Medebach/Winterberg. Denise Rötger und Toni Brieden stört es, wenn rechtes Gedankengut witzig oder harmlos daherkommt. Sie wollen am Sonntag ein Zeichen setzen.
Der 1. Dezember war der Tag, der Denise Rötger und Toni Brieden in die Offensive trieb. An diesem Tag verbot Bundesinnenminister Horst Seehofer eine rechtsextremistische Gruppe, die sich Wolfsbrigade 44 nennt – ein Verbot, das am selben Tag zu Hausdurchsuchungen auch in Medebach und Winterberg führte. Dort hatte die Polizei Mitglieder der Gruppe ausfindig gemacht.
Zeitpunkt, Vorgehen und weitere Infos
Zeitpunkt der Aktion ist Sonntag, 13. Dezember, 17 Uhr.
Wer an der Aktion teilnehmen möchte, sollte zu diesem Zeitpunkt das zugehörige Bild (siehe oben) zusammen mit dem Hashtag #aktivgegenrechts auf seinem Facebook- oder Instagram-Account posten.
Wer das Bild nicht bereits bekommen hat, kann es unter aktiv-gegen-rechts@gmx.de anfragen. Unter diese Adresse werden auch Fragen zur Aktion beantwortet.
Denise Rötger ist 22 Jahre alt und lebt in Titmaringhausen, Toni Brieden ist 21 Jahre alt und Medebacher. Für die beiden Freunde war die Meldung über die Razzia ein Anlass, sich Gedanken zu machen. „Wir können den ,kleinen Imagekratzer‘ unserer Heimatstädte hinnehmen und weiterhin nichts tun. Oder wir nehmen das als Anlass, uns mal im eigenen Umfeld umzuschauen.“
Zwar gebe es weder in Medebach noch in Winterberg oder im Sauerland allgemein ein großes Naziproblem. Aber vereinzelt trete rechtes Gedankengut eben doch auf, ob beim Lästern am Stammtisch über ausländisch aussehende Fußballspieler oder durch vermeintlich witzige Whatsapp-Bilder.
Angeblich witzige Whatsapp-Bilder
Rötger und Brieden betonen, dass für sie sowohl progressive als auch konservative Meinungen zum politischen Diskurs gehören. Menschenverachtendes Gedankengut aber wollen sie nicht tolerieren. Dieses kann im Alltag ganz verschieden daherkommen – oft in Form auf witzig gemachter Sprüche und Bilder. „Ich habe auch selbst schon solche Whatsapp-Nachrichten bekommen“, sagt die 22-Jährige.
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Darin hätten zum Beispiel Sprüche gestanden wie: „Dich mag ich. Dich vergase ich als Letztes.“ Oder „Ene, mene, miste, Neger in der Kiste“ zu einem Bild schwarzer Menschen. Sprüche, die die junge Frau nicht nur nicht witzig, sondern völlig inakzeptabel findet. Die meisten Menschen, die solche Bilder teilten, dächten darüber schlicht nicht nach, glaubt sie. Aber genau das sei nötig. Also brauche das Thema Aufmerksamkeit und möglichst viele Menschen, die eine klare Haltung zeigen.
Möglichst viele Menschen sollen Aktion zeitgleich posten
Flagge zeigen und zum Nachdenken anregen wollen die beiden jungen Leute – auch wegen Corona – mithilfe der sozialen Medien. Sie haben eine Bilddatei erstellt, auf der der Slogan „#aktivgegenrechts – kein Raum für rechte Hetze“ zu lesen ist.
Die Idee: Am dritten Advent, 13. Dezember, um genau 17 Uhr, sollen so viele Menschen und Organisationen wie möglich dieses Bild auf ihren Facebook- und/oder Instagram-Accounts posten. Idealerweise zusätzlich mit dem Hashtag #aktivgegenrechts versehen, hoffen Rötger und Brieden durch diese konzertierte Aktion auch die Aufmerksamkeit der Social-Media-Algorithmen zu erregen – je besser das gelingt, desto mehr Menschen würden die Posts ausgespielt und umso größer könnte die Reichweite der Aktion ausfallen.
Nachdem die Idee auf der Welt war, haben die Initiatoren in Medebach und Winterberg so viele Vereine, Gruppen, Personen und Unternehmer kontaktiert, wie ihnen einfielen. „Ich weiß gar nicht mehr, wie viele es inzwischen sind“, sagt Rötger. Die Reaktionen seien sehr positiv gewesen, nur vereinzelt hätten zum Beispiel Geschäftsinhaber abgelehnt mit dem Hinweis, sich nicht politisch äußern zu wollen. Was jedem freisteht.
Doch viele andere, darunter mehrere Vereine, hätten sofort zugesagt. „Kein Mensch sagt heute mehr: ,Ich bin rechtsradikal‘“, meint Rötger. „Aber die, die es sind, sollen sich durch die Aktion isoliert fühlen und erkennen: ,Alle diese Leute finden das Sch….‘“