Hochsauerlandkreis. Die Struktur der Kriminalität hat sich als Folge der Corona-Pandemie im HSK verändert. Es gibt auch viele Verstöße im Zusammenhang mit Corona:
In der am Mittwochnachmittag im Mescheder Kreishaus vorgelegten Kriminalstatistik 2020 für den Hochsauerlandkreis vermeldet die heimische Polizei im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Rückgang angezeigter Straftaten. Diese Entwicklung lediglich auf die Coronakrise zurückzuführen, sei aber nur teilweise richtig, betont die Behördenleitung – und ergänzt: Mit Ausnahme von 2018 seien die erfassten Straftaten im HSK seit 2013 kontinuierlich zurückgegangen. Stolz sein darf die HSK-Polizei weiterhin auf ihre hohe Aufklärungsquote, mit knapp 60 Prozent ist sie aktuell die zweithöchste in ganz NRW.
Die Struktur der Kriminalität habe sich als Folge der Corona-Pandemie verändert, stellte Dr. Karl Schneider – in seiner Funktion als „Polizeichef“ anwesend– zu Beginn der Zahlenpräsentation fest. Die Pandemie habe die Kreispolizeibehörde aber zu keiner Zeit „außer Gefecht gesetzt“, so der Landrat.
Wohnungseinbruchsdiebstahl
Aus einem Vergleich mit den Zahlen von 2019 lassen sich am besten einige Schlüsse zum Zusammenhang mit dem Corona-Virus ziehen. Neben – nach wie vor intensiven – polizeilichen Maßnahmen hat die Pandemie eine direkte Wirkung auf den Wohnungseinbruchsdiebstahl. Dieser sank im Kreisgebiet um 21,21 Prozent auf 194 Taten. „Durch den Lockdown waren viele Menschen zu Hause. Es ergaben sich somit weniger Tatgelegenheiten für die Einbrecher“, führte Kriminalrat Thomas Vogt dazu aus. Zudem erschwerten die Grenzschließungen im Frühjahr 2020 organisierten Tätern An- und Abreisemöglichkeiten, so der Leiter der Direktion Kriminalität weiter.
Die Zahlen für den Altkreis Brilon: In Winterberg gab es 7 Einbrüche (Vorjahr: 11), in Brilon 19 (Vorjahr: 15), in Hallenberg 1 (Vorjahr: 5), in Marsberg 19 (Vorjahr: 9), in Medebach 2 (Vorjahr: 7) und in Olsberg 8 (Vorjahr: 12).
Computerkriminalität
Ein enormer Anstieg ist im Bereich der Computerkriminalität festzustellen. Mit 124 Fällen stiegen die angezeigten Delikte kreisweit um 175 Prozent! „Eine Erklärung hierfür dürfte der Umstand sein, dass mangels anderer Gelegenheit Täter auf diese Betrugsform ausgewichen sind“, meint Kripo-Chef Vogt.
Straftaten und Corona
Konkret im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie meldet die Kreispolizeibehörde für das Jahr 2020 insgesamt 445 polizeiliche Einsätze – es wurden 19 Strafanzeigen und 332 Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen erstattet. Die Beamten griffen ein wegen Verstößen gegen das Infektionsschutz-Gesetz – zum Beispiel Nichteinhaltung der häuslichen Quarantäne, Kontaktaufnahme zu anderen Personen trotz Erkrankung an Covid 19, unerlaubte Feiern mehrerer Personen sowie Verstöße gegen die Quarantäneregelung nach Aufenthalt im Ausland (in einem Risikogebiet).
Hinzu kamen Körperverletzungen im Zusammenhang mit den Corona-Schutzbestimmungen, darunter Anspucken mit der Behauptung, man habe Corona. Wegen Internetbetruges bei der Corona-Soforthilfe erstatteten mehrere Geschädigte Strafanzeige bei der Kreispolizeibehörde (KPB). Die Bearbeitung dieser Ermittlungsverfahren erfolgt landesweit – beim Landeskriminalamt (LKA).
Häusliche Gewalt
Anders als von vielen Experten erwartet, stieg die Anzahl gemeldeter häuslicher Gewalttaten im HSK trotz Corona nicht. Mit 399 Fällen liegt die Zahl fast auf Vorjahr-Niveau (401). „Häusliche Gewalt ist kein Delikt aus dem Strafgesetzbuch“, führt die KPB dazu aus, sie fuße meist auf mehreren Straftaten, z. B. Körperverletzung, Bedrohung und Freiheitsberaubung. Diese Delikte geschehen fast ausschließlich im sozialen Umfeld.
Die Gesamtzahl in 2020 angezeigter Straftaten sank im Vergleich zum Vorjahr um 0,51 Prozent – die Gesamtaufklärungsquote lag bei 59,84 Prozent – drei von fünf Straftaten wurden im HSK aufgeklärt (siehe Grafik).
Tötungsdelikte
2020 zählte die Polizei weniger Tötungsdelikte im HSK. Ein Mensch starb durch eine Straftat (in Winterberg). Der Fall ereignete sich Ende Dezember in Grönebach. Die Leiche eines 65-Jährigen war am 30. Dezember im Zusammenhang mit einem Einbruch in das Mehrfamilienhaus am Steinacker entdeckt worden. Tatverdächtig ist ein 47 Jahre alter Mitbewohner. Eine psychische Erkrankung des Beschuldigten kann nicht ausgeschlossen werden. Der 47-Jährige befindet sich in einer forensischen Einrichtung. Die Ermittlungen in dem Fall laufen noch; einen Prozesstermin gibt es noch nicht.
In fünf Fällen wurde wegen versuchter Tötungsdelikte ermittelt.