Brilon. Seit 1. Januar hat sich bei der Führerscheinprüfung einiges verändert. Friedel Thiele aus Brilon erklärt, was Fahrschüler jetzt erwartet.

Zum 1. Januar dieses Jahres hat sich für Führerschein-Anwärter einiges geändert. Seitdem gilt bundesweit die „Optimierte praktische Fahrerlaubnisprüfung“. Friedel Thiele ist Inhaber einer Fahrschule in Brilon und Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Westfalen. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, was die Neuregelung für Prüflinge bedeutet.

Erklärvideo: So läuft die Prüfung jetzt ab

Die Optimierte Praktische Fahrerlaubnisprüfung (OPFEP) gilt seit dem 1. Januar. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Einführung des elektronischen Prüfprotokolls und ein schriftliches Feedback für Fahranfänger. Künftig erhalten alle Fahrerlaubnisbewerber, unabhängig davon, ob sie die Prüfung bestanden haben oder nicht, eine aussagekräftige Leistungsrückmeldung. Darin enthalten sind aufbauende Hinweise für das Weiterlernen nach der Prüfung, z.B. für die Zeit des Begleiteten Fahrens mit 17 oder auch für die Nachschulung in der Fahrschule bei nicht bestandener Prüfung.

Der TÜV Nord erklärt in einem Video, wie eine Prüfung nach dem neuen Verfahren abläuft: www.facebook.com/TuevNordMobil/

Prüfungszeit verlängert

Jeder, der sich an seine eigene Fahrprüfung erinnert, weiß: So eine praktische Prüfung kann einem ganz schön ins Schwitzen bringen und gefühlt ziemlich lange dauern. Durch die neuen Prüfungsanforderungen verlängert sich die praktische Prüfungszeit nicht nur gefühlt, sondern tatsächlich um zehn Minuten. Statt bisher 45 Minuten, muss der Fahranfänger nun 55 Minuten zeigen, ob er verkehrstauglich ist. „Allerdings verlängerst sich die reine Fahrzeit nur um fünf Minuten. Und es kommen fünf Minuten für das abschließende Bewertungsgespräch hinzu“, erklärt Friedel Thiele. Seine Einschätzung: „Für die Prüflinge heute ist die Verlängerung schon ein ganz schöner Batzen. Die Belastung für junge Leute ist dadurch höher geworden.

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Fahrlehrer Friedel Thiele aus Brilon ist Vorsitzender des Fahrlehrer-Verbandes Westfalen.
Fahrlehrer Friedel Thiele aus Brilon ist Vorsitzender des Fahrlehrer-Verbandes Westfalen. © WP | Nadine Przystow

Digitale Bewertung

Neu ist, dass der Prüfer nun nicht mehr Block und Stift im Fahrschulwagen sitzt, sondern die Fahrt auf einem Tablet digital bewertet. Dabei müssen acht Fahraufgaben in unterschiedlichen Verkehrssituationen erfolgreich absolviert werden, zum Beispiel an Kreuzungen, im Kreisverkehr, Überholen, Fußgängerüberwege und an Haltestellen. Bewertet werden fünf Kompetenzbereiche. Dazu gehören z.B. Geschwindigkeitsanpassung, Verkehrsbeobachtung und Fahrzeugpositionierung. „Das erfolgt nicht automatisch, sondern dabei ist die Einschätzung des Prüfers nach wie vor entscheidend“, betont Friedel Thiele. Zum Abschluss der Prüfung werden die dokumentierten Bewertungen besprochen und dem Prüfling elektronisch zur Verfügung gestellt.

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Ziel: Mehr Transparenz

Gut an dem neuen Verfahren findet der Briloner Fahrlehrer, dass durch die Neuregelung nun für alle Klassen ein Fahraufgabenkatalog auf 1600 Seiten schriftlich genau definiert ist. Das heißt: „Ganz egal, ob ich meine Prüfung am Bodensee, in Köln oder hier bei uns im Sauerland mache, es gelten überall die gleichen Kriterien. Dadurch ist das Verfahren viel besser vergleichbar und transparenter geworden. Es gibt weniger Willkür und die Prüfung wird fairer“, so Friedel Thiele. Wichtig findet der Fahrschul-Experte auch, dass die Umsetzung der „Optimierten praktischen Fahrerlaubnisprüfung“ wissenschaftlich begleitet und evaluiert wird.

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Höhere Prüfungskosten

Für Fahrschüler bringt die neue Prüfungs-Regelung allerdings auch höhere Prüfungskosten mit sich: Statt bisher 89,44 Euro sind für die Pkw-Fahrprüfung nun 116,93 statt 89,44 Euro beim TÜV Nord fällig. Im Schnitt brauchen Fahrschüler heute etwa 30 bis 35 Fahrstunden bis zur Prüfung, so die Erfahrung von Friedel Thiele. Insgesamt müsse man für einen Autoführerschein mit durchschnittlich rund 2000 Euro Kosten rechnen.

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Weniger Unfälle durch Begleitetes Fahren

Blickt Friedel Thiele auf seine eigene Fahrschulzeit zurück, hat sich einiges verändert. Früher brauchte man zum Beispiel nur 15 Fahrstunden. Er rechnet vor: „Natürlich ist der Führerschein teurer geworden, aber man muss das auch in Relation zur damaligen Zeit, zum Verdienst und zur Leistung sehen, die man bekommt. Damals kostete der Führerschein das Fünffache von meinem Lehrlings-Lohn, heute ist es etwa das Dreifache.“Und so kommt er zu der Einschätzung, „dass die Fahranfänger heute viel besser und sicherer fahren als vor 40 oder 50 Jahren, weil sie besser ausgebildet sind und viel mehr Fahrstunden absolviert haben.“ Für die „beste Verkehrssicherheitsentscheidung seit Bestehen der Bundesrepublik“, hält er zudem die Einführung des Begleitenden Fahrens mit 17. „Dadurch bauen die jungen Leute viel weniger Unfälle.“

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