Obermarsberg. Es ist viel älter als angenommen und das älteste Haus in Marsberg. Viele Jahre stand das Deelenhaus leer. Jetzt kommt ein Geheimnis ans Licht.
Seit mehreren Jahrzehnten steht das alte Künemundsche Fachwerkhaus in der Pagenstraße 37 schon leer. Jetzt steht dem unter Denkmalschutz stehendem Deelenhaus eine womöglich rosige Zukunft bevor. Ein Käufer hat sich gefunden.
Er hat es gekauft, weil es so alt ist, weil er ein Faible hat für alte Häuser und er es von Grund auf renovieren will. Natürlich unter denkmalschutzwürdigen Gesichtspunkten. Deshalb holte er die Denkmalpfleger des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) dazu, um mehr über das alte Gebäude zu erfahren.
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Bauschicht aus 16. Jahrhundert
Bisher gingen Eigentümer und die städtische Denkmalpflege davon aus, dass das Haus aus dem 18. Jahrhundert stammt. Die LWL-Fachleute nahmen das Haus genauestens unter ihre archäologische Lupe. Und brachten Erstaunliches zu Tage. LWL-Denkmalpflegerin Dr. Bettina Heine-Hippler spricht sogar von einer „kleinen Sensation“ und bekommt glänzende Augen und LWL-Bauforscher Frank Hög von einem „echten baugeschichtlichem Krimi“.
In einem Pressegespräch am Mittwochmittag stellten beide diese Ergebnisse vor, als Folge umfangreicher Untersuchungen. Sie haben eine bis dahin nicht nachgewiesene Zeitschicht auf dem 16. Jahrhundert freigelegt. „Dass die Baugeschichte so weit zurückreicht, belegt, dass das Profrangebäude das älteste in Marsberg ist“, sagt die LWL-Denkmalpflegerin.
Beispiel für ehemaligen städtischen Charakter
Obermarsberg ist ein Ort mit einem Rathaus, Gerichtsort, Münze und der Stiftskirche aus dem Jahr 785.
Die älteste Besiedlungsphase der rund um das Jahr 1220 gegründeten Stadt Obermarsberg entstand unterhalb des Klosters aus dem achten Jahrhundert an der heutigen Münz- und Pagenstraße.
„Mit dem Baudenkmal Pagenstraße 37 hat die Denkmalpflege ein weiteres Beispiel für den ehemaligen städtischen Charakter von Obermarsberg aufgedeckt“, sagt LWL-Denkmalpflegerin Dr. Bettina Heine-Hippler.
Der neue Eigentümer, Georg Zurhorst aus Göttingen ist Schreiner. Wegen eines Autounfalls konnte er an dem Pressetermin nicht persönlich teilnehmen, sondern war per Handy zugeschaltet. Er wollte ursprünglich, ein Baudenkmal in Brilon kaufen. Der Deal kam aber nicht zustande. Dafür kaufte er kurz vor Weihnachten 2019 das Haus in Obermarsberg.
Dach war spitzer und höher
Dr. Heine-Hippler: „Schon beim ersten Ortstermin wurde deutlich, dass das Baudenkmal älter ist als angenommen.“ Seit 2002 steht es in der Denkmalliste der Stadt. Darin werden zwei Bauphasen genannt und wiederverwandte Hölzer. „Diese stammen jedoch nicht wie ursprünglich angenommen aus dem 17. sondern aus dem 16. Jahrhundert, wie neue dendro-chronologische Untersuchungen belegen“, so Bauforscher Högg. „Damit haben wir erstmalig in Marsberg verbaute Deckenbalken aus dieser Zeit dokumentiert und wissen jetzt, dass das Gebäude in drei Bauphasen entstanden ist.“
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Auffällig sei das Dielenhaus, weil es im Vergleich zu anderen Hofhäusern eine recht schmale Diele aufweise. In dieser Grundrissgestaltung weise es Parallelen auf zu einem deutlich jüngeren Fachwerkbau in Meschede aus dem Jahr 1768. „Der Außenbau verfügt über ungewöhnlich aufwendige Verzierungen, Rauten- und Fischgrätmuster, Taustäbe und aufwendige Schnitzereien geben dem Wohnhaus einen städtischen Charakter“, so Heine-Hippler. „Solche Verzierungen sind Ausdruck einer großen wirtschaftlichen Prosperität.“ Wie sie auch in Höxter oder Warburg zu finden sind.
Der neue Eigentümer Georg Zurhorst will die langjährige Geschichte des Hauses fortführen. Er plant, es nach der Restaurierung wieder zu Wohnzwecken zu nutzen.