Hochsauerlandkreis/Brilon. Der Hochsauerlandkreis unter anderem in Brilon ein Car-Sharing-Projekt starten. Wer die Autos nutzen kann und ob sich das Projekt lohnt.

Nachhaltigkeit ist keine Sache von Großstädten – das will der Hochsauerlandkreis jetzt unter Beweis stellen und macht beim landesweiten Wettbewerb „Teil.Land NRW“, initiiert von „Zukunftsnetz Mobilität NRW“ , mit, um Car-Sharing in die ländliche Region zu holen. Das gemeinschaftliche Teilen von Autos soll Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Mobilität fördern – und den öffentlichen Nahverkehr um flexiblere Angebote ergänzen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Was ist Car-Sharing eigentlich?

Car-Sharing heißt wörtlich übersetzt das Teilen von Autos. Angebote, die Gemeinschaftsautos zu nutzen, gibt es in fast allen Großstädten, aber kaum auf dem Land.

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Häufig stecken Unternehmen hinter dem Car-Sharing-Service, die die Autos für eine gewisse Zeit ausleihen. Jeder, der ein Auto nutzt, muss eine Leihgebühr bezahlen, je nachdem wie lange oder wie weit er gefahren ist.

Welche Vorteile bietet Car-Sharing?

Das „Zukunftsnetz Mobilität NRW“ sieht viele Vorteile im Car-Sharing. „Nachhaltige Mobilität kann nur funktionieren, wenn die ländlichen Gebiete gut erschlossen und an die Ballungsräume angebunden sind“, sagt Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS), bei dem die Geschäftsstelle des „Zukunftsnetz Mobilität NRW“angesiedelt ist. Das eigene Auto werde im Durchschnitt 23 Stunden am Tag nicht bewegt. Stationäres Car-Sharing verändere das Mobilitätsverhalten, weil der allgemeine Pkw-Besitz reduziert wird und Kunden sich häufiger umweltfreundlich fortbewegen.

Worum geht es bei dem Projekt „Teil.Land NRW“?

Die Vorteile von Gemeinschaftsautos nutzen bislang hauptsächlich Menschen in den Städten.

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Das Zukunftsnetz Mobilität NRW will das ändern, denn gerade in ländlichen Gebieten sind die Strecken lang und andere Verkehrsmittel mitunter rar. In dem landesweiten Wettbewerb „Teil.Land NRW“ wurden nun gemeinsam mit dem Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen acht Städte und Gemeinden ausgewählt, die mit professioneller Unterstützung ein Car-Sharing-System im ländlichen Raum aufbauen werden. Kern des Projekts ist die Ausgestaltung eines eigenen Car-Sharing-Angebots für die Landkreise.

Wie soll das Car-Sharing im Hochsauerlandkreis aussehen?

Jörg Maaß vom Hochsauerlandkreis ist für den Öffentlichen Nahverkehr zuständig und betont, dass das Projekt am Anfang stehe. „Wir sehen den Beginn des Projektes als ersten Weckruf. Da passiert etwas im Kreis“, sagt er. Man wolle konkret versuchen, das Car-Sharing-Angebot von den Kreishäusern in Brilon, Meschede und Arnsberg zu steuern. „Dazu überlegen wir uns auch, wie wir die Gemeinschaftsautos für Dienstfahrten nutzen können.“

Wer darf das Angebot nutzen?

Im Prinzip dürfe jeder das Angebot nutzen, so Jörg Maaß, obwohl die Zielgruppe anfangs wohl überschaubar sei. Gedacht ist es als Ergänzung zum Öffentlichen Nahverkehr.

Offen bleiben

Ich gerate mit einem Freund aus Hamburg oft in Streit. Er behauptet steif und fest, dass auf dem Land weniger Nachhaltigkeit möglich sei, als in der Stadt. Ich denke, falsch! Und auch der Hochsauerlandkreis beweist mit seiner Initiative und der Teilnahme an dem Carsharing-Projekt, dass Nachhaltigkeit auf dem Land bedacht und angepackt wird. Gerade Carsharing ist ein Angebot, das doch wie für die ländliche Region des Hochsauerlandkreises gemacht ist. Dienstfahrten zwischen den Städten können dann, wenn Pandemie-Beschränkungen nicht mehr existieren, gemeinsam im Leihwagen gemacht werden. Familien auf dem Dorf teilen sich ein Auto statt vier zu besitzen. Und die zeitliche Flexibilität erlaubt ein verbessertes Angebot auch an Wochenenden. Einzig die Offenheit der Menschen entscheidet, ob das Angebot funktioniert und wir so nachhaltig sein können, wie – vermeintlich – die Großstädter!

Kommentar von Jana Naima Schopper

„Beispielsweise höre ich immer wieder, dass die Verkehrsanbindungen am Abend oder am Wochenende weniger gut sind. Dann soll das Car-Sharing-Angebot eine Alternative bieten.“ Unter der Woche wünscht er sich die rege Nutzung der Gemeinschaftsautos für Dienstfahrten. „Letztendlich muss jedem bewusst sein, der einfach nur zum Shoppen nach Meschede fahren will, dass das Car-Sharing mehr kosten könnte als eine Busfahrt.“

Wann kommt das Car-Sharing in den HSK?

Von einem Starttermin sei man noch weit entfernt. Es laufen die ersten Gespräche und man schaue sich Varianten an. Jörg Maaß: „Sei es, dass wir das Angebot von den Kreishäusern ausrollen oder dass Dorfautos etabliert werden, die sich mehrere Familien teilen. Wir sind ganz am Anfang.“ Demnächst spreche man mit einem Gutachter darüber, wie man das Angebot finanziell nachhaltig stemmen könne.

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