Brilon. Der Heimatbund Semper Idem, CDU, Linke und ein ehemaliger Stadtverordneter wollen an Persönlichkeiten und Errungenschaften erinnern lassen.
Der Briloner Heimatbund Semper Idem möchte mit einer Straße an den Heimat- und Stadtgeschichtsforscher und -autor Gerhard Brökel erinnern, die CDU hat den Antrag gestellt, dem früheren Stadtdirektor Eberhard Schüle eine Straße zu widmen. Und auch einen „Platz der Kinderrechte“ soll es in der Stadt des Waldes geben. Damit sind die HSK-Linken ans Rathaus herangetreten. Sobald es einen konkreten Anlass gibt, eine Straße oder einen Platz neu- oder umzubenennen, will sich die Politik mit den Vorschlägen befassen.
Das regionalhistorische Wirken von Gerhard Brökel (1931-2014), langjähriger Rektor der Grundschule Gudenhagen und der Ratmersteinschule, ist durch zahlreiche Veröffentlichungen bekannt ist. Und die ältere Generation erinnert sich noch an die Impulse, die nach der Nolte-Pleite Mitte der 80er Jahre von dem jungen Stadtdirektor Eberhard Schüle, 1980 im Alter von gerade einmal 35 Jahren an die Verwaltungsspitze gewählt, im Zusammenhang mit der Egger-Ansiedlung für die bis heute nachwirkende wirtschaftliche Entwicklung Brilons ausgingen.
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Bis 1999 stand der Jurist der Verwaltung vor. Bei der ersten Direktwahl eines hauptamtlichen Bürgermeisters unterlag er in der Stichwahl Franz Schrewe. Danach nahm Schüle seine Tätigkeit als Rechtsanwalt auf. 2006 erlag er im Alter von 62 Jahren einem Krebsleiden.
Stiftung unterstützte Bildung
Wenig weiß man über Henricus Vogelius, dem ebenfalls eine Straße gewidmet werden soll. Der Name ist die latinisierte Form von Heinrich Vogel, aus Brilon stammender Priester und Dom-Benefiziat in Paderborn, der von 1623 bis 1698 gelebt hat und die Vogelius-Stiftung gegründet hat. Der ehemalige Stadtverordnete Stefan Feldmann hat sich bei der Erforschung alter Briloner Familien in die Biografie des Stifters eingearbeitet.
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Feldmann erinnert sich, dass in seiner Kindheit dieser Name immer mal wieder hinter vorgehaltener Hand erwähnt worden war. Aus gutem Grund. Zwar sollte die Stiftung geeigneten jungen Männern auch aus einfachen Verhältnissen ein Studium ermöglichen. Andererseits sollten wegen der begrenzten Mittel nicht allzu viele auf das Vermögen zugreifen. Allein für die Zeit von 1821 bis 1971 hat Stefan Feldmann in den Stiftungsakten 920 Familiennamen – auch über Brilon hinaus – gefunden.
Dass Henricus Vogelius alias Heinrich Vogel „zivilisatorische Impulse in der Stadt setzte“, erkennt auch Carsten Schlömer, Leiter des Stadtmuseums Haus Hövener, in einer Stellungnahme zu dem Antrag von Stefan Feldmann an.
Weitere Nachforschungen nötig
Allerdings reihe er sich damit in die biografischen Geschichten etlicher Briloner Bürger ein, die etwa den Magistrat ihrer Heimatstadt durch Renten unterstützten. Denkbar sei, Vogelius als „erfolgreichstes Beispiel einer geistlichen Persönlichkeit“ anzusehen, die noch vor der Gründung der Briloner Lateinschule im Jahr 1655 ihren Weg nach Paderborn fand, dort studierte und „überraschenderweise als bildungstechnischer Unterstützer über landesherrschaftliche Grenzen hinweg auftrat“. Leider lägen dem Museum keine tiefergehenden Unterlagen über Vogelius vor.
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Zwar lasse die Tatsache, dass die Familie Seibertz die Stiftung verwaltete, den Schluss zu, dass es sich bei Heinrich Vogel „um eine gewichtige Instanz zur Förderung junger auszubildender Theologen und Juristen“ gehandelt haben wird: „Inwiefern die Stadt Brilon davon profitierte, ist jedoch nicht belegt.“
Man könne zwar über den Vorschlag, Henricus Vogelius eine Straße zu widmen, nachdenken und diskutieren, aber vor einer Entscheidung müssten weitere Nachforschungen angestellt werden, ob es sich bei dem Theologen „um eine speziell in Brilon wirkungsmächtige Personalie handelt“. Genau dem hat sich der Strukturausschuss jetzt angeschlossen.