Winterberg/Willingen. In Willingen blickt man, wie in Winterberg, mit Sorge auf die Tagestouristen-Welle. Der Kreis hat die höchste Corona-Inzidenz Hessen.

Von Wilhelm Figge und Thomas Winterberg

Winterberg/Willingen. Solche Menschenmassen und ein Verkehrschaos wie in Winterberg hat es in der Nachbargemeinde Willingen bislang noch nicht gegeben. Aber auch dort ist der Heißhunger auf Schnee sehr deutlich spürbar. Und daher hat die Tourist-Info zu gegenseitiger Rücksichtnahme aufgerufen und gebeten, nicht ins Upland zu reisen: Der Platz reiche nicht aus für die vielen Besucher, die zum Rodeln kommen. Außerdem: Das Betreten der Pisten ist verboten, öffentliche Toiletten, wärmende Lokale, Ski-Schulen und -Verleihe sind geschlossen.

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Sehr hohe Inzidenz von 272,5

Erschwerend kommt hinzu: Der Landkreis Waldeck-Frankenberg hat mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 272,5 den traurigen Spitzenwert ganz Hessens eingenommen. Daher gilt dort nach wie vor eine Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr. Die Tourist-Info rät davon ab, „Willingen für einen Tagesausflug anzusteuern, um möglichst bald wieder ein Willingen mit Gästen haben zu dürfen. Wir verstehen jeden einzelnen von Ihnen, der jetzt Sehnsucht bekommt und Willingen besuchen möchte. Aber in einer Zeit wie dieser ist gegenseitige Rücksichtnahme unumgänglich."

Seit Montagmittag sei in der Gemeinde ein vermehrtes Gäste-Aufkommen zu bemerken, wenn auch nicht auf Winterberger Niveau, bestätigt Ordnungsamt-Leiter Dieter Pollack: „Individualsport ist durchaus möglich. Kritisch wird es, wo sich mehrere Familien treffen.“

Ordnungsamt schreitet ein

Wo auf Missstände hingewiesen werde, schreite das Ordnungsamt ein – angesichts der Vielzahl der Hänge habe es aber nicht das Personal, jeden anzusprechen und wegzuschicken, so die Gemeinde weiter. Am Mittwoch soll mit der Polizei geklärt werden, wo die größten Probleme liegen und wie sie gelöst werden können. Über eine Sperrung von Parkplätzen sei nachgedacht worden – aber was sie erreichen würde, sei fraglich, erläutert Pollack. Die Besucher würden dann umherfahren und andere Abstellmöglichkeiten suchen: „Wir verschärfen nur die Situation der Verkehrssicherheit auf den Straßen.“ Dann käme zur Lage auf den Pisten noch ein verkehrliches Problem hinzu, von dem Willingen bislang verschont geblieben sei.

Nicht wie in Winterberg

Zustände wie in Winterberg gab es bislang in Willingen nicht“, erklärt auch Jörg Wilke, Sprecher des Skigebietes. Er weist aber darauf hin: „Unsere Liftbetriebe inklusive Pisten sind geschlossen.“ Wegen der Gefahren verwiesen die Betriebe vor Ort und auf allen Kanälen darauf. Bei allem Verständnis für den Drang an die frische Luft: „Wenn die Menschen rodeln wollen, sollen sie dies möglichst weit weg von Schneekanonen & Co. tun.“ Das Skigebiet hatte schon vor Wochen gewarnt, dass die Pisten nicht präpariert sind, Stromkabel liegen und die Geräte nicht an allen Stellen abgesichert sind. Fürs Rodeln gebe es viele weitläufige Wiesenflächen. Auch Spaziergänge im Schnee sollten unproblematisch sein.

Auf allen Kanälen vor Anreise warnen

Ein Sprecher der Korbacher Polizei sagte heute Mittag, auf den Pisten und Hängen in Willingen herrsche sei reger Betrieb. "Bislang halten die Menschen aber die Abstandsregeln ein. Auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen werden wir dringend davon abraten, zu uns zu kommen." An Straßensperrungen sei nach wie vor nicht gedacht: "Das würde die Lage verschlimmern." Die Willinger hoffen zudem, dass die schneehungrigen Gäste nach der chaotischen Lage in Winterberg jetzt nicht Willingen als Alternative ansteuern. In Winterberg hat unterdessen sogar das Land Hilfe zugesagt.

Unterdessen sind auch im Nachbarkreis Waldeck-Frankenberg am Sonntag die Impfungen gegen das Coronavirus gestartet: Die ersten Dosen des Impfstoffs von wurden von mobilen Teams zunächst in Alten- und Pflegeeinrichtungen gefahren, um die ersten Menschen dort zu impfen. Der Landkreis hat ein Impfzentrum in der kreiseigenen Sporthalle an der Louis-Peter-Schule in der Kreisstadt Korbach eingerichtet.