Madfeld. Madfeld und die Krebse: im Norden ging es mit viel Aufwand dem Signalkrebs an den Panzer, im Süden soll ein Edelkrebs-Aufzuchtrefugium entstehen.

Diesmal blieben die Reusen leer. Zweimal hat sich Carsten Burk, Biologe aus Bielefeld und Mitarbeiter des Edelkrebsprojekts NRW, in diesem Jahr im Wolfgangsee bei Brilon-Madfeld auf die Suche nach dem Signalkrebs gemacht. Vergebens. Für ihn ein Grund zur Freude. Beweist das ausgebliebene Fangerlebnis doch, dass die aufwändige Vernichtung des Signalkrebses im Wolfgangsee „komplett gelungen“ sei.

Einen ähnlichen Erfolg erhofft sich Carsten Burk nun auch von einem neuen Artenschutzvorhaben. Das findet ebenfalls im Raum Madfeld statt: Im Haidland läuft ein Projekt zum Schutz des Edelkrebses an. Ziel: Der einzigen heimischen Flusskrebsart Mitteleuropas den Aufbau vitaler Bestände zu ermöglichen, um sie dann in anderen geeigneten Teichen oder Bächen in Brilon und darüber hinaus im gesamten Kreisgebiet auszusiedeln.

Landesweit Suche nach Rückzugsgebieten

Landesweit begeben sich die Mitarbeiter des Projekts auf die Suche nach geeigneten Rückzugsgewässern. Zentrales Kriterium dabei: Der Signalkrebs darf dieses Reservat nicht „durch eigenständige Einwanderung“ erreichen können. Dafür, so Carsten Burk zur WP, reiche ein Radius von rund 200 Metern um den Teich herum aus. Eine derartige Strecke könne der Kiemenatmerselbst „in einer lauen Sommernacht auf taufeuchtem Boden“ über Land nicht mehr bewältigen.

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Auch im Hochsauerland sind de Signalkrebs und seine nordamerikanische Artgenossen bereits auf dem Vormarsch. Bis über Meschede hinaus haben sie sich in der Ruhr und ihren Nebenflüssen usgebreitet. Nördlich der Wasserscheide droht von der Weser Ungemach. Von dort können sich die Neozone, wie der Biologe eingeschleppte Arten nennt, stromaufwärts durch die Diemel und die Hoppecke ausbreiten. Den Sprung von der Hoppecke ins Haidland sei aus eigener Kraft für die Signalkrebse allerdings nicht zu schaffen, sagt Carsten Burk.

Finanzierung durch Ersatzgeld

Dafür führe das Rinnsal, das sich aus dem Teich unter der B7 hindurch seinen Weg letztlich in die Hoppecke sucht, zu wenig Wasser. Jedenfalls sei das eine im Rahmen des Projektes gemachte Beobachtung.

Gefahr durch Krebspest

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts besiedelten Edelkrebse nahezu jedes Gewässer.

Durch Wasserverschmutzung schmolzen die Vorkommen bis in die 70er Jahre hinein.

Trotz der seitdem deutlich verbesserten Wasserqualität erholten sich die Bestände nicht .

Grund ist vor allem die Krebspest , die von eingeschleppten Arten wie dem Signalkrebs übertragen wird.

Die größte Edelkrebs-Populationen von NRW befindet sich in der Aabachtalsperre.

Vom Wolfgangsee aus hätten sich die Signalkrebse über Land zu einem Zufluss der Talsperre bewegen können.

Ein Befall mit der Krebspest hätte innerhalb weniger Tage möglicherweise die gesamte Population getötet, was tonnenweise Kadaver ergeben und somit die Wasserversorgung gefährdet hätte.

Zurzeit sei de r Bestand zyklusbedingt eher niedrig , so Aabachverbandsvorsteher Gutknecht; einen Zusammenhang mit dem Signalkrebs und der Krebspest gebe es nicht.

Insgesamt sechs Teiche befinden sich im Haidland, ein großer und fünf kleinere. Deshalb eigne sich dieses Ensemble in idealer Weise für die Aufzucht von Edelkrebsen, meinen die Projekt-Koordinatoren und - Initiatoren. Die Teiche befinden sich im Eigentum der Stadt. Wie Carsten Burk gegenüber der WP erklärte, müssen sie für das Projekt hergerichtet werden. Allein die Entschlammung sei „eine Herkulesaufgabe“. Außerdem müssen die Böschungswinkel bearbeitet und in die Teichen artspezifische natürliche Versteckmöglichkeiten - in der Regel Steine - eingebracht werden.

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Die Kosten für das Projekt lassen sich zurzeit noch nicht beziffern. Die Herkunft des Geldes allerdings. Die Maßnahme wird vollständig aus dem sogenannten Ersatzgeld finanziert. also jener Ausgleichsabgabe, die beim Bau von Windrädern an den Hochsauerlandkreis für die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes abzuführen ist. Die Abgabe bemisst sich nach Höhe und Lage der jeweiligen Anlage. Im Fall des aktuell bei Scharfenberg im Außenbereich beantragten Windrades der BMT Energie GbR hat der Kreis das „Metergeld“ auf rund 61.500 Euro festgesetzt.

Wie viele Edelkrebse im Haidland letztlich ausgesetzt werden, kann Carsten Burk noch nicht sagen. Er hofft, dass es mit den Vorarbeiten im Frühjahr losgehen und der Besetz im Spätsommer erfolgen kann.

Beginn im Frühjahr

Der Biologe weiß natürlich, dass die Anlage eines derartigen Artenschutzreservates keine Garantie dafür ist, dass die Teiche signalkrebsfrei bleiben. Schließlich sind die Neozone ja auch nicht aus eigener Kraft in den Wolfgangsee gelangt, sondern dort ausgesetzt worden. Der Wolfgangsee hat bekanntlich keinen Zu- und keinen Ablauf, sondern füllt sich durch das Grundwasser. Carsten Burk: „Das sieht dort jetzt schöner aus als vorher.“

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Für Dr. Gerrit Bub, Leiter des Stadtforstbetriebes, ist bei dem Artenschutzprojekt im Haidland ein Aspekt besonders wichtig: Dass die Teiche ihre Funktion als Löschwasserreservoir beibehalten.