Winterberg/Brilon. Im März wegen Corona geschlossen, im Juni wieder eröffnet, im November ein Hilferuf – wie geht es der Mutter-Kind-Klinik St. Ursula jetzt?

Im November hatte der Caritasverband Brilon einen Aktionstag durchgeführt und einen Hilferuf an die Politik geschickt. Der Grund: Rehakliniken wie die Mutter-Kind-Klinik St. Ursula in Winterberg seien in Gefahr, sollten keine weiteren Corona-Finanzhilfen fließen, hieß es. Wie ist es seitdem weitergegangen?

„Die Forderung wurde zu einer Zeit verfasst, als der erste Rettungsschirm ausgelaufen war“, sagt Sandra Wamers, Sprecherin des Caritasverbandes Brilon. Dieser sogenannte Reha-Rettungsschirm hatte für Kliniken wie St. Ursula coronabedingte Mindereinnahmen ab dem 16. März kompensiert und war Ende September ausgelaufen. Seitdem aber hat sich die Situation gebessert. Es gibt weitere Hilfen oder Aussichten darauf und die St.-Ursula-Klinik ist nicht nur weiterhin geöffnet, sondern auch wieder gut belegt.

Auch interessant

Hat die Schließung der Klinik von Mitte März bis Ende Juni dazu geführt, dass Kurbedürftige deutlich länger auf der Warteliste stehen müssen? Nein, sagt Ulrich Fliege-Sölken, Fachbereichsleiter Mutter-Kind-Kuren beim Caritasverband Brilon. Einige seien an anderen Kliniken untergekommen, andere hätten ihre Kur verschoben und einige hätten auch relativ kurzfristig dank Absagen nachrücken können.

Keine Kurzarbeit mehr

Beim ersten Lockdown im Frühling seien die Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt worden, berichtet Wamers. Seit der Wiedereröffnung am 23. Juni aber laufe der Kurbetrieb zumindest in Winterberg annähernd normal, wenn auch mit Corona-Sonderregelungen. „Wir können komplett belegen, die Räumlichkeiten geben das her“, ergänzt Fliege-Sölken. Auch der 2019 begonnene Umbau samt Erweiterung könne schon genutzt werden.

Auch interessant

An besondere Regeln müssen sich alle Kurenden dennoch halten. Die blockweise erfolgende Anreise sei zeitlich gestaffelt, während der Kurwochen würden flurweise Kleingruppen gebildet. Besucher dürfen die Klinik nicht betreten und die Patienten sind angehalten, auch außerhalb der Klinik möglichst wenige Menschen zu treffen. Wer ohne eigenes Auto anreist, muss vor Kurantritt klären, wie er Winterberg bei einer Infektion mit SARS-Cov-2 verlassen kann – der öffentliche Nahverkehr ist dann tabu. Trotz diese Einschränkungen seien „die Mütter und Kinder sehr froh, kommen zu können“, sagt Sandra Wamers. „Die vergangenen Monate mit Homeoffice und Heimunterricht haben die Lage für viele nicht gerade entspannt.“

Verlängerter Rettungsschirm

Woher kamen die neuen Hilfen? Zum einen wurde der Reha-Rettungsschirm im November verlängert. Vorerst bis Ende Januar erhalten die Einrichtungen 60 Prozent des Tagessatzes für leer gebliebene Betten, die es zumindest in Winterberg aber wie beschrieben nicht oder kaum gibt. Was es auch dort gibt, sind coronabedingte Mehrkosten, zum Beispiel für Schutzausrüstung. Auch diese sollen – so die Hoffnung des Caritasverbandes – demnächst kompensiert werden. Denn Ende November wurde in Berlin das Gesundheitsversorgungs- und Pflegeverbesserungsgesetz verabschiedet. Es sieht auch eine Verlängerung pandemiebedingter Sonderregeln vor.

Auch interessant

Laut Sandra Wamers würde das einschließen, dass Kliniken durch Corona entstandene Mehrkosten vom 1. Oktober 2020 bis 31. März 2021 kompensiert bekommen. „Über die Details der Umsetzung müssten, nachdem das Gesetz verabschiedet ist, aber noch die Krankenkassen und die Träger verhandeln“, so Wamers. Zunächst aber sei die Aussicht auf das neue Gesetz aus Sicht der Caritas „ein Schritt in die absolut richtige Richtung und ein gutes Signal.“

Auch interessant

Mit welchen Forderungen die Caritas in die Verhandlung mit den Krankenkassen einsteigen würde, erläutert Fachbereichsleiter Fliege-Sölken. Ihm zufolge liegt ein Gutachten vor, das die coronabedingten Sach- und Personalmehrkosten im Rehabereich mit 20 Prozent veranschlagt. Die genauen Zahlen seien aber vom Betrieb abhängig – deshalb begrüße man seitens der Caritas zwar zunächst die 20-Prozent-Schätzung, wolle am Ende aber lieber „spitz abrechnen“, um die tatsächlichen Mehrkosten aufgefangen zu bekommen.