Medebach. Lehrer, Erzieherinnen, Pfarrerinnen, Trainer – alle müssen viel und laut sprechen. Damit das entspannt gelingt, gibt es verschiedene Techniken.

Reden kann anstrengend sein. Nicht nur bei schwierigen Themen, sondern auch körperlich. Das wissen viele Menschen, die viel oder laut sprechen müssen. Logopädin Christina Blättler-Mörchen kennt das Problem auch: Neben Menschen, die aus gesundheitlichen oder organischen Gründen Schwierigkeiten mit dem Sprechen haben – zum Beispiel nach einem Schlaganfall – behandelt sie auch oft Berufssprecher.

Ob Lehrer, Erzieherinnen, Pfarrer, Dozentinnen, Fußballtrainer, Sängerinnen… viele spüren irgendwann unangenehme Folgen einer stimmlichen Überbelastung; sie werden heiser oder ihre Stimme ermüdet schnell und ist wenig tragfähig.

Verstärken könnte sich das jetzt, wo zum Beispiel Lehrer sich nach monatelangem Distanzunterricht wieder in Klassenräumen akustisch durchsetzen müssen, in denen es deutlich lauter zugeht als im heimischen Arbeitszimmer.

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„Wenn jemand Probleme mit der Stimme bekommt, liegt es meistens daran, dass die Stimme falsch gebraucht wird. Viele, die laut sprechen wollen, neigen dazu, Töne herauszupressen.“ Diese Überlastung kann zu Knötchen an den Stimmlippen führen.

Auch wer oft tiefer oder höher spricht, als es natürlich wäre, kann Probleme bekommen. „Zu hohes Sprechen ist zum Beispiel ein häufiges Problem von Erzieherinnen“, sagt Blättler-Mörchen. Das Pressen der Stimme sei aber gar nicht nötig, um lauter zu werden; es gebe viel bessere Techniken. Wer noch keine therapiebedürftigen Probleme hat, kann diese auch für sich allein üben.

Chorsänger machen es richtig

Alles beginnt mit einer ordentlichen Körperhaltung: Wer schlaff herumsteht oder -sitzt, kann schwerlich gelöst sprechen. Wichtig ist auch die Atmung: „Sehr viele Menschen atmen falsch, sogar bei uns in der Ausbildung betraf das viele. Aber auch das kann man trainieren.“

Christina Blättler-Mörchen arbeitet in Medebach als Logopädin
Christina Blättler-Mörchen arbeitet in Medebach als Logopädin © Privat

Am besten und entspanntesten ist das Atmen durch die Nase tief in den Bauch. Üben könne man das zum Beispiel im Liegen mit einem Kissen auf dem Bauch, dessen Auf und Ab die Atmung sichtbarer macht. Je eine Hand auf Bauch und Brust zu legen kann den gleichen Effekt haben.

Passen die Grundlagen, geht die Stimmarbeit im Mund weiter. „Dort entsteht der Klang der Stimme. Deshalb ist das Wichtigste, die vorhandenen Resonanzräume optimal zu nutzen.“ Denn je mehr Raum im Mund zur Verfügung steht, desto besser kann die Stimme klingen und auch ohne Anstrengung laut sein.

Wie das geht, dafür hat die Logopädin eine Menge anschaulicher Vergleiche und Beispiele parat. „Oft sieht man bei Chorsängern, dass sie Vokale mit betont runden Lippen und möglichst weit geöffnetem Mund singen. Damit schaffen sie viel Platz für die Stimme; eine sehr gute Technik“ und definitiv etwas zum Abgucken.

Der Nikolaus ist Vorbild

Mehr Platz verschafft auch das Heben des weichen Gaumens und des Zäpfchens – gut zu üben mit -ng-Lauten wie zum Beispiel im Wort „Junge“. „Manchmal gebe ich den Leuten auch den Tipp: Sprechen Sie, wie der Nikolaus spricht.“ Denn bei den meisten wird dadurch automatisch die Aussprache runder und volltönender.

„Sie können auch mal summen und vergleichen, wie es sich anhört, wenn Sie dabei die Kiefer aufeinanderpressen oder den Kiefer entspannen und nur die Lippen schließen. Da entstehen ganz verschiedene Töne.“ Das Geheimnis dahinter lautet wieder: mehr Platz.

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Generell sei Summen eine gute Idee, auch nach langen Sprechphasen oder -pausen. „Das ist wie eine Massage.“ Gern verbunden werden darf das Summen mit sanftem Klopfen auf den Brustraum. Ein Stimmtipp, der besonders Morgenmuffeln gefallen dürfte: oft gähnen, am besten herzhaft und laut. „Das ist der optimale Ton, den die menschliche Stimme hergibt.“

Möglichst selten räuspern

Es gibt noch eine Menge anderer Faktoren, mit denen man seiner Stimme schaden oder guttun kann. Blättler-Mörchen fasst sie unter dem Begriff Stimmhygiene zusammen. Negativ wirken sich zum Beispiel Räuspern und Flüstern aus, ebenso kalte und trockene Luft, Rauchen, Kaffee, Alkohol, scharfe Gewürze und häufiges Sodbrennen.

Was überraschen mag: Auch Kamille, Eukalyptus und Menthol hält sie für schlecht für die Stimme, weil diese Stoffe austrocknend auf den Mundraum wirkten. „Salbei und Thymian sind besser.“ Außerdem gut: mit Salzwasser gurgeln, viel trinken, Stress vermeiden und Raumluft befeuchten.

Frage zum Schluss: Wie findet man sie eigentlich, die eigene natürliche Tonlage? Auch dazu hat die Logopädin einen Rat: „Zählen Sie in ruhigem Tempo von zehn rückwärts. An dem Punkt, wo sich die Stimme dabei ganz gelangweilt anfühlt, hat man die richtige Tonlage getroffen.“