Paderborn/Marsberg/Hochsauerlandkreis. In Lichtenau bei Marsberg ist die Geflügelpest ausgebrochen. Alle Tiere der Zucht wurden getötet, ein Sperrgebiet an der HSK-Grenze eingerichtet.

In dem Geflügelbestand eines Hobby-Halters in Lichtenau-Henglarn besteht der amtliche Verdacht auf den Ausbruch der Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt. Die Vogelgrippe ist hoch ansteckend. Und Henglarn im Altkreis Büren liegt direkt vor der Haustür von Marsberg und damit dem Hochsauerlandkreis. Meerhof ist mal gerade zehn Kilometer entfernt. In Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und im Kreis Gütersloh sind ebenfalls Fälle gemeldet worden.

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Verdacht auf Vorliegen des Erregers H5 bestätigt

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Am Montag, 1. März, hatte eine Tierarztpraxis beim Veterinäramt des Kreises Paderborn einen Verdachtsfall gemeldet, teilt das Landkreisamt Paderborn mit. Daraufhin haben Veterinäre des Kreises den Tierbestand vor Ort untersucht und Proben genommen. Diese wurden im Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Ostwestfalen-Lippe (CVUA-OWL) untersucht und der Verdacht auf Vorliegen des Erregers H5 bestätigt. Die formale Bestätigung und Bestimmung des Virus-Subtyps durch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) steht noch aus.

Tödlicher Virus

Im so genannten Kaltscharrraum im Untergeschoss des Hühnermobils können die Hühner wenn nötig auch tagsüber in ihrem mobilen Hühnerstall bleiben.
Im so genannten Kaltscharrraum im Untergeschoss des Hühnermobils können die Hühner wenn nötig auch tagsüber in ihrem mobilen Hühnerstall bleiben. © Stefan Plempe | Stefan Plempe

„Der Virus ist hoch ansteckend und für Hühner und Puten meist tödlich. Eine Weiterverbreitung in andere Geflügelbestände zu verhindern, ist daher unser oberstes Ziel“, erklärt Dr. Elisabeth Altfeld, leitende Veterinärin des Kreises Paderborn. Die Geflügelpestverordnung schreibt daher bei einem amtlichen Verdachtsfall die Tötung des gesamten Geflügelbestandes des betroffenen Halters vor. Die Veterinäre des Kreises schläferten sofort tierschutzgerecht die rund 50 Tiere ein und entnahmen weitere Proben.

Stefan Plempe aus Erlinghausen ist alarmiert. Er hält auf seinem Hof vor Erlinghausen eine ansehnliche Schafherde, hat etliche Bienenvölker und seit vier Wochen auch einen mobilen Hühnerhof. 300 Hühner und fünf Hähne scharren um sein Freiland-Hühnermobil auf der Wiese und picken nach Würmern. Mit seinem Sohn Sebastian und Inge Osterloh hat er dazu extra die „Erlinghäuser Wiesenglück GBR“ gegründet, um seine Bio-Eier vermarkten zu können.

Jeden morgen ab 10 Uhr lässt er seine Hühner und Hähne ins Freie. Vorsorglich die Hühner tagsüber im Hühnermobil zu lassen, wegen der nahenden Geflügelpest ist für ihn keine Option. Laut Bio-Verordnung muss er die Hühner morgens an die frische Luft lassen. Erst wenn der HSK offiziell auch zum Geflügel-Sperrbezirk erklärt würde, könnte er sie in dem Mobil lassen, damit sie geschützt sind.

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Auch für den Fall ist in seinem Hühnermobil vorgesorgt, wie er zur WP sagt. Im Untergeschoss des zweistöckigen Hühnermobils ist ein Kaltscharrraum eingerichtet ist. Der ermöglicht es, dass das Federvieh sozusagen im Freiland-Hühnerstall in Quarantäne gehalten werden kann.

Das ist bisher im Hochsauerlandkreis aber noch nicht notwendig. Wie Jürgen Uhl, stellvertretender Pressesprecher des HSK auf Nachfrage der WP sagt, sei das Kreis-Veterinärsamt über den Sachverhalt informiert und mit übergeordneten Behörden wie dem Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) NRW im Gepräch, wie und ob Maßnahmen ergriffen werden sollen. Überlegungen liefen, ob möglicherweise ein Sperrbezirk im Bereich der Paderborner Landesgrenze gemäß der Geflügelpestverordnung eingerichtet werden sollte mit Aufstallpflicht für die Geflügelhalter oder ob es vorerst bei einem Beobachtungsgebiet bleiben könnte. Noch in dieser Woche will das Veterinärsamt des HSK die Entscheidung bekannt geben.

Hühner im Stall lassen

Für die Hühnerhalter im gesamten Kreis Paderborn herrscht jetzt schon Klarheit. Dort gilt ab sofort eine

Maßnahmen gegen Geflügelpest

Der Geflügelpesterreger kann direkt durch Kontakt mit Wildvögeln und indirekt über infiziertes Futter, Wasser, Gerätschaften, Stiefel Kleidung usw. übertragen werden. Die Stallpflicht und Biosicherheitsmaßnahmen wie Zutrittsverbote für Ställe, Wechseln der Kleidung und Desinfektionsmaßnahmen müssen deshalb streng eingehalten werden. Geflügel darf nur an für Wildvögel unzugänglichen Stellen gefüttert werden.

Futter, Einstreu und sonstige Gegenstände, mit denen das Geflügel in Berührung kommen kann, müssen für Wildvögel unzugänglich aufbewahrt werden. Zudem darf kein Oberflächenwasser für das Tränken der Tiere genutzt werden, zu dem Wildvögel Zugang haben.

Verdachtsfälle in Haltungen und der Fund von toten Wildvögeln kann dem Veterinäramt des HSK gemeldet werden unter Telefon: 0291 940, E-Mail: veterinaeramt@hochsauerlandkreis.de.

Aufstallpflicht. Das bedeutet, dass sämtliches Geflügel wie Hühner, Truthühner, Perlhühner, Rebhühner, Fasane, Laufvögel, Wachteln, Enten und Gänse in geschlossenen Ställen oder in einer Vorrichtung, beispielsweise einer Voliere, untergebracht werden müssen.

„Die Seuche könnte über Kontakt mit Wildvögel in die Hobbyhaltung eingetragen worden sein. Nach unseren bisherigen Ermittlungen bestand im Ansteckungszeitraum kein Kontakt zu anderen Geflügelhaltungen. Trotzdem ist jetzt von Haltern oberste Vorsicht geboten“, unterstreicht Dr. Altfeld. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Geflügelpest (die sogenannte Inkubationszeit) vergehen nur wenige Stunden bis Tage.

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Innerhalb weniger Tage können alle Tiere eines Bestandes erkranken und sterben. Der Paderborner Landrat Christoph Rüther bittet alle Geflügelhalter eindringlich: „Bitte beobachten Sie Ihre Tiere und melden Sie Verdachtsfälle unverzüglich dem Kreis.“ Symptome der Geflügelpest sind: hohes Fieber, Atemnot, Ausfluss aus Augen und Schnabel, ein stumpfes, gesträubtes Federkleid, zentralnervöse Störungen, verminderte oder keine Legeleistung oder dünnschalige, verformte Eier. Enten und Gänse erkranken seltener und weniger schwer, scheiden aber dennoch das Virus aus und können anderes Geflügel anstecken.