigsten Fragen zur Notbetreuung:
Für Kitakinder und -Eltern beginnt heute eine Übergangsphase: Stand Dienstag, 27. April, ist die Inzidenz im Hochsauerlandkreis auf 174 gestiegen. Bleibt sie die nächsten drei Tage über 165, greift die Notbremse vom Bund und die Kindertagesstätten müssen in die Notbetreuung wechseln. HSK-Pressesprecher Martin Reuther bestätigt, dass man damit rechne, dass ab Montag die neue Regelung greifen werde. Die wichtigsten Fragen dazu beantworten Ina Prior, Leiterin des Kath. Kindergartens St. Nikolaus Olsberg, sowie DRK-Einrichtungsleitung Annemarie Scharfenbaum in Brilon.
Wie bereitet sich die Kita auf die Notbetreuung vor?
Für Ina Prior ist die Arbeit zwischen Regelbetrieb und Notbetreuung fast schon Alltag, wie sie sagt.
Die Regeln im Überblick-
Unter einer Sieben-Tage-Inzidenz von 165 gilt die aktuelle Regelung weiter, heißt es in den Informationen an die Eltern.
Ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 165 in einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt an drei aufeinander folgenden Tagen gilt ab dem übernächsten Tag ein Betreuungsverbot mit bedarfsorientierter Notbetreuung.
Für Kinderschutz- und Härtefälle gilt die pauschale Stundenkürzung weiter nicht und der Betreuungsumfang wird weiter vom Jugendamt festgelegt.
Eine Rückkehr von der bedarfsorientierten Notbetreuung in den eingeschränkten Regelbetrieb erfolgt, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz an fünf auf-einander folgenden Werktagen wieder unter 165 liegt.
Anspruchsberechtigt sind: Kinder, für die der Besuch eines Betreuungsangebotes aus Gründen des Kinderschutzes erforderlich ist; besondere Härtefälle, Kinder aus belasteten Lebenslagen oder Kinder mit Behinderungen.
Kinder, deren Eltern die Betreuung nicht auf andere Weise sicherstellen können, dürfen die Betreuung in Anspruch nehmen. Dazu muss eine Eigenerklärung vorgelegt werden, dass eine Notbetreuung erforderlich ist.
„Wir halten uns ohnehin schon über ein Jahr lang an die hygienischen Vorgaben, trennen strikt die Gruppen und daher ändert sich auch kaum etwas für uns.“ Annemarie Scharfenbaum sagt: „Neben den ständigen Vorbereitungen im Hintergrund was Schutz- und Hygienematerial angeht, können wir uns mit der DRK KiTa App sehr gut auf solche Situationen vorbereiten.“ Beide Einrichtungsleitungen sichten die Informationen vom Land NRW und bereiten diese für die Eltern auf. Eltern bekämmen die Ministerschreiben, Elternbriefe sowie die mitgeltenden Formulare.
Lassen sich durch Rückmeldungen der Eltern schon Schlüsse ziehen, wie ausgelastet die Kita trotz Notbetreuung sein wird?
„Wir haben sogar schon jetzt vorsorglich einige Formulare mit der Bedarfsanmeldung bekommen“, sagt Ina Prior. Sie könne aber schlecht einschätzen, wie viele Kinder schlussendlich kommen werden. „Die Eltern ziehen die ganze Zeit sehr gut mit. Ich bin mir bewusst, dass viele von ihnen an Grenzen stoßen und das Formular vom Ministerium wird es für viele einfacher machen, ihr Kind zu schicken statt die Betreuung Zuhause zu organisieren.“ Annemarie Scharfenbaum will ebenfalls keine konkrete Aussage machen: „Wir können derzeit nur vermuten, gehen aber von einer hohen Betreuungsquote aus.“
An wen kann ich als Mutter/Vater mich mit meinen Fragen wenden?
„Es gibt derzeit viele Nachfragen für die Betreuung, vor allem seitdem Informationen vorab in der Presse diskutiert werden“, sagt Annemarie Scharfenbaum.
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Viele Sorgen und Nöte der Eltern würden sie erreichen. Bei Fragen könnten sich die Eltern an die Einrichtungsleitung wenden oder bei den persönlichen Abhol- und Bringgesprächen die Erzieherinnen ansprechen. Dies betont auch Ina Prior: „Wir informieren die Eltern schnellstmöglich über die aktuelle Lage und stehen immer für Fragen zur Verfügung.“
Wie hoch ist der Bürokratieaufwand wenn alle Eltern Bedarfszettel abgeben müssen?
Pro Woche müssen Eltern, wenn die Notbremse greift, ein Infoblatt ausfüllen, auf dem die benötigten Betreuungszeiten eingetragen werden. So legt es das Familienministerium NRW fest. „Sicherlich sind das zusätzliche Aufgaben, aber durch die Vorbereitung und Information über die KiTa App gibt es an anderer Stelle weniger Aufwand wie sonst.
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Letztendlich sorgen diese Verwaltungsarbeiten für eine gute Übersicht und schlussendlich für eine gute Nachverfolgbarkeit des Infektionsgeschehens“, zeigt sich Annemarie Scharfenbaum optimistisch. Ina Prior führt seit Pandemiebeginn einen dicken Corona-Ordner und sieht den Aufwand zwar kritisch, aber als notwendig an: „Erst waren es die Arbeitgeberbescheinigungen, jetzt die Notbetreuungsanmeldungen. Das sind Vorgaben und natürlich setzen wir diese dann auch um.“
In den Informationen vom Land steht, Erzieherinnen sollen regelmäßigen Kontakt mit den Kindern halten, die nicht in die Kita gehen. Ist das zu leisten? Wie wollen Sie da vorgehen?
„Wir genau wir das handhaben wollen, wissen wir noch nicht“, sagt Ina Prior. Je höher die Kita ausgelastet sei, desto schwieriger sei es, eine Erzieherin für Telefongespräche mit den Kindern abzustellen. „Wir müssen sehen, wie wir unsere Kapazitäten einteilen können.“ Zusätzlich seien neben dem Kita-Alltag auch Elterngespräche zu stemmen oder der Elternsprechtag. „Das ist natürlich eine Idee, die sich schön anhört und wir werden versuchen, die Aufgabe zu stemmen. Man versucht stetig allen gerecht zu werden. Den Kindern, den Eltern – dabei dürfen wir uns selbst nicht vergessen.“ Ina Prior sagt, sie und ihre Mitarbeiterinnen kommen an psychische Grenzen. „Es ist schwer, dann auch noch ein Halt für Kinder und Eltern zu sein.“ Dazu käme, dass das Team untereinander durch die strikte Gruppentrennung kaum die Chance habe, sich auszutauschen und über die Belastung zu sprechen.
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„Wir arbeiten mit internen Anrufen und Zettelwirtschaft, weil wir keine Teamsitzungen mehr machen können – sonst könnten wir die Gruppentrennung nicht aufrecht erhalten. Das fehlt und geht an die Substanz des Teamgeistes.“ Annemarie Scharfenbaum möchte die KiTa App nutzen, um mit den Kindern in Kontakt zu bleiben. Darin würden Neuigkeiten aus den Gruppen, aktuelle Projekte mit den Kindern, Bastel- und Spielangebote zum Mitnehmen oder für Zuhause angeboten. „Am Ende ersetzt dieses aber auch nur einen Teil der persönlichen Betreuung durch unsere Mitarbeiterinnen.“
Wie werden die Selbsttests für Kitakinder angenommen?
70 Prozent der Eltern in der DRK-Kita in Brilon haben in der ersten Woche das Angebot der Tests angenommen. Tendenz steigend. Im Kath. Kindergarten St. Nikolaus sei das Angebot schleppend angelaufen. Die Tests seien erst in dieser Woche geliefert worden. Ina Prior zeichnet ein gemischtes Bild: Viele Eltern wollen die Kinder nicht testen, manche hätten die Testkits kaum erwarten können.
Wie weit sind die Impfungen unter den Mitarbeiterinnen?
Ina Prior betont, dass jede Mitarbeiterin, die eine Impfung hätte haben wollen, die erste Impfung schon bekommen hätte. „Eine Sorge haben wir also bald weniger“, sagt sie mit Blick auf das eigene Infektionsrisiko. Annemarie Scharfenbaum: „90 Prozent der Beschäftigten in der DRK KiTa Brilon hatten den Wunsch der Impfung, diese wurden im Impfzentrum Olsberg das erste Mal geimpft.“