Marsberg. Jens Spahn war Gast bei einer Videokonferenz der BBT-Gruppe, zu der das Krankenhaus Marsberg zählt. Der Minister mahnt: Erfolge nicht verspielen
In diesem Jahr fand der Neujahrsempfang der BBT-Gruppe (Barmherzige Brüder Trier), zu der auch das St.-Marien-Hospital Marsberg gehört, zum ersten Mal als Livestream statt. Zugeschaltet war Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der sich den Fragen der Mitarbeitenden rund um die Themen Corona, Impfen und den Herausforderungen für das Gesundheitswesen stellte.
2020 war ein besonderes Jahr, das die Mitarbeitenden in den Einrichtungen der BBT-Gruppe an ihre Grenzen brachte, sie aber gleichzeitig als Dienstgemeinschaft weiter zusammenwachsen ließ, teilt das Unternehmen mit. „Dieses Jahr hat gezeigt, dass wir noch enger zusammengerückt sind und dass vieles möglich war, von dem wir dachten, dass es nicht geht. Wir haben viel in dieser Krise voneinander gelernt. All das soll uns auch weitertragen, wenn die Pandemie überstanden ist“, sagte Bruder Peter, Regionalleiter der BBT-Region Trier.
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Er moderierte den Livestream, dem knapp 360 Zuschauer folgten, gemeinsam mit BBT-Geschäftsführer Dr. Albert-Peter Rethmann. Viele Zeichen der Solidarität und des besonderen Einsatzes zeigen die Mitarbeitenden während der Pandemie – nicht nur in Pflege und Medizin, auch in den Bereichen, die man nicht auf den ersten Blick sieht – ob in der Verwaltung, der Materialbeschaffung oder der Reinigung.
Gefühl der Gemeinschaft
„Sie alle haben mitgeholfen, durch diese schwere Zeit zu kommen“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Dass das Gesundheitswesen so widerstandsfähig und robust durch diese Pandemie gekommen sei, ohne überfordert zu sein, sei all denjenigen zu verdanken, die mit ihrer Fachkenntnis, ihrer Kompetenz, ihrer Erfahrung und mit ihrer Menschlichkeit sich jeden Tag um Menschen kümmern, die Hilfe brauchen, so der Minister. Erfolge dürften durch vorzeitige Lockerungen nicht verspielt werden.
Ausgleich für finanzielle Belastung
Zum Ausgleich der finanziellen Belastungen im Gesundheitswesen infolge der Pandemie sagte Spahn zu, in der Akutsituation die Liquiditätssicherung sicherzustellen, wenn reguläre Behandlungen und Operationen ausgesetzt werden müssen. Auf das gesamte Jahr hin gesehen, gebe es Ausgleichszahlungen, wenn die Ertragssituation schlechter sei, als sie ohne Pandemie gewesen wäre. In den vergangenen zwei Monaten seien fast vier Milliarden Euro an die Krankenhäuser geflossen. Ob diese Hilfe über Februar hinaus gezahlt werde, richte sich nach dem Pandemiegeschehen.
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Zudem stellte Spahn eine weitere finanzielle Anerkennung für Pflegekräfte im Gesundheitswesen in Aussicht. Hierzu sei er mit Regierungskollegen in der Abstimmung. Dafür sollten andere Parameter als bei der ersten „Corona-Prämie“ gelten, „ob das dann aber alle als gerecht empfinden, kann ich nicht versprechen“, so Spahn.
Kliniken besser verzahnen
Die Pflege sei bereits vor Pandemiebeginn in den Mittelpunkt der gesundheitspolitischen Maßnahmen gestellt worden, betonte Jens Spahn. So nannte er die Ausgliederung des Pflegebudgets aus den DRGs als „die größte Veränderung seit 20 Jahren“. Mit Blick auf die Zukunft der Krankenhauslandschaft und Gesundheitsversorgung in Deutschland sagte Spahn, dass diese überall dort gut gelänge, wo in den Regionen die Strukturen aus Maximalversorger, Uniklinik, Grundversorgung und Spezialversorger ineinander griffen. „Wenn ich über die Zahl der Kliniken rede, geht es mir in erster Linie um Qualität, nicht um Geld. Ich möchte keine Kliniken mehr, die fünf Prostata-OPs oder acht schwere Herzoperationen machen oder zehn Frühgeborene im Jahr behandeln. Das ist ein Qualitätsthema bis hin zum Todesrisiko“, so Spahn. Daher brauche es die Grundversorgung, auch die Notfall- und Spezialversorgung in der Fläche und die Bereitschaft, dort Schwerpunkte zu bilden. Es müsse nicht jeder alles anbieten.