Brilon. Beim Billard wäre das ein „Spiel über Bande“: Ein Dreiecks-Geschäft macht in Brilon den Erhalt der Galmei-Linde möglich.

Die Galmei-Linde bleibt erhalten. Das ist die eine Nachricht. Die andere: Der Stummel steht mittlerweile einsam an der Straße, die ihr und ihren ehemaligen Artgenossen den Namen gegeben Art. Ein Anlieger hat tabula rasa gemacht und rund 25 Bäume auf seinem Grundstück gefällt. Das ist, so die Auskunft der Stadt, rechtlich in Ordnung. Da in Brilon keine Baumschutzsatzung existiert, können derartige Bäume ganzjährig gefällt werden. Allerdings müsse man sich überzeugen, dass die Bäume nicht bebrütet sind.

Das Fällen von Bäumen ist erlaubt, Brilon hat keine Baumschutzsatzung..
Das Fällen von Bäumen ist erlaubt, Brilon hat keine Baumschutzsatzung.. © Jürgen Hendrichs

Und was die Anlieger auf der gegenüberliegenden Straßenseite betrifft: Das am Ammertenbühl geplante Baugebiet erhält eine neue Zufahrt. Der gerade einmal viereinhalb Meter breiten Wiesenweges zwischen ihren Häusern bleibt, was er ist.

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Stadt trennt sich von Grundstück

Das haben die Galmei-Linde und die beiden Anlieger einem Deal zu verdanken, den die Stadt mit dem Baugebiets-Investor, dem ehemaligen Ratsmitglied Stefan Schleich und seiner WGB Mainzer, sowie dem Eigentümer des 1200 qm großen, auf der gegenüberliegenden Seite des künftigen Baugebietes liegenden Grundstücks, geschlossen hat. Der hat sich bereit erklärt, Stefan Schleich und der WGB Mainzer Wohnungs- und Gewerbebau von seinem rund 1200 qm großen Grundstück eine für eine alternative Zuwegung erforderliche Fläche abzutreten.

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Im Gegenzug zu seiner Verkaufsbereitschaft hat die Stadt ihm den Verkauf einer städtischen Parzelle an der Ackerstraße zugesagt. Die Details hat der Rat der Stadt wie üblich nichtöffentlich abgesegnet.

Reinhard Prange (Die Linke): „Wir vor den Kopf geschlagen.“

Wie berichtet, sollte die rund 400 Jahre alte Linde bzw. das, was nach der baumchirurgischen Behandlung vor einigen Jahren übrig geblieben ist, beseitigt werden, um das Einbiegen auf die gerade einmal vier Meter breite, zwischen zwei Häusern liegende Zufahrt zu dem kleinen Baugebiet zu ermöglichen. Aufgrund der Enge hätte die sogenannte Schleppkurve für größere Fahrzeuge wie Müllabfuhr und Feuerwehr erweitert werden müssen.

 Über diesen viereinhalb Meter breiten Wiesenweg sollte das Baugebiet am Ammertenbühl in Brilon erschlossen werden.
Über diesen viereinhalb Meter breiten Wiesenweg sollte das Baugebiet am Ammertenbühl in Brilon erschlossen werden. © Jürgen Hendrichs

Die Briloner Bürgerliste (BBL) wie auch Die Linke hatten sich per Antrag an die Stadt für den Erhalt des Stummels, der als ältester Baum der Kernstadt gilt, eingesetzt. Und wohl auch von Einwohnern Unterstützung erhalten. Bei Linken-Stadtrat Reinhard Prange hätten sich „bestimmt zehn“ Leute gemeldet, die bereit gewesen wären, sich an dem Baum anzuketten, um die Fällung zu verhindern.

Prange zu dem jetzt gefundenen Lösung: „Das zeigt, dass auch wir kleine Parteien etwas bewegen können.“ Als er von der Abholzung der ganzen Baumreihe erfahren und sich das Gründonnerstag angesehen hatte, sei er „wie vor den Kopf geschlagen“ gewesen.

Für CDU-Fraktionssprecher Eberhard Fisch ist wichtig, dass angesichts des Mangels an baureifen Grundstücken am Ammertenbühl „nicht nur zwei, drei Bauplätze“ entstehen. Fisch: „Der Vorhabenträger steht im Wort.“

Plan überarbeiten

Die erforderliche Aufstellung des Bebauungsplanes „Nr. 145 An den Galmeibäumen“ könnte bereits in der nächsten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses auf die Tagesordnung kommen.

Die Sitzung ist für den 21. April terminiert.

Bis dahin müssten die jetzt getroffenen Vereinbarungen umgesetzt und die Neuplanung der Erschließung fertig sein.

Das Grundstück hat eine Fläche von rund 3360 qm. Die WGB Mainzer Wohnungs- und Gewerbebau hatte in ihrem Antrag auf Aufstellung eines Bebauungsplanes von vier bis sechs Bauplätzen gesprochen. Das dürfte die Stadt jetzt auch zu dem Deal verleitet haben, sind doch in der Kernstadt, so die Verwaltung Anfang des Jahres im Bau- und Planungsausschuss, „bei unverändert großer nachfrage nach Eigenheimen keine freien Baugrundstücke mehr verfügbar“.

Hubertus Weber (SPD): „Der Baum ist doch fertig.“

Der Ausschuss hatte das Thema angesichts des aufgekommenen Widerstandes von der Tagesordnung abgesetzt. Denn die Planung hatte nicht nur bei Naturschützern, sondern auch bei den beiden Anliegern der geplanten, gerade einmal viereinhalb Meter breiten, teilweise bis unmittelbar an eine Garage grenzenden Zufahrt Unverständnis und Verärgerung ausgelöst.

Für SPD-Fraktionsvorsitzenden Hubertus Weber zählt, dass die jetzt gefundene Lösung „den beiden Anliegern weiterhilft“. Er erwartet, dass der Vorhabenträger jetzt wenigstens fünf Bauplätze schafft. Von der Galmei-Linde erwartet er dagegen nichts mehr: „Der Baum ist doch fertig!“