Brilon. Das alte Briloner Finanzamt bekommt nach Jahren des Leerstands einen neuen Eigentümer. Weshalb über den Käufer stillschweigen herrscht:

Brilon. Das ehemalige Finanzamt Brilon kommt in auswärtige Hände. Eine Immobiliengesellschaft aus Süddeutschland hat im Rahmen des Bieterverfahrens das meiste Geld auf den Tisch gelegt. Aktuell befinde man sich in Vertragsverhandlungen mit dem Höchstbietenden, wie Silke Schenck, Leiterin der Abteilung Presse und Kommunikation des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) in Düsseldorf auf Anfrage der WP sagte.

Details wollte die BLB-Sprecherin ebenso wenig nennen wie Bürgermeister Dr. Christof Bartsch. Dem sind die neuen Eigentümer immerhin bekannt: „Sie haben sich bei uns gemeldet,“ so Dr. Bartsch auf Anfrage der WP. Ihm wie auch der Fachabteilung im Rathaus ist das Unternehmen ein unbeschriebenes Blatt. Die künftigen Eigentümer hätten sich nach dem Wohnungsmarkt in Brilon sowie lokalen bauordnungsrechtlichen Aspekten rund um die Immobilie erkundigt

Startgebot von 210.000 Euro

Wie berichtet, hatte der BLB, der das Landesimmobilien-Management betreibt, das ehemalige Finanzamt im Rahmen eines mehrstufigen Bieterverfahrens auf den Markt gebracht. Nachdem die Stadt Brilon im vergangenen Jahr eine Vorkaufsoption als sogenannter „privilegierter Interessent“ nicht wahrgenommen hatte, initiierte der BLB das Bieterverfahren – zum Schnäppchen-Startgebot von 210.000 Euro. Für das Geld hätte die Stadt das „repräsentative Gebäude mit Geschichte“ erwerben können.

Es gab drei heimische Interessenten

In der ersten Runde des Bieterverfahrens hatte mehrere Interessenten ihren Hut in den Ring geworfen. Wie viele das waren und um welche Summen es ging, teilt der BLB nicht mit. Das gilt auch für den Abschluss des Verfahrens. Für das Verfahren selbst hatte die Stadt eine schriftliche Verschwiegenheitserklärung abgeben müssen. Abseits des formellen Verfahrens haben drei heimische Immobilienunternehmen mit der Verwaltung Kontakt aufgenommen und Nutzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten angesprochen, wie Dr. Bartsch auf Anfrage der WP sagte.

An Wohnraum-Förderung gebunden

Die neuen Eigentümer seien schon lange in der Branche tätig. Wenn sie wollen, können sie den Baubestand abreißen – Dr. Bartsch: „Das können wir nicht verhindern, das Gebäude steht ja nicht unter Denkmalschutz.“ - und das ganze Areal von Grund auf neu gestalten. Ein Verkaufsaspekt sei allerdings „nicht verhandlungsfähig“, sagte Silke Schenck: die verbindliche Vorgabe, bei der Schaffung von Wohnraum 30 Prozent der auf dem Grundstück entstehenden Wohnfläche auf 25 Jahre dem sozialen Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen. Das gilt auch bei einer Weiterveräußerung für einen etwaigen neuen Eigentümer. Dr. Bartsch hofft, dass die Investoren den Bedarf an zentral gelegenen kleinen, kostengünstigen Single-Appartments für junge aber auch ältere Menschen ebenso im Auge behalten wie Wohnungen für junge Familien mit Kind.

Der BLB veräußert die Immobilie „wie sie steht und liegt“

Bereits 2012 hatten sich verschiedene Investoren für den Komplex interessiert. Von einem Hotel war die Rede, von einem Altenheim - und auch die Stadt Brilon hatte damals mal angedacht, die Verwaltung aus dem Amtshaus an der Bahnhofstraße dorthin zu verlegen, das ehemalige Amt Thülen aufzugeben, das Gebäude zu verkaufen oder eventuell gar abzureißen und das Gelände zur weiteren städtebaulichen Entwicklung neu zu gestalten.

2111 Quadratmeter großes "Sahne-Grundstück" im Stadtzentrum

Das Grundstück ist 2111 Quadratmeter groß. Das Hauptgebäude wurde 1925 als Verwaltungsgebäude errichtet und in den 50er Jahren durch Flügel entlang des Schützengrabens und der Oberen Mauer ergänzt.

Neben dem Hauptgebäude befinden sich zwei weitere zweigeschossige ehemalige Wohnhäuser auf dem Grundstück, die zuletzt als Büros genutzt wurden und durch Verbindungsgänge mit dem Hauptgebäude verbunden sind. Die Gebäude stammen aus den Jahren 1935 bzw. 1937 und sind ebenso wie das Hauptgebäude sanierungsbedürftig