Brilon. Florian Hoffmann ist Herbergsleiter der Jugendherberge in Brilon. Was er über den Lockdown denkt und welche Änderung er nach Corona erwartet.

Es ist still in der Briloner Jugendherberge – sehr still: Die neue „Insektenhotel“-Rezeption ist nicht besetzt, im Tagesraum „Bienenwabe“ summt es nicht, Spielplatz und Kletterhalle sind verwaist, die renovierten Zimmer warten auf Besucher. Und auch im neuen Bistro in luftigem Wald-Design trifft sich niemand: Seit Wochen ist die frisch renovierte Jugendherberge im Corona-Lockdown.

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Für Hausleiter Florian Hoffmann war der Neustart nach Umgestaltung der Briloner Jugendherberge anders als er sich das vorgestellt hatte. Nach dem ersten Lockdown Ende Mai 2020 konnte er erstmals Ende Mai Gäste in der rundum modernisierten und umgestalteten Jugendherberge begrüßen – allerdings ohne Feierlichkeiten. Doch dann folgten Sommermonate, in denen es im Rückblick angesichts der Corona-Lage ganz gut gelaufen ist: Immerhin haben 1240 Gäste in dem Haus auf übernachtet. Ein Vergleich zum Vorjahr ist schwierig, weil die Einrichtung seit Februar 2019 umbaubedingt geschlossen war.

Jugendherberge Brilon
Jugendherberge Brilon © DJH Westfalen-Lippe | DJH Westfalen-Lippe

„Sowohl die langen Wochenenden als auch die Sommerferien sind gut gelaufen. Besonders die neuen Komfort-Zimmer mit eigenem Bad sind ein Magnet für Familien und Einzelgäste. Vor allem auch für viele Mountain-Biker ist unser Haus sehr attraktiv. Das hätte ich vorher gar nicht so erwartet“, erzählt Florian Hoffmann. Der 36-Jährige stammt aus Fürstenberg/Weser. Berufserfahrung hat der gelernte Hotelfachmann und Hotelbetriebswirt im In- und Ausland in ganz unterschiedlichen Bereichen gesammelt: Unter anderem hat er in Hamburg und Düsseldorf gearbeitet, Work-and-Travel in Australien gemacht, auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet, war in Robinson-Clubs in Österreich, der Türkei und Portugal tätig und ein Ausflugs- und Eventhaus in der Nähe von Göttingen geleitet.

Entscheidung für die Jugendherberge ganz bewusst

Ganz bewusst habe er sich dann für die Leitung der Briloner Jugendherberge beworben. Nach vielen Erfahrungen auch im Bereich des Luxus-Urlaubs könne er sich sehr gut mit der Arbeit in einer Jugendherberge identifizieren. Besonders die Themen Nachhaltigkeit, Umwelt, Natur und Sport sprechen ihn an, erklärt Florian Hoffmann. Da ist er in Brilon natürlich genau richtig: „Das Haus im Sauerland ist bereits seit 1992 Umwelt-Jugendherberge und hat mit innovativen Ideen zu den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz schon vor fast drei Jahrzehnten eine Vorreiterrolle im Deutschen Jugendherbergswerk übernommen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung des DJH-Verbandes Westfalen-Lippe.

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Umweltpädagogik hat sich über viele Jahre zu einem zentralen Thema der Jugendherberge entwickelt. Die Umwelt|Jugendherberge ist offizielles Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) und war die erste Kohlendioxid-neutrale Jugendunterkunft Deutschlands. Die Familie Wenken als Herbergsleitung hatte diese Entwicklung gestaltet und vorangetrieben.

Thema Wald wieder immer wieder aufgegriffen

Durch den Umbau finden sich diese Inhalte auch in der Gestaltung wieder. Das Thema Wald wird zum Beispiel in der im Stil eines Insektenhotels gestalteten Rezeption aufgegriffen. Und das ganz neue Bistro sorgt mit großformatigen Waldmotiven, Baumstämmen und heller Fensterfront mit Blick ins Grüne für ein naturbezogenes Ambiente. Besonders freut sich Florina Hoffmann, dass viele Familien im vergangenen Jahr ihren Urlaub in Brilon verbracht haben: „Es gibt einen Trend, Urlaub in Deutschland zu machen. Es gibt inzwischen deutlich mehr Natur- und Outdoor begeisterte Familien, die nicht nur ein paar Tage bleiben, sondern auch längeren Urlaub von ein bis zwei Wochen in einer Jugendherberge planen. Das ist ein Trend, den ich auch langfristig sehe, auch über die Corona-Pandemie hinaus.“

Buchungen müssen storniert werden

Dazu trägt sicherlich auch bei, dass durch den Umbau der Jugendherberge der Komfort der Herberge gestiegen ist. Es gibt nun 15 Komfort-Zimmer mit Bad und zehn Einzelzimmer mit Bad – zwei davon sind barrierefrei. Im Zuge der Modernisierung wurde ein Aufzug installiert und der Haupteingang verlegt. Und so fehlen jetzt eigentlich nur noch die Gäste, die das im Grünen gelegene Haus wieder mit Leben füllen. Eigentlich hatte Florian Hoffmann gehofft, dass er zu den Osterferien wieder starten könnte. „Es gab eine ganze Reihe von Buchungen“, erzählt der Herbergsvater. Doch nun sei klar, dass daraus nichts werde. Und so bleiben die Mitarbeiter noch länger in Kurzarbeit, Buchungen müssen storniert werden.

Jugendherberge Brilon
Jugendherberge Brilon © DJH Westfalen-Lippe | DJH Westfalen-Lippe

Wenn wie zurzeit touristische Übernachtungen nicht erlaubt sind, werde natürlich alles kostenlos storniert. Darüber hinaus seien aber auch die Stornobedingungen für den Fall gelockert worden, dass jemand aus eigenem Wunsch von der Reise zurücktreten möchte. Ohne Angabe von Gründen können, so Florian Hoffmann, Familien und Einzelreisen für Reservierungen im Jahr 2021 bis sieben Tage vorher noch stornieren, Gruppen und Vereine bis 14 Tage vorher. Für Schulklassen sind es 28 Tage und das auch für Buchungen 2022. Corona-bedingte Stornierungen sind sogar bis zum Tag der Anreise kostenlos möglich.

Aber natürlich hofft der Briloner Herbergsvater, dass es dazu nicht kommt und er bald wieder Gäste begrüßen kann. Vor allem für die langen Wochenenden gebe es bereits viele Buchungen: „Da sind wir bereits komplett ausgebucht“, freut sich Florian Hoffmann. Doch ihm ist auch klar: Ein volles Haus wird es aber wohl ab längere Zeit erstmal nicht geben, denn mit Blick auf Hygiene- und Abstandsregeln können auch weiterhin nur etwa ein Drittel der Zimmer gebucht werden. Bleibt die Hoffnung, dass möglichst bald die Stille in dem Haus auf dem Hölsterloh ein Ende hat.