Winterberg. AccuMeda-Geschäftsführer Elmar Willebrand spricht über Strategie, Stärken des St.-Franziskus-Krankenhauses und ob er der gute Samariter ist.

Die Nachricht sorgte am Mittwoch (24.3.) für Aufatmen im Südkreis: Nach langer Suche gibt es einen privaten Investor für das insolvente St.-Franziskus-Krankenhaus. Eine durchaus überraschende Lösung, an die zwischenzeitlich nicht einmal mehr die Geschäftsführung geglaubt hatte. Was hat der Investor, die AccuMeda-Holding, mit dem kleinen Krankenhaus vor? Die WP hat bei Elmar Willebrand, dem Gründer und Geschäftsführer, nachgefragt.

Elmar Willebrand, Gründer und Geschäftsführer der AccuMeda-Holding, die das Krankenhaus Winterberg übernehmen wird. 
Elmar Willebrand, Gründer und Geschäftsführer der AccuMeda-Holding, die das Krankenhaus Winterberg übernehmen wird.  © www.jt-mag.com

Stärken ausbauen will er. Säulen des künftigen Betriebs würden die minimalinvasive Endoprothetik und die Geriatrie. Bei den minimalinvasiven Eingriffen habe das Krankenhaus bereits überregional einen guten Ruf, „das werden wir selbstverständlich vorantreiben“. Auch in der Geriatrie werde sich das St. Franziskus einen besonderen Ruf aufbauen – immerhin steige in einer alternden Gesellschaft der Bedarf an altersgerechter Medizin.

Neben diesen beiden Schwerpunkten werde der tägliche Krankenhausbetrieb der Grund- und Regelversorgung komplett aufrechterhalten. Auch das MVZ sei ein wichtiger Baustein der Versorgung und bleibe definitiv in der Trägerschaft des Krankenhauses. So habe die am MVZ angesiedelte Kardiologie das Zeug, ein dritter Schwerpunkt des Betriebs zu werden.

Festzulegen, wo es Umstrukturierungen geben könne, dafür sei es zu früh, sagt Willebrand. Das werde in einem gemeinsamen Prozess entschieden. Die AccuMeda bezeichnet sich selbst als „der freundliche Investor“, Freund von Dialog und Kooperationen. Die soll es sowohl verstärkt mit niedergelassenen Ärzten als auch umliegenden Krankenhäusern geben, denn „es gibt sicher auch Bereiche, wo wir nicht spitzenmäßig sind. Da können Kooperationen die bessere Lösung sein.“

„Freundlich“, aber kein Samariter

Die harten finanziellen Bedingungen im Gesundheitswesen machen auch künftig keinen Bogen um Winterberg. Und so zählt Willebrand auch auf, was seine Holding alles nicht ist: kein Füllhorn, kein Samariter. „Aber wir können uns als Unternehmen gewisse Freiheiten nehmen, die ein großer Konzern nicht hat“, sagt er mit Verweis auf seine lange Vergangenheit in der Chefetage des Krankenhauskonzerns Asklepios.

„Auch wir wollen Geld verdienen, aber es macht mehr Spaß, wenn die Beteiligten auch Spaß haben. Der beste Chefarzt bringt nichts, wenn die Reinigungskraft nicht gründlich putzt, weil sie frustriert ist. Und wenn am Ende insgesamt eine schwarze Null steht, ist das schon etwas.“

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Rentabel werden könne ein Unternehmen auf zwei Wegen: über den Preis oder die Menge der Kunden. Da die Preise im Gesundheitswesen weitgehend feststünden, bleibe ergo nur der Weg, mehr Patienten anzulocken. „Dazu werden wir mit den Mitarbeitern Strategien entwickeln und haben auch bereits mit leitenden Ärzten gesprochen.“ Auch wenn die Holding „viel Geld, Managementkompetenz und einschlägige Erfahrung“ in das St. Franziskus investiere und ein ambitioniertes Programm verfolge, komme sie nicht mit fertigen Konzepten, sondern dem Willen zum Dialog.

Lob für Interims-Geschäftsführer

Wann die AccuMeda das Tagesgeschäft übernimmt, hängt vom Insolvenzgericht und den Gläubigern ab, die zunächst den Insolvenzplan annehmen müssen. Rund acht Wochen seien eine realistische Zeitspanne, meint Willebrand. Dann wird auch eine neue Geschäftsführung das Ruder übernehmen – wer es sein wird, stehe bereits fest und werde bald bekanntgegeben.

Die Holding hat bisher drei Kliniken übernommen und alle umfangreich umstrukturiert und auch Gebäude um- oder angebaut. Willebrand lässt verlauten, dass auch im St.-Franziskus-Hospital mit seiner „ordentlichen Grundsubstanz“ bauliche Veränderungen anstehen. „Ich will nicht mein ganzes Pulver im ersten Interview verschießen. Aber in einem Jahr werden die Menschen sagen: Es hat sich bemerkenswert etwas getan.“

Apropos Pulver: Interims-Geschäftsführer Andreas Pulver habe „einen sensationellen Job gemacht und in der Krise einen Spirit“ erzeugt. Diesen wolle man nun „veredeln“. Die Begeisterung der Mitarbeiter sei der wichtigste Baustein und der einzige Weg zum Ziel, das da laute: „Mit knappen Ressourcen überdurchschnittlich gut zurechtkommen.“