Hochsauerlandkreis. Die Zahl der Pendler im HSK ist auf einem Rekordhoch – trotz Lockdown und Homeoffice. Wieso so viele Menschen den langen Fahrtweg in Kauf nehmen.

In Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl der Pendler im Hochsauerlandkreis weiterhin auf einem hohen Level. Im vergangenen Jahr verließen rund 23.400 Menschen auf dem Weg zur Arbeit die Kreisgrenzen. Darauf macht die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) aufmerksam.

Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Demnach blieb die Zahl der sogenannten Auspendler im Hochsauerlandkreis mit einem Minus von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert. Außerdem kamen im vergangenen Jahr rund 22.700 Menschen zum Arbeiten regelmäßig in den Hochsauerlandkreis als Einpendler, was einem Plus von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Zu teurer Wohnraum ein Hauptgrund

Zu den Hauptursachen für die anhaltend großen Pendelströme zählt nach Einschätzung der IG BAU Westfalen Mitte-Süd der teure Wohnraum in der Region.

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„Nach jahrelangen Mietsteigerungen können sich viele Beschäftigte das Leben am Arbeitsort nicht leisten. Ihnen bleibt als Alternative oft nur stundenlange Fahrerei mit dem Auto oder der Bahn“, so Bezirksvorsitzender Friedhelm Kreft. Auch Matthias Günther vom ISP Eduard Pestel Institut für Systemforschung e. V. betont, dass viele Menschen den Hochsauerlandkreis nutzen, um günstigen Wohnraum zu nutzen. So würden gerade in Großstädten und Ballungszentren die Mieten steigen, im ländlichen Bereich wie dem HSK seien die Miete derzeit noch zu bezahlen und viele würden das Pendeln in Kauf nehmen, um günstig zu wohnen.

Gerde die Baubranche sei betroffen

In der Baubranche seien weite Anfahrtswege besonders verbreitet. Es dürfe aber nicht sein, dass Bauarbeiter, die in den Ballungsräumen Wohnungen bauten, sich diese selbst nicht mehr leisten könnten. Die IG BAU fordert deshalb mehr Anstrengungen bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums. „Deutlich mehr Wohnungen, die sich in den Städten auch Gering- und Normalverdiener leisten können, sind ein entscheidender Beitrag, um die Pendler-Zahlen zu verringern“, sagt Kreft.

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Dafür müsse die Politik klare Vorgaben machen, etwa indem kommunale Grundstücke nicht an den Meistbietenden verkauft würden, sondern an Bauherren, die sich zu bezahlbaren Mieten verpflichteten. Beim sozialen Wohnungsbau müssten die staatlichen Fördermittel massiv aufgestockt werden und einmal gebaute Sozialwohnungen dauerhaft preisgebunden bleiben. Dass Menschen in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen können, sei nicht nur eine soziale, sondern auch eine ökologische Frage: „Weniger Pendelei bedeutet für die Betroffenen mehr Zeit für die Familie, Freunde und Hobbys. Gleichzeitig kann ein erheblicher Teil der CO2-Emissionen im Verkehrssektor eingespart werden“, so Kreft weiter.

Die Grenzen der Stadt verlassen

Nach Angaben der Arbeitsagentur verließen im vergangenen Jahr bundesweit vier von zehn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf dem Weg zur Arbeit die Grenzen ihrer Stadt oder ihres Landkreises. Damit erreichte die Zahl der Fern-Pendler trotz Pandemie einen Höchststand von 13 Millionen.

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