Brilon. Drei Lehrer, die wie neun Kollegen Kontakt zu positiv getesteten Schülern in Brilon hatten, gehen weiter zur Schule. Die Gründe sind extravagant

Sie sitzen in ihren Klassen und doch läuft bei ihnen der Unterricht online ab. Grund: Ihre Lehrer dürfen nicht in die Schule. Sie befinden sich in Quarantäne. In zwei Lerngruppen der Q1 und der Q2 des Gymnasiums Petrinum in Brilon hat es in der vergangenen Woche je einen Corona-Fall gegeben. Gleich 60 Schüler und neun Lehrer müssen noch bis Mitte kommender Wochen den Unterricht von zuhause aus gestalten. Was am Dienstagabend im Schulausschuss für Irritationen sorgte: Drei Lehrer, die an den beiden Tagen wie ihre neun Kollegen den gleichen Kontakt zu den positiv getesteten Schülern hatten, dürfen weiter vor Ort an der Jakobuslinde unterrichten.

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Trio hat seinen Wohnsitz im Kreis Soest

Einziger Unterschied zu den neun anderen: Das von der Isolierung ausgenommene Trio hat seinen Wohnsitz im Kreis Soest. Und dessen Gesundheitsamt hat die drei Lehrer als Kontaktpersonen zweiten Grades eingestuft. Das Kreisgesundheitsamt in Meschede dagegen sieht die anderen neun als „K1“-Fälle an. Die Kontaktverfolgung liegt generell bei den Behörden, in denen die Fälle ihren Wohnsitz haben, so HSK-Sprecher Martin Reuther auf Anfrage der WP.

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Das Kreisgesundheitsamt „guckt sich jeden Einzelfall genau an“, und treffe dann die für erforderlich gehaltenen Entscheidungen. Diese Kontaktverfolgung erfolgt telefonisch, dabei wird ein den Kriterien des Robert-Koch-Instituts (RKI) folgender Fragen-Kanon abgearbeitet. Reuther: „Die Mitarbeiter sind natürlich auf die Angaben der Betroffenen angewiesen.“ Das ist auch im Kreis Soest der Fall, wie Pressesprecher Wilhelm Müschenborn sagte. Möglicherweise, so HSK-Sprecher Martin Reuther, liege die unterschiedliche Beurteilung durch die beiden Behörden daran, dass der HSK wegen der höheren Ansteckungsgefahr durch die Corona-Mutanten bei der Einstufung einen strengeren Maßstab anlege.

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Einstufung „optional“

Für eine „K1“-Einstufung sprechen laut RKI ein länger als 15 Minuten bestehender enger Kontakt von unter anderthalb Metern Abstand ohne korrekt getragenen Mundschutz oder ein mehr als 30-minütige Aufenthalt in einem „wahrscheinlich“ hoch mit infektiösen Aerosolen belasteter Raum.

Die Einstufung als „K1“ empfiehlt das Robert-Koch-Institut in seiner Nachverfolgungs-Anleitung „optional“, also nach Ermessen des Gesundheitsamtes, auch im Hinblick auf die Praktikabilität für „Personen mit Aufenthalt mit dem bestätigten COVID-19-Fall in relativ beengter Raumsituation oder schwer zu überblickende Kontaktsituation, zum Beispiel Schulklassen, gemeinsames Schulessen, Gruppenveranstaltungen und unabhängig von der individuellen Risikoermittlung.“

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Der Präsenz-Unterricht am Petrinum beschränkt sich derzeit auf die beiden Abschlussklassen. Jede ist alphabetisch von A bis L und von M bis Z in je zwei etwa 13 Schüler große Lerngruppen aufgeteilt. Von denen kommt jeweils eine zur Schule, während die andere von zuhause aus online zugeschaltet wird - „Das System funktioniert“, sagt Schulleiter Johannes Droste.

Nerven liegen blank

Soweit es die Temperaturen zulassen, sollten - so Schulleiter Johannes Droste - die Fenster ständig geöffnet sein. Auf jeden Fall seien bei den 90-minütigen Unterrichtseinheiten eine zehn- bis fünfzehnminütige Stoßlüftung einzulegen. In Fachräumen, in denen eine natürliche Lüftung nicht möglich ist, hat die Stadt als Schulträger Luftreiniger installiert. Schüler und Lehrer haben FFP2- oder medizinische Masken zu tragen.

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Die beiden Lerngruppen, in denen die Corona-Fälle aufgetreten sind, wären in diese Woche ohnehin mit dem Distanz-Unterricht an der Reihe gewesen. Allerdings müssen sie dazu gemäß den einschlägigen Vorgaben einen aktuellen negativen Corona-Test vorlegen. Einige Eltern haben sich schon bei der Schule gemeldet, weil sie bisher weder einen Test-Termin bekommen könnten noch wüssten, wo noch Schnelltests zu erwerben seien.

Am Montag beginnt auch für alle übrigen Jahrgänge der Wechsel-Unterricht. Fachbereichsleiterin Ute Hachmann im Ausschuss: „Das wird uns noch eine Weile begleiten. Die Nerven liegen blank.“

Bisher keine Ansteckung

Die gute Nachricht aus dem HSK-Gesundheitsamt: Aus den beiden Corona-Fällen am Petrinum haben sich keine weiteren ergeben.

Im Altkreis Brilon gibt es, Stand Mittwoch, laut HSK in folgenden Einrichtungen Corona-Fälle:

Brilon: Gymnasium Petrinum, Grundschule am Ratmerstein, Krankenhaus Maria Hilf, Seniorenresidenz und in einer Arztpraxis.

Marsberg: Marien-Hospital und Familienzentrum am Rennufer.

Olsberg: Berufskolleg, Josefsheim und die Schule an der Ruhraue.